Hongkong 02 - Noble House Hongkong
ist er eben nur arg angeschlagen, vielleicht für immer geschwächt, Jason, aber wir kassieren auf jeden Fall ganz groß ab. Es ist alles eine Frage der zeitlichen Abstimmung, wie Sie wissen.«
»Und Bartlett?«
»Bartlett und Par-Con sind auf meiner Seite. Er wird sich nie an Bord von Struan’s sinkendem Schiff begeben. Dafür werde ich sorgen. Sind Sie dabei?«
»Wenn Sie Struan’s erledigt haben, wie wollen Sie dann auch noch Par-Con inhalieren?«
»Das will ich gar nicht. Aber wir könnten es gemeinsam schaffen – möglicherweise.« Gornt drückte seine Zigarre aus. »Zuerst Struan’s. Also?«
»Wenn ich Struan’s Immobiliengeschäft in Hongkong und 35 Prozent des Landbesitzes in Thailand und Singapur bekomme und wir den Kai-Tak-Flughafenbetrieb fünfzig zu fünfzig übernehmen.«
»Ich sage ja zu allem, bis auf Kai Tak – das brauche ich, um All Asia Airways abzurunden. Aber Sie haben Sitz und Stimme im Vorstand der neuen Gesellschaft, 10 Prozent der Aktien zum Nennwert und selbstverständlich Sitze bei Struan’s und allen Tochtergesellschaften.«
»15 Prozent und jährlich mit Ihnen abwechselnd den Vorsitz bei Struan’s.«
»Einverstanden, aber ich bin der erste.« Warum nicht? dachte Gornt in einer Anwandlung von Großmut. Nächstes Jahr um diese Zeit ist Struan’s längst zerstückelt und dein Vorsitz ein rein theoretisches Amt, Jason, alter Knabe. »Sind wir uns also in allem einig? Wenn Sie wollen, können wir ein Memo abfassen, eine Kopie für jeden …«
Lächelnd schüttelte Plumm den Kopf. »Ich brauche doch keinen Schrieb! Hier!« Er streckte ihm seine Hand entgegen. »Ich bin einverstanden.« Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. »Nieder mit Noble House!« Sie lachten. Sie waren mit dem Handel, den sie abgeschlossen hatten, sehr zufrieden. Der Wert von Struan’s Landbesitz würde Asian Properties zur größten Grundstücksgesellschaft in Hongkong machen, und Gornt könnte ein nahezu totales Monopol auf Hongkongs See- und Luftfrachtgeschäft erlangen.
Gut, dachte Gornt. Und jetzt zu Vierfinger Wu. »Wenn Sie mir ein Taxi kommen lassen, sind Sie mich los.«
Plumm telefonierte zum Portier des zwanzigstöckigen Mietshauses hinunter, das seinen Asian Properties gehörte und von diesem Unternehmen verwaltet wurde.
Während sie warteten, prosteten sie einander zu: auf die Vernichtung von Struan’s und auf die Gewinne, die sie erzielen würden. Im Nebenzimmer klingelte ein Telefon.
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, alter Freund!« Plumm durchschritt den Raum und schloß die Tür nur halb hinter sich. Dies war sein privates Schlafzimmer, das er manchmal benützte, wenn er noch spät zu arbeiten hatte: ein kleiner, sehr sauberer, schallisolierter Raum, einer Kajüte gleich ausgerüstet mit einer eingebauten Koje, Hi-Fi-Lautsprechern, einer kleinen Kochplatte und einem Kühlschrank.
Auf der anderen Seite befand sich eine dem neuesten Stand der Technik entsprechende Amateur-Funkanlage; seit seiner Kindheit waren Geräte dieser Art Jason Plumms Hobby.
Er nahm den Hörer ab. »Ja?«
»Mr. Lop-sing, bitte?« meldete sich eine Frauenstimme.
»Hier gibt es keinen Mr. Lop-ting«, antwortete er. »Tut mir leid, Sie haben sich verwählt.«
»Ich möchte eine Nachricht hinterlassen.«
»Tut mir leid, Sie haben die falsche Nummer gewählt. Schauen Sie in Ihrem Telefonbuch nach!«
»Eine dringende Botschaft für Arthur: Zentrale hat über Funk mitgeteilt, daß die Besprechung auf übermorgen verschoben ist. Erwarten Sie dringende Mitteilung um 6 Uhr.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Plumm runzelte die Stirn, während er den Hörer auflegte.
Zusammen mit Gutwetter Poon stand Vierfinger Wu auf dem Oberdeck seiner Dschunke und sah Gornt in den Sampan steigen, den er nach ihm geschickt hatte.
»Er hat sich in der langen Zeit kaum verändert, meinst du nicht auch?« äußerte Wu zerstreut. Seine zusammengekniffenen Augen glitzerten.
»Für mich sehen alle fremden Teufel gleich aus. Wieviel Jahre sind es her? Zehn?« entgegnete Poon und kratzte sich zwischen den Beinen.
»Nein, fast schon zwölf. Das waren damals gute Zeiten, heya «, sagte Wu. »Viel Gewinn. Eine feine Sache war das, den fremden Teufeln und ihren Lakaien auszuweichen und nach Kanton hinaufzurutschen, wo uns Maos Soldaten willkommen hießen. Damals konnte man seine Familie und Freunde besuchen, ohne jede Schwierigkeit, heya? Nicht wie jetzt, heya !«
»Die Roten werden schlauer und sehr, sehr
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