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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sechsunddreißig Kilo?«
    »Ungefähr zweihundert.«
    Casey sah ihn an, und ihre braunen Augen waren noch größer als gewöhnlich. »Gehören sie Ihnen, Tai-Pan?«
    »Großer Gott, nein. Sie gehören einer Gesellschaft in Macao. Sie verlegen das Gold von hier zur Victoria Bank. Amerikaner und Engländer dürfen laut Gesetz keine solchen Barren besitzen. Aber ich dachte, es könnte Sie interessieren, weil man nicht oft fünfzig Tonnen Gold auf einmal sieht.«
    »Mir war nie bewußt, wie wirkliches Gold aussieht«, sagte Casey. »Jetzt kann ich verstehen, warum die Augen meines Vaters strahlten, wenn er von Gold sprach.«
    Dunross merkte keine Gier an ihr, nur Staunen.
    »Führen Banken öfter solche Transfers durch?« fragte Bartlett mit heiserer Stimme.
    »Ja, ständig.« Dunross fragte sich, ob Bartlett den Köder geschluckt hatte und einen Überfall im Mafioso-Stil gemeinsam mit seinem Freund Banastasio in Erwägung zog. »In etwa drei Wochen erwarten wir eine große Sendung«, fügte er hinzu, um den Anreiz noch zu verstärken.
    »Wieviel sind fünfzig Tonnen wert?« fragte Bartlett.
    Dunross lächelte unmerklich. Als ob das eine Rolle spielte. »Ungefähr dreiundsechzig Millionen – nach dem offiziellen Kurs.«
    »Und Sie setzen einen Haufen alter Männer, zwei Lieferwagen, die nicht einmal gepanzert sind, und keine Wächter ein?«
    »Natürlich. Das ist in Hongkong kein Problem, und deshalb reagiert die Polizei hier auf Waffen so empfindlich. Da sie über die einzigen Schießeisen in der Kolonie verfügt – was sollen die Gauner und Bösewichte tun, außer fluchen?«
    »Aber wo sind die Polizisten? Ich habe nur einen gesehen, und der ist unbewaffnet.«
    »Ich nehme an, daß sie irgendwo in der Gegend verstreut sind«, meinte Dunross, der bewußt untertrieb.
    Casey musterte den Goldbarren und fuhr sanft darüber. »Er fühlt sich so kühl und fest an. Tai-Pan, wenn das Gold zum offiziellen Kurs dreiundsechzig Millionen wert ist, was bringt es dann auf dem Schwarzen Markt?«
    Dunross bemerkte jetzt auf ihrer Oberlippe kleine Schweißperlen. »Soviel, wie jemand bereit ist zu zahlen. Im Augenblick ist Indien der beste Absatzmarkt. Dort bezahlt man achtzig bis neunzig US-Dollar pro Unze.«
    Bartlett setzte ein schiefes Grinsen auf und legte zögernd seine vier Barren auf den Stapel zurück. »Das ist ein schöner Profit.«
    Sie sahen schweigend zu, wie ein weiterer Leinensack versiegelt wurde. »Was ist das dort drüben?« Casey zeigte auf einige viel größere Barren, die sich in einem anderen Teil des Tresors befanden.
    »Das sind die regulären Vierhundert-Unzen-Barren«, erklärte Dunross. »Sie wiegen ungefähr je elf Kilo.« Der Barren war mit Hammer und Sichel und der Zahl 99,99 gestempelt. »Das ist ein russischer. Er ist zu 99,99 Prozent rein. Südafrikanisches Gold ist für gewöhnlich zu 99,98 Prozent rein, also ist das russische gefragter.« Er ließ sie noch eine Weile zusehen, dann fragte er: »Wollen wir gehen?«
    Auf der Straße befanden sich immer noch ein Polizist und die lässigen, unbewaffneten Bankwächter. Die beiden Fahrer rauchten im Führerhaus.
    »Es tut gut, wieder an der Luft zu sein«, meinte Casey. Sie benützte ein Papiertaschentuch. Unwiderstehlich wurden ihre Augen von den Säcken im beinahe vollen Lieferwagen angezogen. »Das ist wirkliches Gold«, flüsterte sie. Ein Schauer überlief sie, und Dunross wußte sofort, daß er ihre Achillesferse gefunden hatte.
    »Ich könnte eine Flasche Bier vertragen«, sagte Bartlett. »Soviel Gold macht mich durstig.«
    »Ich könnte einen Scotch mit Soda vertragen«, meinte sie und damit war der Zauber gebrochen.
    »Wir spazieren zur Victoria hinüber und sehen zu, wie die Lieferungen eintreffen; dann gehen wir essen – « Dunross unterbrach sich. Er sah die beiden Männer, die im Schatten in der Nähe der Lastwagen standen und plauderten, und sie sahen ihn: Martin Haply vom China Guardian und Peter Marlowe.
    »Oh, hallo, Tai-Pan«, sagte der junge Martin Haply. »Ich habe nicht erwartet, Sie hier zu treffen. Guten Abend, Miss Casey, Mister Bartlett! Tai-Pan, würden Sie einen Kommentar zum Run auf die Ho-Pak abgeben?«
    »Ich habe nicht gewußt, daß es einen gegeben hat.«
    »Haben Sie vielleicht meinen Artikel über die verschiedenen Filialen und die Gerüchte – «
    »Mein lieber Haply, Sie wissen, daß ich nicht leichtfertig Interviews gebe … und schon gar nicht an Straßenecken.«
    »Ja, Sir.« Haply deutete auf die Säcke.

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