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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Herr. Nur meine armseligen Einkäufe, die – «
    Er setzte sich neben sie auf die Bank, beugte sich zu ihr und zischte: »Halt den Mund, alte Schlampe! Ich habe gesehen, wie du aus der Scheißbank herausgekommen bist Wieviel hast du da drinnen?«
    Die alte Frau hielt die Tüte verzweifelt fest, schloß entsetzt die Augen und keuchte:
    »Es sind meine ganzen Ersparnisse, Geehrt – «
    Er entriß ihr die Tüte und öffnete sie. » Ayeeyah! « Er zählte die Banknoten. »323 Dollar«, sagte er verächtlich. »Bei wem bist du amah – bei einem Bettler? Du bist in diesem Leben nicht sehr klug gewesen.«
    »O ja, da haben Sie recht, Herr!« antwortete sie; ihre kleinen, schwarzen Augen beobachteten ihn jetzt.
    »Mein h’eung yau beträgt zwanzig Prozent«, sagte er und begann, das Geld abzuzählen.
    »Aber Geehrter Herr, zwanzig ist zu viel«, jammerte sie, »doch ich wäre geehrt, wenn Sie fünf und den Dank einer armen alten Frau annehmen würden.«
    »Fünfzehn.«
    »Sechs. Sie sind jung und stark, Herr. Die Starken müssen die Alten und die Schwachen beschützen.«
    »Das ist wahr.« Er überlegte einen Augenblick. »Schön, sieben Prozent.«
    »O, wie großzügig Sie sind, Herr! Danke, danke.« Glücklich sah sie zu, wie er zweiundzwanzig Dollar abzählte, in die Tasche seiner Jeans griff und einundsechzig Cent herausholte. »Hier.« Er gab ihr das Kleingeld und ihr übriges Geld zurück.
    Sie dankte ihm überschwenglich. Bei allen Göttern, dachte sie begeistert, sieben Prozent statt mindestens fünfzehn! »Haben Sie auch Geld in der Ho-Pak, Geehrter Herr?« fragte sie höflich.
    »Natürlich«, erwiderte der Junge wichtigtuerisch. »Meine Bruderschaft hat ihr Konto seit Jahren hier. Wir haben …« Er verdoppelte den Betrag, der ihm zuerst eingefallen war. »Wir haben allein in dieser Zweigstelle über 25.000.«
    »Iiiiii«, krächzte die Alte. »So reich zu sein! In dem Augenblick, in dem ich Sie gesehen habe, wußte ich, daß Sie ein 14K sind.«
    »Ich bin mehr als das«, stellte der Junge stolz fest. »Ich bin …« Aber er unterbrach sich, weil er sich an die Mahnung ihres Führers erinnerte, vorsichtig zu sein, und deshalb sagte er nicht: »Ich bin Kin Sop-ming, Pocken Kin, ich bin einer der berühmten Werwölfe, und wir sind vier.«
    »Lauf weiter, alte Frau«, meinte er statt dessen, »ich habe Wichtigeres zu tun, als mit dir zu sprechen.«
    Sie stand auf und verbeugte sich, und dann entdeckten ihre alten Augen den Mann, der vor ihr in der Schlange gestanden hatte. Er war aus Kanton wie sie. Ein rundlicher Geschäftsbesitzer, den sie kannte. »Ja«, sagte sie heiser, »aber wenn Sie noch einen Kunden haben wollen, sehe ich einen. Er hat vor mir in der Schlange gestanden. Er hat über achttausend Dollar abgehoben.«
    »Oh, wo? Wo ist er?« fragte der Junge sofort.
    »Für einen Anteil von fünfzehn Prozent?«
    »Sieben – und das ist endgültig. Sieben!«
    »Gut, sieben. Sehen Sie dort drüben«, flüsterte sie. »Der fette Mann, dick wie ein Mandarin, in dem weißen Hemd.«
    »Ich sehe ihn.« Der Junge stand auf und holte den Mann an der Ecke ein. Der Mann erstarrte und handelte eine Zeitlang, zahlte sechzehn Prozent und eilte weiter, zufrieden mit seiner Gerissenheit. Der Junge schlenderte zur amah zurück.
    »Hier, Alte Frau«, sagte er. »Der Hurensohn hatte 8.162 Dollar. Sechzehn Prozent sind …«
    »1.305,92 Dollar, und meine sieben Prozent davon sind 91,41 Dollar«, unterbrach sie ihn.
    Er gab ihr den Betrag, und sie erklärte sich bereit, am nächsten Tag zu kommen und für ihn auf der Lauer zu liegen.
    »Wie heißt du?« fragte er.
    »Ah Su, Herr«, log sie. »Und Sie?«
    »Mo Wu-fang.« Es war der Name eines Freundes.
    »Bis morgen«, wiederholte sie glücklich. Sie dankte ihm nochmals und watschelte davon, berauscht von dem Gewinn, den sie an diesem Tag gemacht hatte.
    Auch sein Gewinn war zufriedenstellend. Jetzt hatte er mehr als dreitausend Dollar in der Tasche, in der er am Morgen nur das Fahrgeld für den Bus gehabt hatte. Und es war ein Glücksfall, denn er war von Glessing’s Point nach Aberdeen gekommen, um eine weitere Lösegeldforderung an Noble House Tschen aufzugeben.
    »Zur Sicherheit«, hatte sein Vater, ihr Anführer, gesagt. »Um die Scheißpolizei auf eine falsche Fährte zu locken.«
    »Aber es wird uns kein Geld eintragen«, hatte er ihm verdrießlich entgegengehalten. »Wie können wir den Hurensohn herbeischaffen, wenn er tot und begraben ist? Es war ein Fehler, ihn

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