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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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uns einfach nachschauen.“

Tobias kehrte in den Sommerferien 2031 nach Aberystwyth zurück, um Confidence zu vernichten und sich anschließend selbst das Leben zu nehmen. Aber die Zwillinge Ann und Andrew, die beiden Fünfjährigen, machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Als er ankam, stürzten sich die zwei begeistert auf ihn. Sie hatten ihn über Weihnachten furchtbar lieb gewonnen , wie sie sagten. Was sich Tobias überhaupt nicht erklären konnte.
    Es war, als hätte jemand in einem dunkeln Raum eine Kerze angezündet. Das Licht blendete nicht, es strahlte ruhig und warm. Die Kinder buhlten um seine Aufmerksamkeit, liefen hinter ihm her. Das hatten sie schon zu Weihnachten getan, in seiner Trübsal hatte er es damals aber nicht bemerkt.
    Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft saß er im Garten im Gras, die beiden Kinder links und rechts von ihm, und er las ihnen aus einem uralten Kinderbuch vor. Irritierenderweise machte ihm das Spaß und selbst bei der fünften Wiederholung der gleichen Geschichte wurde ihm nicht langweilig.
    In den folgenden Tagen ließen die Kinder ihn nicht zur Ruhe kommen, und ihre Eltern griffen nicht ein, um sie zu bremsen. Tobias fühlte sich pudelwohl, er hatte wieder Appetit und seine blasse Haut bekam ein wenig Farbe.
    An einem Morgen eine Woche später wachte er davon auf, dass Andrew an die Tür hämmerte, der Junge wollte ihm unbedingt eine Blindschleiche im Garten zeigen.
    Als Andrew ihm auf der Wiese im Übermut gegen das Schienbein trat, spürte Tobias zum ersten Mal seit über einem halben Jahr wieder Schmerzen. Denn der von Confidence modifizierte PID unterdrückte nur die chronischen, aber nicht die spontanen Schmerzimpulse. Es war ein unangenehmer, aber doch willkommener Schmerz, ein Zeichen, dass er lebendig war.
    Vor Schreck setzte er sich auf den Rasen und Tränen schossen ihm in die Augen. Andrew war genauso erschrocken, plötzlich fing er an zu weinen und schlang seine kleinen Arme, mit denen er erstaunlich fest zudrücken konnte, um Tobias’ Hals: „Bitte nicht böse sein, ich wollte dir nicht wehtun. Ich hab dich doch ganz doll lieb.“
    „Ich hab dich auch lieb, Andrew“, sagte Tobias und strich dem Jungen beruhigend übers Haar.
    „Und Ann und Mami und Papi?“
    „Die habe ich auch lieb.“
    „Und Milki? Und Sir John?“
    „Du meinst die Katze und den Nachbarshund? Die natürlich auch.“ Das schien den Jungen zu trösten, langsam hörten die Tränen auf zu fließen.
    „Tut der Chip weh?“, fragte Andrew unvermittelt und zog laut die Nase hoch.
    „Welcher Chip?“
    „Nach den Sommerferien werden Ann und ich sechs Jahre alt und dann bekommen wir einen Chip, dann schneiden sie uns hier auf“, Andrew griff mit seiner schmutzigen Hand unter seine rechte Achsel, „und dann stecken sie dort einen Chip rein. Wie bei Mami und Papi.“
    „Ach so, das meinst du. Nein, das tut nicht weh.“
    „Gar nicht?“
    „Na, vielleicht ein bisschen.“
    „Und was macht der Chip dann da? Ich will da nichts haben. Ich hab Angst.“ Andrew sah aus, als würde er gleich wieder anfangen zu weinen.
    „Du musst keine Angst haben, ich habe auch einen Chip und ich habe keine Angst.“
    Andrew hob seinen Kopf und sah ihm in die Augen. „Du bist ja auch der Chef von den Chips, bei dir trauen sie sich nicht.“
    Tobias lachte. „Der Chef von den Chips, wer sagt denn das?“
    „Papi hat gesagt, die Chips müssen alle machen, was du sagst. Sagst du meinem, dass er mir und Ann keine Angst machen darf?“
    Tobias schwieg. Andrew strahlte ein Urvertrauen aus, das ihn tief in seinem Innern berührte. „Ich sag’s ihm, versprochen.“

Ab da fühlte Tobias sich für die Zwillinge verantwortlich und machte sich Gedanken über ihre Zukunft.
    In den letzten zwanzig Jahren war für ihn der Abstand zur realen Welt immer größer geworden, er hatte die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen höchstens am Rande verfolgt, sie interessierten ihn einfach nicht.
    Nur Dinge, die er nicht ignorieren konnte, wie die Veränderungen der Sozialgesetze, insbesondere der Krankenversicherung, hatte er mitbekommen. Aber darum hatte Brian sich für ihn gekümmert, und so hatte er es wieder vergessen.
    Nun arbeitete er die letzten zwanzig Jahre auf. Er betrachtete alles im Detail und was er sah, gefiel ihm gar nicht.
    Einerseits gab es riesige Fortschritte in allen Bereichen der Naturwissenschaften. Die Menschen des Jahres 2031 hatten einen höheren Lebensstandard als je

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