Honeymoon
Küche und nahm eine sauber gefaltete Jeans und ein weißes Baumwolltop heraus.
Dann meldete sich die kleine Stimme in ihrem Kopf, wie eine alte Freundin.
Komm schon, Nora, jetzt bloß nicht schlappmachen!
Sie zog sich an und machte sich an die Zubereitung des Omeletts. Im Kühlschrank fand sie eine halbe Vidaliazwiebel, eine grüne Paprika und ein paar Scheiben Virginiaschinken, einen halben Zentimeter dick geschnitten. Alles klar. Sie würde ein Western-Omelett machen.
Du hast deine Entscheidung doch schon getroffen. Es sind nur die Nerven, sonst nichts. Du weißt, dass du dich überwinden kannst – es ist ja nicht das erste Mal
.
In der Küche gab es einen magnetischen Metallstreifen an der Rückwand der Kochzeile, der zum Aufhängen großer Messer diente. Nora starrte sie an. Da hingen sie fein säuberlich aufgereiht, alle scharf geschliffen. Sie griff nach dem größten und wog es in der Hand, prüfte den Halt ihrer Finger auf dem leicht geschwungenen Griff, bevor sie fest zupackte.
Denk nicht an den Wagen. Nicht an den Ring. Vor allem nicht an den Ring
.
Nora schlug die Eier auf und rührte sie, schnitt die Paprika in Würfel, dann den Schinken. Sie stand an der Arbeitsfläche neben der Spüle, mit dem Rücken zur Küchentür. Da hörte sie Connor kommen.
»Ich bin so hungrig, dass ich ein ganzes Restaurant leer essen könnte«, drang seine Stimme an ihr Ohr, die mit jedem Wort lauter wurde.
Tu es, Nora!
Er kam direkt auf sie zu.
Tu es jetzt!
Sie schnitt noch ein Stück Schinken ab und starrte das Messer an. Ihre Knöchel wurden weiß, so fest hielt sie den Griff gepackt. Die Lichtreflexe von der Deckenlampe spielten auf der blanken Klinge.
Noch war Zeit, ihre Entscheidung zu überdenken.
Connor war jetzt direkt hinter ihr. Sie hörte seine Schritte; dann spürte sie seinen warmen Atem im Nacken. Jetzt war er in Reichweite. Sie wirbelte herum und riss die Hand hoch.
18
»Probier mal – wie schmeckt der?«, fragte sie.
Connor machte den Mund auf, um das Stückchen Schinken aus ihren Fingern zu schnappen. Er kaute ein paar Sekunden lang andächtig. »Köstlich.«
»Gut, ich wusste nicht, wie lange er schon im Kühlschrank liegt«, sagte sie. »Wie war's unter der Dusche?«
»Hat unheimlich gut getan. Natürlich lange nicht so gut wie
du
.«
Nachdem Nora den Schinken gewürfelt hatte, nahm sie sich die Zwiebel vor.
Immer noch Zeit, es sich anders zu überlegen
.
Connor ging zum Kühlschrank, um sich ein Amstel zu holen. Er trug nur eine Jogginghose und hatte die nassen Haare aus der Stirn gekämmt. »Willst du auch eins?«, fragte er.
»Nein danke. Ich habe ja mein Wasser.« Sie hob die Evianflasche hoch und zeigte sie ihm. »Ich achte auf meine Figur – für dich.«
Er machte sein Bier auf und nahm einen Schluck. Dann sah er Nora von der Seite an. »Hast du irgendwas, Schatz?«
Sie wandte sich zu ihm um. Eine einzelne Träne rann ihr über die Wange.
»Oh«, sagte sie, als sie sie bemerkte. Rasch wischte sie die Träne ab und schlug die Augen nieder. »Anscheinend muss ich vom Zwiebelschneiden doch weinen.«
Nora briet das Omelett ganz zart, ohne Kruste, genau wie er es mochte. Sie servierte es ihm am Küchentisch. Nachdem er es ordentlich gesalzen und gepfeffert hatte, machte er sich darüber her.
»Fantastisch!«, rief er nach dem ersten Bissen. »Das ist das Beste, was du je gekocht hast.«
»Freut mich, dass es dir schmeckt.« Sie setzte sich zu ihm. Er aß noch ein paar Gabeln voll, und sie sah ihm dabei zu.
»Was möchtest du morgen unternehmen?«, fragte er.
»Ich weiß noch nicht. Vielleicht können wir ja eine Spritztour mit dem neuen Auto machen.«
»Du meinst, so richtig aus der Garage rausfahren?« Er lachte und hob die Gabel zum Mund. Doch dann erstarrte er mitten in der Bewegung ...
Von einer Sekunde auf die andere wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Er war bleich wie die Wand, und sein Kopf schwankte hin und her. Mit lautem Scheppern fiel die Gabel aus seiner Hand auf den Teller.
»Connor, was hast du?«
»Ich weiß ...« Er konnte kaum sprechen. »Ich weiß nicht«, brachte er mit Mühe hervor. »Mir ist auf einmal so ...«
Urplötzlich griff er sich an den Bauch, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Oder einen Stich. Er verdrehte die Augen, bis nur noch Weißes zu sehen war, zuckte krampfhaft zusammen und fiel vom Stuhl. Mit einem grässlichen Krachen schlug er am Boden auf.
»Connor!« Nora sprang auf und versuchte ihm aufzuhelfen. »Kannst
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