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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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über diese Frage nach, als die Tür wieder aufging. Craig kam mit den zwei Jungen heraus. Sie lachten und scherzten und knufften sich spielerisch in die Arme. Die Jungen trugen jetzt Rucksäcke; Craig hatte eine große Sporttasche in der Hand. Alle drei stiegen in den BMW. Sie fuhren also weg. Die Frage war nur, wohin?
    Noras Blick fiel auf das Sackgassenschild an der Einmündung der Straße. Sie legte den Gang ein. Es wäre keine gute Idee, Craig zum zweiten Mal an einem Tag an einem geparkten grünen Jaguar vorbeifahren zu lassen.
    Also bog sie in die nächste Seitenstraße ein, wo sie ein paar Minuten vor sich hin brütete und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Es war ihr egal, wo Craig mit seinen Kids hinfuhr. Bestimmt nicht zu einer Konferenz in Chicago, bei der er auf der Referentenliste stand. Was gab es noch über ihn herauszufinden, außer dass er seine Frau betrog?
    Gar nichts.
    Sie beschloss, nach Westchester zurückzufahren und ihren Wagen zu holen. Irgendwann später würde Craig sie anrufen. Das würde sicher ein interessantes Gespräch.
    Aber bevor sie sich auf den Weg machte, musste Nora unbedingt noch einen letzten Blick auf sein entzückendes kleines Häuschen im Grünen werfen. Und zwar aus der Nähe. Es war fast so, als könne sie nicht glauben, was sie da eben mit eigenen Augen gesehen hatte. Craig war ganz offensichtlich nicht der, für den er sich ausgab. Nein, er war ihr viel ähnlicher, als sie sich hätte träumen lassen. Hatte es deswegen so heftig zwischen ihnen gefunkt?
    Sie bog in Craigs Straße ein und näherte sich im Schritttempo der Einfahrt. Plötzlich stieg sie auf die Bremse. Ihre Augen weiteten sich. Dort, auf seinem roten Briefkasten, stand in verblassten, aber noch deutlich lesbaren Lettern ein Name.
    Was Nora da sah, konnte sie nun
wirklich
nicht glauben.
    Der Name auf dem Briefkasten lautete
O'Hara
.
85
    Getrieben von rasender Wut, bitterer Enttäuschung und vielleicht auch einem Quäntchen Liebeskummer, fuhr Nora wie der Teufel nach Westchester zurück. Sie war außer sich und kochte vor abgrundtiefer Verachtung.
    Aber zugleich bedrängten sie allerhand offene Fragen – gefährliche Fragen. Warum spielte O'Hara dieses Spiel mit ihr? Gab es diese Lebensversicherung wirklich? Was war mit dem Sex? Wie passte der dazu? Das Einzige, was sie sicher wusste, war, dass sie belogen worden war, und zwar von einem Experten.
    Na, wie finden wir denn das, Schätzchen? Reingelegt von einem Profi.
    In Westchester angekommen, bekam sie erst einmal einen Wutanfall und zerdepperte alles, was ihr an teuren Gegenständen in die Finger kam. Sie warf einen Tisch um und riss ein Gemälde herunter. Sie knallte eine Baccarat-Vase an die Wand. Alles war voller Glasscherben.
    Dann knallte Nora sich selbst zu.
    Sie schüttete über eine halbe Flasche Wodka in sich hinein, wobei sie ununterbrochen vor sich hin murmelte, bis nur noch ein unverständliches Lallen herauskam. Sie schwor blutige Rache, aber die Ausarbeitung eines entsprechenden Plans würde noch warten müssen. Der Nachmittag war kaum zur Hälfte um, da klappte sie besinnungslos auf dem Sofa im Wohnzimmer zusammen.
    Erst am nächsten Morgen wachte sie auf. Den Kater empfand sie fast schon als Segen, so übel er auch sein mochte. Er lenkte sie immerhin von dem ab, was sie ursprünglich veranlasst hatte, zur Flasche zu greifen.
    Allerdings nicht lange. Schon so eine unschuldige Aktion wie das Kaffeekochen ließ ihren Zorn wieder aufwallen. Es war der Duft – Vanille-Haselnuss. Genau die Sorte, die sie mit Craig geschlürft hatte, gleich nachdem er sich ihr vorgestellt hatte.
    Nur dass er gar nicht Craig war. Er war nie Craig gewesen.
    Irgendwann ließ der Kater nach. Mit klarerem Kopf konnte sie sich nun wieder den offenen Fragen zuwenden. Zunächst einmal: Wieso gab dieser O'Hara sich als ein anderer aus? Ganz abgesehen von der mysteriösen Lebensversicherung – gab es die Firma Centennial One überhaupt?
    Nachdem sie das Büro in der Stadt gesehen hatte, war sie ganz selbstverständlich davon ausgegangen. Aber jetzt war gar nichts mehr selbstverständlich. Nora griff zum Telefon und rief die Auskunft in Chicago an, um nach der Nummer der angeblichen Zentrale der Versicherung zu fragen.
    »Bitte bleiben Sie dran, die Nummer wird angesagt«, bekam sie zu hören.
    Aber Nora glaubte nicht, dass das irgendetwas bewies. Sie notierte sich die Nummer und wählte sie.
    »Centennial-One-Lebensversicherung, guten Morgen«, meldete sich

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