Hongkong 02 - Noble House Hongkong
beauftragt, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Maulwurf sich diesmal selbst übertroffen hat.«
»Ach ja?«
Mit schneidender Stimme fuhr Rosemont fort: »Von einem unserer Agenten in Kanton haben wir erfahren, daß Fongfong und alle Ihre Leute gestern hochgegangen sind.« Crosse starrte ihn an, aber in seinem Gesicht war nichts zu lesen. »Das muß Ihr Maulwurf gewesen sein, Rog. Und er muß es aus der AMG-Akte des Tai-Pan haben.«
Crosse sah Brian Kwok an. »Überprüfen Sie das! Verwenden Sie den Notkode!«
»Die hat’s erwischt, die armen Kerle«, sagte Rosemont, während Brian Kwok hinauseilte.
»Wir überprüfen es trotzdem. Was haben Sie noch?«
Rosemont lächelte trübe. »So gut wie alles, was in der AMG-Akte zu lesen ist, wird bereits an der Nachrichtenbörse in London gehandelt – auf der falschen Seite.«
»Verdammtes Verräterpack«, murmelte Armstrong.
»Ja, das dachte ich auch, Robert. Und noch eine kleine Sensation: Das mit AMG war kein Unfall.«
»Was?«
»Niemand weiß, wer es war, aber alle kennen den Hergang. Das Motorrad wurde von einem Pkw gerammt. Fabrikat unbekannt, keine Zeugen, aber es wurde gerammt. Und der Auftrag kam selbstverständlich von hier.«
»Und weiter?«
»Die Fotos von den Burschen, die Woranski erledigt haben … haben sie Ihnen weitergeholfen?«
»Wir hatten ihr Haus umstellt, aber die Kerle kamen nicht wieder. In den frühen Morgenstunden machten wir eine Razzia. Wir durchsuchten die Mietskaserne von oben bis unten, Zimmer für Zimmer. Aber wir fanden niemanden, der den Bildern ähnlich sah. Vielleicht hat sich Ihr Mann geirrt …?«
»Diesmal nicht. Marty Povitz war seiner Sache ganz sicher. Sobald wir die Adresse entziffert hatten, wurde das Haus sofort unter Beobachtung gestellt, aber bis dahin verging natürlich eine gewisse Zeit. Ich glaube, sie wurden gewarnt – natürlich auch wieder von Ihrem Maulwurf.« Rosemont nahm ein Telex aus der Tasche. Crosse las es, lief rot an und gab es Armstrong weiter.
Entschlüsselt von Direktor, Washington, an Rosemont, stellvertretenden Leiter, Außenposten Hongkong: Sinders von MI-6 bringt Anweisungen von Zentrale London, daß Sie Freitag mit ihm gehen, um der Übergabe der Dokumente beizuwohnen und unverzüglich eine Fotokopie anfertigen zu lassen.
»Sie bekommen Ihre Abschrift mit der heutigen Post, Rog«, sagte der Amerikaner.
»Übrigens beschatten wir jetzt auch Dunross. Er …«
»Würden Sie sich freundlichst nicht in unseren Zuständigkeitsbereich einmischen!«
»Ich sagte Ihnen doch schon, daß Sie bis zum Hals im Dreck sitzen, Rog!« Rosemont legte ein zweites Telex auf den Schreibtisch.
Rosemont, Hongkong. Sie werden dieses Telex dem Chef des SI persönlich übergeben. Bis auf weiteres ist Rosemont befugt, selbständig vorzugehen und alle ihm zielführend erscheinenden Maßnahmen zu ergreifen, die zu der Entlarvung des feindlichen Agenten führen könnten. Er ist jedoch angewiesen, die Gesetze zu beachten und Sie persönlich über alles, was er unternimmt, auf dem laufenden zu halten.
Zentrale 8-98/3.
Rosemont sah, daß Crosse sich nur mit Mühe beherrschte. »Wozu sind Sie sonst noch befugt?« fragte er.
»Zu nichts. Vorderhand. Wir werden Freitag in der Bank …«
»Wissen Sie, wo Dunross die Berichte hat?«
»Das weiß doch die ganze Stadt. Ich habe Ihnen ja gesagt, Ihr Maulwurf macht Überstunden.« Rosemont brauste auf. »Himmel Arsch, Rog, wir haben alle unsere Sicherheitsprobleme, aber Ihres ist das ärgste! Und dieser Blödsinn mit Dunross: Sie hätten ruhig mit offenen Karten spielen können – damit hätten Sie uns allen viel Kummer erspart.«
Crosse zündete sich eine Zigarette an. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
»Haben Sie es vergessen: Ich kämpfe auf Ihrer Seite!«
»Tun Sie das?«
»Darauf können Sie einen lassen!« stieß Rosemont zornig hervor. »Verdammt nochmal, wir führen einen Krieg, und Gott allein weiß, was wir in diesen Dokumenten finden werden. Vielleicht ist Ihr verdammter Maulwurf genannt, dann können wir ihn fassen und enttarnen.«
»Und wenn wir überhaupt nichts finden?« gab Crosse zu bedenken.
»Was meinen Sie?«
»Dunross hat sich einverstanden erklärt, Sinders die Informationsbriefe am Freitag zu übergeben. Was geschieht, wenn nichts drinsteht? Oder wenn er die Blätter verbrannt hat und uns nur die Umschläge übergibt?«
Rosemont ließ die Kinnlade fallen. »Halten Sie das für möglich?«
»Natürlich ist es möglich. Dunross ist
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