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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die Treppe hinaufstieg und sein pochendes Herz vergaß, unsere herrlichen Felder mit den blühenden Saaten! Aber vor dreißig Jahren hatten schlechte Zeiten begonnen. Die Teufel vom östlichen Meer kamen mit Kanonen und Panzern und zertrampelten unseren Boden, und dann, nachdem der Kriegsherr Mao Tse-tung und der Kriegsherr Tschiang Kai-schek sie vertrieben hatten, kämpften sie gegeneinander und verwüsteten wieder das Land. Also flohen wir vor der Hungersnot, ich und meine junge Frau und meine beiden Söhne, und kamen hierher, in den Duftenden Hafen, wo wir zwischen Fremden, Barbaren aus dem Süden und fremden Teufeln, lebten. Wir legten den ganzen Weg zu Fuß zurück. Wir überlebten. Ich trug meine Söhne den größten Teil der Strecke, und jetzt sind meine Söhne sechzehn und vierzehn, wir haben zwei Töchter, und sie alle essen einmal im Tag Reis, und das wird mein Glücksjahr sein.
    Ich werde bei den Rennen gewinnen und einmal werden wir in mein Dorf zurückkehren.
    Er hatte jetzt das Gebäude verlassen und stand neben dem Lastwagen. Andere Hände griffen nach dem Sack und stapelten ihn zu den übrigen Goldsäcken. Weitere Beamte prüften die Nummern zweimal. In der Seitenstraße standen zwei Lastwagen.
    Einer war bereits beladen und wartete unter Bewachung. Ein einzelner unbewaffneter Polizist beobachtete müßig den Verkehr auf der Hauptstraße. Die Nacht war warm.
    Der alte Mann wandte sich zum Gehen. Dann bemerkte er die drei Europäer, zwei Männer und eine Frau, die näherkamen. Sie blieben neben dem Lastwagen stehen und beobachteten ihn. Er starrte sie an.
    » Dew neh loh moh! Sieh dir die Hure an – das Monstrum mit dem Strohhaar«, sagte er, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden.
    »Unglaublich«, antwortete jemand.
    »Es ist ekelhaft, wie sich ihre Huren in der Öffentlichkeit kleiden«, stellte ein verschrumpelter alter Mann angewidert fest. »Sie stellen ihre Hüften in diesen engen Hosen zur Schau. Man kann jede Hurenfalte in ihren unteren Lippen sehen.«
    »Wer sollte das sehen wollen?« fragte Neun-Karat Tschu, räusperte sich laut, spuckte aus und ging wieder hinunter.
    »Mir wäre es lieber, wenn sie nicht spuckten. Es ist abstoßend«, sagte Casey.
    »Es ist ein alter chinesischer Brauch«, erklärte Dunross. »Sie glauben, daß ein böser Geist im Hals sitzt, den man ununterbrochen ausspucken muß, damit er einen nicht erstickt. Natürlich verstößt das Spucken gegen das Gesetz, aber das ist ihnen gleichgültig.«
    »Was hat der alte Mann gesagt?« Casey hatte ihren Zorn vergessen und freute sich, mit den beiden Männern zum Dinner zu gehen.
    »Ich weiß es nicht – ich habe seinen Dialekt nicht verstanden.«
    »Ich könnte wetten, daß es sich um kein Kompliment gehandelt hat.«
    Dunross lachte. »Diese Wette würden Sie gewinnen, Casey.«
    »Der alte Mann muß mindestens achtzig sein, und er hat seine Last getragen, als wäre sie eine Feder. Wie schaffen sie es, so fit zu bleiben?«
    Dunross zuckte mit den Schultern und antwortete nicht. Er wußte es.
    »Was ist hier los, Ian? Warum stehen wir hier herum?« fragte Bartlett.
    »Ich dachte, Sie würden gern mal fünfzig Tonnen Gold sehen.«
    Casey blieb die Luft weg. »Diese Säcke sind mit Gold gefüllt?«
    »Ja. Kommen Sie mit!« Dunross führte sie über die schäbige Treppe hinunter in den Tresorraum. Die Bankbeamten grüßten ihn höflich, und die unbewaffneten Wächter und Kulis starrten die drei an. Die beiden Amerikaner fühlten sich durch die Blicke beunruhigt. Aber der Anblick des Goldes – sauber aufgestapelte Goldbarren auf den Stahlregalen ringsum – dämpfte ihre Unruhe.
    »Darf ich einen in die Hand nehmen?« fragte Casey.
    »Gern.« Dunross beobachtete sie und versuchte herauszufinden, wie groß ihre Gier war.
    Casey hatte noch nie im Leben soviel Gold beisammen gesehen, und Bartlett auch nicht. Ihre Finger zitterten. Sie streichelte einen der kleinen Barren, bevor sie ihn hochhob. »Er ist für seine Größe sehr schwer«, murmelte sie.
    »Man nennt sie Schmuggler-Barren, weil sie so leicht zu verstecken und zu transportieren sind«, erklärte Dunross. »Schmuggler tragen eine Art Leinenweste mit kleinen Taschen, in denen die Barren sicher untergebracht sind. Angeblich kann ein guter Kurier bei einer Tour bis zu sechsunddreißig Kilo befördern – das sind beinahe 1.300 Unzen. Natürlich muß er kräftig gebaut und gut geschult sein.«
    Bartlett wog zwei Barren in jeder Hand. »Wie viele ergeben

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