Hongkong 02 - Noble House Hongkong
er.
»Für gewöhnlich ist er viel vorsichtiger. Ayeeyah, das wäre gut, heya ?«
»Besser als gut. Aber inzwischen, Richard, alter Junge, wollen wir unser Geschäft zu Ende bringen, nicht wahr?«
»Natürlich. Es ist ein Sturm im Wasserglas, Dunstan. Wir sind stärker denn je – unsere Aktien sind kaum um einen Punkt gefallen.« Als die Börse ihre Tore öffnete, waren eine Menge kleiner Aktienpakete zum Kauf angeboten worden, und wenn er nicht darauf reagiert hätte, wären ihre Aktien ins Bodenlose gestürzt. Richard Kwang hatte seinen Maklern sofort befohlen, zu kaufen und weiterhin zu kaufen.
Dadurch hatte sich der Kurs stabilisiert. Um die Lage zu halten, hatte er im Lauf des Tages beinahe fünf Millionen Aktien kaufen müssen, eine unerhörte Menge für einen Tag. Keiner seiner Gewährsleute konnte herausbekommen, wer die Aktien in großen Mengen auf den Markt warf. Es gab keinen Grund, warum das Vertrauen nachlassen sollte, abgesehen von den Abhebungen Vierfinger Wus.
Das Telefon klingelte. »Entschuldigen Sie«, dann scharf in den Hörer: »Ich habe gesagt, keine Anrufe.«
»Es ist Mr. Haply vom Guardian, er sagt, es ist wichtig«, berichtete seine Sekretärin, seine Nichte Mary Yok. »Und der Sekretär des Tai-Pan hat angerufen. Die Aufsichtsratssitzung der Nelson Trading ist auf heute nachmittag fünf Uhr vorverlegt. Mr. Mata hat angerufen und gesagt, daß er ebenfalls anwesend sein wird.«
Richard Kwangs Herz setzte beinahe aus. Warum? fragte er sich verzweifelt. Dew neh loh moh, sie sollte auf nächste Woche vertagt werden. Dann schob er diese Frage beiseite und dachte über Haply nach. Er hielt es für zu gefährlich, in Anwesenheit von Barre zu antworten. »Ich werde in ein paar Minuten zurückrufen.« Er lächelte den rotgesichtigen Mann ihm gegenüber an. »Schieben Sie das alles noch ein oder zwei Tage auf, Dunstan, wir haben keine Probleme!«
»Das kann ich nicht, alter Knabe. Es tut mir leid. Wir hatten eine Sondersitzung, ich muß es heute in Ordnung bringen. Der Vorstand besteht darauf.«
»Wir waren euch gegenüber immer großzügig – ihr habt jetzt vierzig Millionen von unserem Geld ohne Sicherstellung – wir sind mit weiteren siebzig Millionen in euer Immobiliengeschäft eingestiegen.«
»Ja, das stimmt, Richard, und ihr werdet dabei einen ansehnlichen Gewinn erzielen. Aber das ist eine andere Angelegenheit; diese Einlagen wurden vor Monaten in gutem Glauben ausgehandelt und werden zurückgezahlt, sobald sie fällig sind. Wir sind noch nie mit einer Zahlung an die Ho-Pak oder sonst jemanden in Verzug geraten.« Barre reichte ihm die Zeitung zurück und dazu einige ordnungsgemäße Zahlungsbestätigungen. »Die Beträge sind konsolidiert, also genügt ein Scheck.«
Der Gesamtbetrag belief sich auf etwas mehr als neuneinhalb Millionen.
Richard Kwang unterschrieb den Bankscheck und geleitete Sir Dunstan Barre lächelnd hinaus; dann verfluchte er jeden, der ihm vor die Augen käme, und kehrte in sein Büro zurück. Er griff nach dem Telefon, schrie seine Nichte an, sie solle ihn mit Haply verbinden, und warf den Hörer so heftig wieder auf die Gabel, daß er beinahe zerbrach. » Dew neh loh moh auf alle dreckigen quai loh « , kreischte er. Dieses Stück Hundefleisch!
Er versank in düstere Gedanken. Es war ein scheußlicher Tag gewesen. Schon auf der Rennbahn hatte es begonnen. Er war davon überzeugt, daß sein Trainer – oder der Jockey – Butterscotch Lass Aufputschmittel gab, so daß sie schneller lief und niedrigere Quoten bekam – sie mußte jetzt schon Favorit sein; am Samstag würde er ihr dann keine Pillen mehr geben, auf einen Außenseiter setzen und kassieren, ohne daß er, Richard, an dem Profit beteiligt war. Dreckige Hundeknochen allesamt! Madenmaul Barre und Hundeknochen Onkel Wu! Diese Abhebungen entsprechen beinahe meinem gesamten Bargeld. Das macht nichts, bei Lando Mata, Schmuggler Mo, Knauser Tung und dem Tai-Pan bin ich in Sicherheit. Oh, ich werde schreien, brüllen, fluchen und weinen müssen, aber nichts kann mir oder der Ho-Pak wirklich etwas anhaben. Ja, es war ein scheußlicher Tag gewesen. Der einzige Lichtblick darin war sein Gespräch mit dieser Casey. Sie hatten eifrig um die Finanzierung gekämpft, und er war davon überzeugt, daß er alle ihre Geschäfte, oder jedenfalls einen Großteil von ihnen, übernehmen konnte. Sie ist so naiv, dachte er. Sie weiß viel über Bank- und Finanzwesen, aber überhaupt nichts über die asiatische Welt.
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