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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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hatte ihn wieder mal der Kategorie fünf zugeordnet. Du kennst ja das interne Verfahren. Das hatte die formelle Auflösung seines Vertrages zur Folge, trotz seines Sicherheitsstatus. Man hätte die Wiederanstellung beantragen und begründen müssen, so wie ich es immer getan habe.“
    „Du hast dann interveniert?“ Sie lächelte, denn sie wusste, was es bedeutete, wenn Brian intervenierte. Viele unterschätzten den kleinen, untersetzten Mann.
    „Und wie. Ich war überzeugt, dass es wie gehabt der Irrtum eines Bürokraten war, dass ich nur ein wenig auf den Putz hauen muss, damit das Ganze wieder in Ordnung kommt. Aber ich hab mich geirrt. Ich sollte auch kaltgestellt werden.“ Die Erinnerung an diese Enttäuschung ließ ihn verstummen. Mary legte ihm die Hand auf den Arm und nickte ihm auffordernd zu. „Wie ging es weiter?“, fragte sie.
    „Es war von ganz oben abgesegnet. Bob Bloth, der gerade Abteilungschef geworden war, wollte mich und Tobias ja schon immer loswerden. Du weißt, Tobias ist zwar genial, aber niemand, der sich Freunde schafft. Er ist so, so …“, er suchte nach dem richtigen Wort.
    „Asozial, egozentrisch, arrogant, verschlossen, geheimniskrämerisch, rassistisch, vor allem gegenüber Asiaten, unhöflich, besserwisserisch, abweisend …“, ergänzte Mary. Brian unterbrach sie.
    „Ja, ja, all das, das kennen und wissen wir seit über zwanzig Jahren. Aber er ist auch genial, wie hast du ihn genannt: ein Jahrtausendgenie. Fakt ist, Bob Bloth wollte uns loswerden und sie hatten Angst vor den Kosten. Die offizielle Begründung war dann, sein Wissen sei veraltet. Man verfüge über genügend Experten, die ihm das Wasser reichen können und so weiter. Sie rechneten damals damit, dass er noch etwa zwei Jahre leben würde. Sein Zustand hatte sich in den letzten Jahren ja auch kontinuierlich verschlechtert …“
    „Er sitzt jetzt im Rollstuhl“, warf Mary ein.
    „Oh, das wusste ich nicht.“ Er schwieg kurz. „Also, sie haben ausgerechnet, dass er erstens keinen Anspruch auf Krankenversicherung hat, dass zweitens die Kosten für seine medizinische Versorgung sowieso schon außerordentlich hoch waren und dass drittens die Kosten mit dem Übergang ins finale Stadium explodieren würden. Außerdem ist er Deutscher, was die Sache nicht einfacher macht. Ich musste mir dauernd anhören, dass das Geld nicht einmal für die eigenen Leute reicht.“
    „Haben sie seine Leistungen nicht gegengerechnet?“
    „Doch, doch, es gab das übliche Geschwafel und einen gravierten Zinnteller zum Abschluss. Sie waren der Meinung, dass sie seit Einführung des neuen Krankenversicherungssystems vor knapp zwanzig Jahren immer wieder Ausnahmen bei Tobias gemacht und damit seine Leistungen über die Jahre mehr als genug honoriert hätten. Sie haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass wir ihn aufgrund seiner Erbkrankheit nie hätten einstellen dürfen.“
    „Hat jemand das Tobias so gesagt?“
    „Natürlich nicht, aber wir beide wissen, dass das nicht notwendig ist.“
    „Du meinst, Tobias hat sich diese Informationen beschafft?“
    „Mary, du und ich, wir sind die Einzigen, die verstanden haben, wozu Tobias fähig ist, wenn er etwas will und wenn ihn etwas interessiert. Und ich wette jede Summe, dass ihn sein eigener Fall ganz sicher interessiert. Der spaziert durch jedes Computersystem wie andere Leute durch ihre Wohnung. Vor ihm ist nichts sicher, rein gar nichts.“
    „Das hast du ihnen natürlich gesagt, und wie ich dich kenne, noch einiges mehr?“
    Er brummte, denn das war der unangenehme Teil der Geschichte: Damals waren ihm die Pferde durchgegangen. „Okay, sagen wir es mal so, ich war nicht besonders, ähm, diplomatisch. Sie haben ihn dann einfach Bob Bloth unterstellt. Nach über zwanzig Jahren! Ich hab sie gewarnt, aber es hat alles nichts genützt.“
    „Wann hattest du das letzte Mal Kontakt zu ihm?“
    „Kurz bevor die ganze Geschichte eskalierte. Er schickte mir die Verfügung über seine Entlassung, einen Tag, bevor er sie offiziell erhielt! Ich ging zu ihm und sagte ihm, dass ich mich darum kümmere. Da habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Sie verpassten mir sofort einen Maulkorb und erteilten das Kontaktverbot.“
    „Hat er versucht, dich zu erreichen?“
    „Herrgott Mary, stell mir doch keine Fragen, deren Antwort du schon kennst. Natürlich. Zum Glück haben sie ihm gesagt, dass ich Kontaktverbot habe.“
    „Du hast vorhin gesagt, dass sie ihn weiterbeschäftigten.“
    „Ja, das

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