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Honecker privat

Honecker privat

Titel: Honecker privat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Herzog
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unterstanden zwar der NVA, doch nach außen gehörten sie zur zivilen INTERFLUG. Das hatte zur Folge, dass ich bei Auslandsflügen auch eine Uniform der staatlichen Luftfahrtgesellschaft trug. Überhaupt wechselte ich in den folgenden Jahren immer häufiger die Gewandung. Entsprechend dem Beförderungsmittel (Bahn, Schiff, Flugzeug) und dem Ort meines Einsatzes (Jagd, Urlaub, Staatsempfang etc.) trug ich die jeweils erforderliche Uniform.
    Im Sommer 1967, nach der dreiwöchigen Reise nach Kairo und Damaskus, wofür später der gewiss zutreffende Begriff »Pendeldiplomatie« gebräuchlich werden sollte, begleitete ich eine SED-Delegation nach Algier. Der Vorzug dieses einwöchigen Aufenthaltes gegenüber früheren Einsätzen bestand darin, dass wir nicht im Hotel eingesperrt waren und auf Abruf warteten. Diesmal stand der Abreisetermin bereits fest. Somit konnten wir auch die freie Zeit sinnvoll verbringen.
    Der Chef der Fliegercrew war auch meiner, und der hatte die Order ausgegeben, dass Ausflüge in die Stadt nur gemeinschaftlich zu unternehmen seien. Daran hielt sich natürlich jeder, denn auch wenn alles recht kameradschaftlich zuging, war der Flugkapitän doch Kommandeur und unser oberster Dienstherr. Außerdem waren wir mit den Fährnissen der Fremde nicht vertraut, und der offene Umgang der Menschen untereinander, den wir in der Heimat pflegten, konnte sich anderenorts als nachteilig erweisen.
    Trotzdem setzte ich mich über das Verbot hinweg und erkundete neugierig auf eigene Faust Algier.
    Unser Hotel befand sich unweit der Kasbah, was im Arabischen die Bezeichnung für Festung und Zitadelle ist, aber hier nannte man die ganze Altstadt so. (Sie sollte übrigens ein Vierteljahrhundert später von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt werden.) Mit schlechtem Gewissen, das sich aber schon bald in dem engen Gewirr der engen Gassen verlor, bestaunte ich die vielen kleinen Läden und Bistros. Ich roch den Orient und amüsierte mich über feilschende Händler, woran ich mich aber selbst nicht beteiligen konnte: Ich sprach weder Arabisch noch Französisch. Die Eindrücke waren einzigartig und blieben bis heute in meinem Gedächtnis.
    Diese Beobachtungen und Empfindungen sollten sich in der Folgezeit auf andere Art wiederholen, als ich mehrere Male offizielle Delegationen nach Ägypten begleitete. Ich reiste mit Innenminister Friedrich Dickel, mit Werner Lamberz und mit anderen Staatsfunktionären zu Fachgesprächen. Und obgleich wir doch auf Einladung ins Land kamen, mussten wir – abweichend von der international üblichen Praxis – für Kost und Logis selbst aufzukommen, wozu auch gehörte, dass jeder, mit dem wir es zu tun bekamen, Staatsbedienstete inklusive, die Hand für Bakschisch aufhielt.
    Werner Lamberz unterschied sich von den anderen Delegationsleitern auch dadurch, dass er die gesamte Entourage auf das ausschließlich für ihn vorgesehene Besichtigungsprogramm mitnahm. So sah ich die Pyramiden, Luxor und andere historische Bauwerke, lernte auch Land und Leute besser kennen als im Hotel. Allerdings wurden wir auf diese Weise auch der anderen Reiseprobleme teilhaftig. Nicht selten, dass die uns angebotene einheimische Kost auf den Magen schlug.
    Otto Winzer, seit 1965 unser Außenminister und bereits um die siebzig, konnte ein Lied davon singen. Ich begleitete ihn auch auf einer Reise in mehrere afrikanische Länder, wir machten Station in Ägypten, Somalia, Tansania und Sudan. Der Zweck der Mission war auch klar. Einerseits ging es um die materielle und politische Unterstützung der jungen Nationalstaaten, andererseits um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, sprich Anerkennung der DDR. Winzer kämpfte nicht nur aufgrund seines vorgerückten Alters mit gesundheitlichen Problemen. Dem einstigen Mitarbeiter des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale war im sowjetischen Exil wie so vielen anderen deutschen Kommunisten ziemlich übel mitgespielt worden. Aufgrund seiner körperlich schlechten Verfassung begleitete ihn auf dieser wie auf allen anderen Auslandsreisen nicht nur ein Arzt, sondern auch seine Frau. Sie bestimmte das Programm und den Tagesablauf, sagte, wann er was zu sich nehmen sollte, und wachte wie ein Zerberus über seinen Stoffwechsel, was nicht nur ihn sichtlich nervte. Wenn sie mal schlief, kam er zu mir in die Bordkombüse und ließ sich heimlich einen Weinbrand einschenken.
    Die Reise war nicht nur für Otto Winzer höchst strapaziös. Auch die Crew arbeitete unter

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