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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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hatte ihn zweimal durch die Fußgängerzone geführt und dann stellte sich heraus, dass das Hotel keine eigenen Parkplätze hatte. Er musste das Auto in ein fünf Minuten entferntes Parkhaus bringen, die Parkgebühr war beachtlich.
    Als er in sein Zimmer kam, hörte er gleich die Fernsehgeräte der Zimmer links und rechts von seinem. Das Zimmer war also hellhörig, und das für achtzig Euro die Nacht. Alles in allem kein gelungener Auftakt für einen Abend mit Lisa.
    Sie trafen sich in der Lobby, und bevor er etwas sagen und seinen Ärger loswerden konnte, hakte sich Lisa gut gelaunt bei ihm ein. „Ich hab gerade an der Rezeption einen Tipp bekommen. Hast du Lust auf Italienisch? Das Restaurant ist direkt um die Ecke.“
    Mit einem Mal war sein Ärger verschwunden, Lisas Nähe und Wärme ließen ihn alles andere vergessen.
    Es war das erste Mal, dass sie privat zusammenkamen. Über den Fall hatten sie auf der mehr als dreistündigen Fahrt von Frankfurt nach Regensburg genug diskutiert, mit diesem Thema waren sie durch. Worüber also reden?
    Lisa brach das Eis. Auf dem Weg zum Italiener und am Tisch erzählte sie von sich, und nach einer halben Stunde, noch vor dem Hauptgang, kannte Jakob bereits die wichtigsten Eckpunkte ihrer Lebensgeschichte. Wohlbehütet aufgewachsen, Abitur, die erste Liebe, einige flüchtige Bekanntschaften, ihre Karriere bei der Polizei, viele nette Kollegen, keine längere Beziehung. Insgesamt zufrieden, aber einsam. Das sagte sie nicht so und sie überspielte es auch mit ihrem typischen Lachen, doch Jakob verstand.
    Und dann erzählte er. Der schwere Barolo, den sie tranken, tat ein Übriges. Er redete und redete, und ohne dass es ihm richtig bewusst war, schilderte er auch die Probleme seiner Ehe. Er jammerte nicht, beschuldigte seine Frau nicht und redete auch nicht schlecht über sie. Im Gegenteil! Und das war vermutlich der Grund dafür, dass Lisa irgendwann einfach ihre Hand auf seine legte.
    So saßen sie einige Minuten schweigend da, schauten sich an, verschränkten ihre Finger ineinander. Bevor sie weiterreden konnten, trat die Bedienung an den Tisch und wies sie höflich darauf hin, dass das Restaurant nun schließen würde.
    Der Weg zum Hotel war kurz, zu kurz für beide, um einen klaren Kopf zu bekommen. In der Lobby ließen sie sich ihre Schlüssel geben und gingen zum Lift. Sie fuhren hoch, und Jakob begleitete Lisa zu ihrem Zimmer. „Und jetzt?“, fragte er sie.

Am Mittwochabend waren die drei Profis, aus unterschiedlichen Ländern kommend, in Amsterdam gelandet. In einem Hotel in der Nähe des Flughafens trafen sie sich beim Abendessen zum ersten Mal. Sie tauschten keine Namen aus, sondern sprachen sich in einem mehr oder weniger guten Englisch mit ihrer Nationalität an: Portugiese, Maltese, Ungar.
    Nach dem Essen zeigte ihnen ihre Kontaktperson, ein Asiate in einem grauen Anzug von der Stange und hellblauem Hemd, Fotos und Informationen zu den Zielpersonen, außerdem gab er ihnen den Schlüssel für einen Mietwagen sowie drei Handys, auf denen die Nummer ihres Auftraggebers gespeichert war. Die Unterlagen und Fotos behielt er. Als sie den Ablauf besprachen und der Asiate ergänzte, dass es sich bei den zwei Zielpersonen um Polizisten handelte, wuchs die Anspannung. Jakob Schells Lebenslauf trug nicht zur Entspannung bei. Ihnen war nun klar, dass der Einsatz auch für sie selbst lebensgefährlich werden konnte.
    Der Plan des Kontaktmanns war bei Weitem nicht ausgereift. Keiner der drei war ein Freund der Improvisation. Improvisieren hieß, unkalkulierbare Risiken einzugehen.
    Um 6 Uhr am Donnerstag fuhren sie aus Amsterdam los und kamen kurz nach 9 Uhr in einem Lagerhaus am Stadtrand von Köln an. Dort übergab ihnen Chen, ohne sich ihnen namentlich vorzustellen, ihre Ausrüstung. Ein schwarzer Kastenwagen mit dem Logo der Firma UPS, für jeden eine UPS-Uniform, mehrere Paar Einweghandschuhe und eine Makarow, außerdem eine Elektroschockpistole von Taser International, eine israelische Maschinenpistole Uzi, ein russisches Dragunow-Scharfschützengewehr und drei russische Handgranaten des Typs RGD-5. Bis auf den Taser alles Waffen, die seit der Auflösung des Warschauer Paktes relativ einfach auf dem Balkan zu beschaffen waren.
    Nach dem Einsatz sollten sie wieder in die Lagerhalle kommen, die Ausrüstung abliefern und mit dem Mietwagen zurück nach Amsterdam fahren.
    Im UPS-Wagen war ein Karton, in dem sich ein etwa fünfzig Kilogramm schwerer alter Safe befand, darin

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