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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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seine Eigenschaften zusammenfassen, könnte man ihn wohl brillant nennen. Manche Leute sagen, er sei rücksichtslos und schrecke vor nichts zurück. Ich weiß, daß ich ihn nicht zum Feind haben möchte.«
    Bartlett nippte an seinem Bier. »Manchmal ist ein Feind wertvoller als ein Freund.«
    »Manchmal. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
    Sofort erhob sich Bartlett. »Danke. Ich begleite Sie hinaus.« Er öffnete die Tür, ließ Armstrong und Sergeant Lee vorangehen und folgte ihnen dann auf die Plattform der Fluggasttreppe. Er holte tief Atem. Wieder stieg ihm die Fremdheit des Windes in die Nase – weder angenehm noch unangenehm, weder Duft noch Parfüm, nur eben fremdartig und auf seltsame Weise erregend. »Was ist das für ein Geruch, Inspektor?«
    Armstrong zögerte. Dann lächelte er. »Das ist die Seele Hongkongs, Mr. Bartlett. Es riecht nach Geld.«

2
    23.48 Uhr:
    »Die Götter sind meine Zeugen, ich habe heute wirklich scheußliches Pech«, sagte Vierfinger Wu und spuckte aus. Er saß auf dem erhöhten Achterdeck seiner ozeantüchtigen Dschunke. Diese war an einem der großen Schwärme von Booten vertäut, die sich über den Hafen von Aberdeen an der Südküste der Insel Hongkong ausbreiteten. Die Nacht war heiß und feucht, und er spielte mit drei Freunden Mah-Jongg.
    Die Männer waren alt und vom Wetter gegerbt wie er selbst und Kapitäne ihrer eigenen Dschunken. Dessenungeachtet segelten sie in seiner Flotte und folgten seinen Anweisungen. Sein richtiger Name war Wu Sang Fang. Er war ein kleiner, ungebildeter Fischer mit wenigen Zähnen; an seiner linken Hand fehlte ihm der Daumen.
    Seine Dschunke war alt, abgeschlagen und verdreckt. Er war der Kopf der Seefahrenden Wu, Kapitän ihrer Flotten, und seine Flagge, der silberne Lotus, flatterte über allen vier Meeren.
    Als er wieder an der Reihe war, nahm er noch einen der elfenbeinernen Steine auf.
    Er streifte ihn mit einem Blick, warf ihn, weil er ihm nichts nützte, geräuschvoll ab und spuckte abermals aus. Wie seine Freunde trug auch er ein verschlissenes altes Unterhemd und eine schwarze Kulihose. Er hatte zehntausend Dollar auf dieses eine Spiel gesetzt.
    » Ayeeyah! « rief Narbengesicht Tang, Ärger vortäuschend, obwohl ihm mit dem Stein, den er soeben aufgenommen hatte, nur mehr einer zu einer gewinnbringenden Kombination fehlte. »Zur Hölle mit allen Müttern, ausgenommen unsere, wenn ich nicht gewinne!«
    »Zur Hölle mit deiner, wenn du gewinnst und ich nicht!« rief ein anderer.
    »Und zur Hölle mit diesen fremden Teufeln vom Goldenen Berg, wenn sie heute nacht nicht kommen«, sagte Gutwetter Poon.
    »Sie werden kommen«, beruhigte ihn Vierfinger Wu zuversichtlich. »Fremde Teufel kleben an ihren Zeitplänen. Trotzdem habe ich den Siebenten Sohn zum Flughafen geschickt, um ganz sicher zu sein.« Er schickte sich an, einen Stein aufzunehmen, hielt aber inne, warf einen Blick über die Schulter und beobachtete eine Fischerdschunke, die langsam vorbeiglitt und durch die enge, gewundene Fahrrinne zwischen den Bootsgruppen auf den Hafenausgang zusteuerte. Dem Anschein nach fuhr diese Dschunke auf Fischfang, aber es war eine von seinen, unterwegs zu einem Rendezvous mit einem thailändischen Trawler, der Opium geladen hatte. Als sie vorbei war, konzentrierte er sich wieder auf das Spiel.
    Die meisten Sampane und Dschunken lagen im Dunkel. Nur da und dort brannten einige wenige Öllampen. Boote aller Größen, auf riskante Weise und scheinbar ungeordnet miteinander vertäut, ließen nur enge Straßen zwischen den einzelnen schwimmenden Dörfern frei. Sie waren die Heimat der Tanka und Haklo – der Bootsmenschen, die auf dem Wasser geboren wurden, auf dem Wasser lebten und auf dem Wasser starben. Viele dieser Boote verließen nie ihre Liegeplätze; sie blieben zusammen, bis sie sanken oder auseinanderfielen, Opfer eines Taifuns wurden oder der Flammen einer jener spektakulären Feuersbrünste, wie sie häufig die Bootsschwärme heimsuchten. Es genügte, wenn eine unvorsichtige Hand oder ein sorgloser Fuß eine Lampe umstieß oder etwas leicht Brennbares in das stets offene Feuer fallen ließ.
    »Großvater!« rief der jugendliche Ausguck.
    »Was ist?« fragte Wu.
    »Auf der Mole! Schau doch! Der Siebente Sohn!« Der kaum zwölfjährige Junge deutete zur Küste hinüber.
    Wu und die anderen erhoben sich und spähten uferwärts. Der junge Chinese bezahlte ein Taxi. Er trug Jeans, ein sauberes Sportjackett und leichte

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