Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Lis, fünfzig Tschangs und vierhundert Wongs vor sich stehen haben, und nicht einer ist mit dem anderen verwandt. Das ist das Problem, mit dem wir uns hier in Hongkong herumschlagen müssen.«
Armstrong seufzte. Nach achtzehn Jahren fand er chinesische Namen so verwirrend wie eh und je. Und dabei hatte jeder auch noch einen Spitznamen, unter dem er bekannt war.
»Wie heißt du?« fragte er noch einmal und wartete die Antwort erst gar nicht ab.
»Lügner! – Sergeant! Machen Sie mal eines von den Paketen auf! Mal sehen, was wir da haben.«
Sergeant Lee entfernte die letzte Hülle. Im Paket befand sich ein M14, ein Sturmgewehr aus den Beständen der US-Army. Neu und gut eingefettet.
»Dafür, du stinkender Sohn der linken Zitze einer Hure«, drohte ihm Armstrong mit heiserer Stimme, »dafür wirst du fünfzig Jahre sitzen!«
Völlig verdattert glotzte der Mann auf die Waffe. Ein Ächzen entrang sich seiner Brust. »Bei allen Hurengöttern, ich wußte nicht, daß es Gewehre sind.«
»Du hast es genau gewußt!« fuhr Armstrong ihn an. »Sergeant, verfrachten Sie ihn in den Polizei wagen und lochen Sie ihn wegen Waffenschmuggels ein.«
Armstrong begab sich unter das Flugzeug und spähte in den Hauptfahrwerksraum hinauf. Er konnte nichts Besonderes wahrnehmen. Dann stellte er sich auf eines der Räder. »Mein Gott!« stieß er hervor. Auf beiden Seiten waren flache Gestelle mit Bolzen fein säuberlich an der Innenwand befestigt. Das eine war fast leer, die anderen noch voll. Nach Größe und Form der Pakete zu urteilen enthielten sie weitere M 14 und Schachteln mit Munition – oder Granaten.
»Ist was da oben, Sir?« fragte Inspektor Thomas, ein junger Engländer, seit drei Jahren im Polizeidienst.
»Schauen Sie selbst, aber fassen Sie nichts an!«
»Mann! Das reicht ja für einige Überfallkommandos!«
»Ja. Aber wer …?«
»Was, zum Teufel, ist da los?«
Armstrong erkannte Linc Bartletts Stimme. Er verriet seine Gedanken nicht und sprang herunter. Thomas folgte ihm. Er ging zur Fluggasttreppe vor. »Das möchte ich auch gern wissen, Mr. Bartlett«, rief er hinauf.
Bartlett stand in der Mitteltür des Flugzeugs, Svensen neben ihm. Beide Männer trugen Pyjamas und Schlafröcke; ihre Haare waren vom Schlaf zerzaust.
»Ich möchte, daß Sie sich das ansehen.« Armstrong deutete auf das Gewehr, das jetzt halb verdeckt im Jeep lag.
Von Svensen gefolgt, kam Bartlett sofort die Gangway herunter. »Was …?«
»Vielleicht wären Sie so freundlich, im Flugzeug zu warten, Mr. Svensen?«
Svensen wollte etwas erwidern, besann sich aber eines Besseren. Er warf einen Blick auf Bartlett, der nickte. »Machen Sie Kaffee, Svensen, hm?«
»Sofort.«
»Also, was ist hier los, Inspektor?«
»Das!« Armstrong zeigte auf die Waffe.
»Das ist ein M 14.« Bartlett kniff die Augen zusammen. »Und?«
»Und wie es scheint, hat Ihre Maschine Gewehre an Bord.«
»Das ist nicht möglich.«
»Wir haben eben diese beiden Männer beim Ausladen ertappt. Vielleicht wären Sie so freundlich, einen Blick in den Raum des Hauptfahrwerks zu werfen, Sir.«
»Selbstverständlich. Wo …?«
»Sie müssen auf ein Rad steigen.«
Bartlett tat, wie ihm geheißen. Um die Fingerabdrücke später lokalisieren zu können, paßten Armstrong und Inspektor Thomas auf, was er mit den Händen berührte. Bestürzt starrte Bartlett auf die Gestelle. »Da soll mich doch der Teufel holen! Das ist ja ein richtiges Waffenarsenal!«
»Ja. Bitte fassen Sie nichts an!«
Bartlett studierte die Gestelle und kletterte wieder herunter. Er war jetzt hellwach.
»Das ist kein gewöhnlicher Schmuggel. Diese Gestelle sind nach Maß gemacht.«
»Ja. Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir die Maschine durchsuchen?«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Fangen Sie an, Herr Kollege«, sagte Armstrong zu Inspektor Thomas. »Und jetzt, Mr. Bartlett, sind Sie vielleicht so freundlich, mir zu erklären …«
»Ich schmuggle keine Waffen, Inspektor, und das würde auch mein Captain nicht tun, so wenig wie Bill O’Rourke – oder Svensen.«
»Wie steht es mit Miss Tcholok?«
»Ach du Heiliger!«
»Das ist eine sehr ernste Angelegenheit, Mr. Bartlett«, versetzte Armstrong in eisigem Ton. »Ich muß Ihr Flugzeug in gerichtliche Verwahrung nehmen, und bis auf weiteres dürfen weder Sie noch ein Mitglied der Besatzung ohne polizeiliche Erlaubnis die Kolonie verlassen. Und wie steht es jetzt wirklich mit Miss Tcholok?«
»Das ist unmöglich. Das ist vollkommen
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