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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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hatte er im Blick. Das erste neben dem Treppenhaus war klein – das Badezimmer? –, dann folgten zwei größere.
    Nach seinen Telefonaten im Meditationsraum war Chen direkt nach Köln gefahren, wo er gegen 5 Uhr ankam. Er ging davon aus, dass Polinski zwischen 6 und 7 Uhr aufstehen würde. Aus dem Auto erteilte er eine Reihe von Aufträgen, über ein Handy, das er sich vorher in einem Tankstellenshop besorgt und mit einer in Österreich gekauften Prepaidkarte in Betrieb genommen hatte. Für solche Fälle hatten sie in der Bank immer welche auf Vorrat.
    Zuerst rief er mit seinem privaten Handy das neue provisorische Handy an, um zu prüfen, ob es funktionierte. Danach rief er mit dem neuen Handy sieben andere österreichische Prepaid-Nummern an – die dazugehörigen Geräte würden in den nächsten Stunden den einzelnen Teams übergeben und bei der geplanten Aktion die Verbindung sicherstellen.
    Martin Polinski war der einfachste Fall, um ihn kümmerte er sich nun selbst. Er verfügte über eine Reihe von Substanzen aus der Pharmaforschung, die es nie zur Marktreife gebracht hatten, da sie nicht die erwartete Wirkung zeigten oder ihre Nebenwirkungen zu groß waren. Für Polinski hatte er ein Mittel dabei, das innerhalb weniger Stunden zum Herzstillstand führte. Man musste gezielt nach der Substanz suchen, um sie nachzuweisen – und wer würde das schon bei einem Dialysepatienten, der im Bett gestorben war?
    Auf dem Beifahrersitz lag ein Kuvert, das einen Briefbogen, einen Ausdruck mit Flügen für den heutigen Mittwoch von Köln/Bonn nach London sowie einen Betrag von 5.000 britischen Pfund enthielt. Gut investiertes Geld, wie Chen fand. Der Briefbogen war die Bestätigung für eine Nierentransplantation zu einem Preis von 4.000 britischen Pfund, inklusive drei Tagen Pflege nach der Operation. Ausgestellt auf Martin Polinski. Absender ein pakistanischer Arzt, der in einem Vorort von London tatsächlich einer entsprechenden illegalen Tätigkeit nachging.
    Neben dem Kuvert lag ein USB-Stick mit den Daten aller Dokumente, die Polinski Jakob Schell zum Fall der Regensburger Universitätsklinik zugespielt hatte. Außerdem hatte er ein paar belanglose Mails von Jakob Schell und Lisa Schlattman sowie diverse andere BKA-Dokumente, die als vertraulich eingestuft waren, auf den USB-Stick kopieren lassen. Das sollte reichen, um Polinski als Maulwurf zu enttarnen.
    Seine Uhr zeigte exakt 5:30 Uhr an, als im dritten Stock, in Polinskis Wohnung, das Licht anging, was Chen nur an einem hellen Streifen unten an den Fenstern sah, da die Rollläden fast ganz heruntergelassen waren.
    Er zog seine Handschuhe an, griff nach dem Kuvert und dem USB-Stick und stieg aus. Innerhalb von fünfzehn Sekunden stand er vor dem Eingang und läutete bei Polinski, zweimal drückte er den Klingelknopf.
    Die Straße war vollkommen leer, auf einer stärker befahrenen Straße weiter vorn sah er ab und zu Scheinwerferlicht vorbeihuschen. Vor wenigen Minuten waren noch alle Fenster dunkel gewesen, nun war bereits hinter einzelnen weiteren Fenstern Licht. Die Straße erwachte.
    „Ja?“, kam es aus der Lautsprecheranlage.
    „Chen.“
    „Chen?“, Polinski klang überrascht. Chen hatte bisher nur einmal, zu Beginn ihrer Zusammenarbeit, direkt Kontakt mit ihm gehabt, ansonsten ausschließlich über Telefon und Mail. Der Türöffner summte und Chen drückte die Tür auf.
    Im dritten Stock stand die Wohnungstür einen Spalt offen, durch den ein Lichtstrahl ins dunkle Treppenhaus fiel, Chen hatte kein Licht gemacht. Als er die letzte Stufe nahm, zog Polinski die Türe ganz auf. Ihm war die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben.
    „Herr Chen, was ist passiert?“
    „Ich bringe gute Nachrichten, Herr Polinski. Ihre Niere ist da!“
    Er war nun in der Wohnung, und Polinski schloss die Tür hinter ihm. Im Flur roch es unangenehm säuerlich, die Ausdünstungen eines kranken Menschen.
    „Meine Niere, wieso? Ich dachte, die ist in Indien? Aber kommen Sie doch rein, setzen Sie sich.“ Polinski schaltete das Licht in der Küche ein, die sauber und aufgeräumt war. Chen hatte etwas anderes erwartet. „Kaffee?“ Polinskis Stimme klang seltsam, und tatsächlich, der Mann weinte. Mit dem Ärmel seines Schlafanzugs wischte er sich über die Augen. „Entschuldigen Sie, aber ich warte seit Jahren auf eine Niere und hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dann hieß es plötzlich nächste Woche und jetzt ist sie wirklich da.“
    Chen setzte sich und

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