Hongkong 02 - Noble House Hongkong
geführtes geistiges Duell, wobei der Kidnapper mit Drohungen, Philip Tschen mit List, Katzenfreundlichkeit und Versprechungen kämpfte. »Also wirklich«, sagte Philip Tschen schließlich, »Sie verstehen sich aufs Schachern. Heute abend zahle ich 200, und weitere 100.000 in vier Monaten.«
»In zwei Monaten.«
Wieder stieß Dianne ihn an und nickte zum Zeichen ihres Einverständnisses. »Also schön«, sagte er, »ich bin einverstanden. Weitere 100.000 in zwei Monaten.«
»Gut.« Der Mann schien befriedigt, setzte aber dann hinzu: »Ich werde über deinen Vorschlag nachdenken und zurückrufen. In einer Stunde.«
»Aber …« Die Leitung wurde unterbrochen. Philip Tschen fluchte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gott soll diesen mutterlosen Scheißkerl strafen!«
Dianne war freudig erregt. »Das hast du sehr gut gemacht! Nur zwei jetzt und weitere 100 in zwei Monaten! Perfekt! In zwei Monaten kann viel geschehen. Bis dahin wird die Dreckspolizei sie vielleicht erwischt haben, und wir brauchen die 100 nicht zu zahlen!« Heiter nahm sie ein Papiertaschentuch heraus und trocknete sich die Oberlippe. Doch dann verflog ihr Lächeln. »Was machen wir bloß mit Shiteh? Wir müssen gehen, aber du mußt doch warten!«
»Das ist ganz einfach! Du nimmst Kevin mit, ich komme später nach. Ich warte hier auf seinen Rückruf.«
»Ausgezeichnet! Wie klug du bist! Wir müssen die Münze zurückbekommen. Ja, sehr gut. Vielleicht hat sich unser Joss gewendet, und es kommt eine Hausse, wie der alte blinde Tung sie prophezeit hat.« Den Göttern dankend, eilte sie hinaus, denn sie wußte, daß sie längst daheim sein würde, bevor John Tschen wieder heil zurück sein konnte. Kevin kann sein neues seidenes Dinnerjackett anziehen. Es ist an der Zeit, daß er ein Leben führt, das seiner neuen Stellung entspricht. Sie schloß die Tür hinter sich. Philip Tschen ging zur Kredenz und schenkte sich einen Brandy ein und einen zweiten, nachdem Dianne und Kevin das Haus verlassen hatten. Um Viertel vor neun schrillte das Telefon.
»Noble House Tschen?«
»Ja … Ja, Ehrenwerter Werwolf.«
»Wir sind einverstanden. Aber es muß heute abend sein!«
»Sehr gut. Und wo …«
»Haben Sie das ganze Geld?«
»Ja. Ich habe hunderttausend und kann weitere hunderttausend von einem Freund …«
»Du hast reiche Freunde«, bemerkte der Mann mißtrauisch. »Mandarine.«
»Er ist Buchmacher«, antwortete Philip Tschen rasch und verwünschte sich wegen seines Schnitzers. »Als Sie das Gespräch unterbrachen … habe ich ihn angerufen. Glücklicherweise hat er heute viel Bargeld eingenommen!«
»Na schön. Hör mal, du nimmst ein Taxi …«
»Aber ich habe doch meinen eigenen Wagen …«
»Ich weiß von deinem Scheißwagen«, fiel ihm der Mann ins Wort. »Wir wissen überhaupt alles von dir, und wenn du versuchst, uns reinzulegen, siehst du deinen Sohn nie wieder, und du stehst als nächster auf der Liste! Verstanden?«
»Ja … ja … natürlich, Ehrenwerter Werwolf«, versuchte Philip Tschen ihn zu besänftigen. »Ich nehme also ein Taxi – wohin?«
»Zum Dreiecksgarten in Kowloon Tong. Dort gibt es eine Straße, die heißt Essex Road. Auf der einen Seite steht eine Mauer, und diese Mauer hat ein Loch. Auf den Gehsteig ist ein Pfeil gezeichnet, der auf das Loch hinweist. Du steckst deine Hand in das Loch und bekommst einen Brief. Wenn du ihn liest, werden unsere Straßenkämpfer auf dich zukommen und sagen: › Tin koon chi fook ‹ , und ihnen gibst du die Tasche. Wie lange brauchst du, um hinzukommen?«
»Ich komme sofort. Ich … ich kann das andere Geld unterwegs abholen. Ich komme sofort.«
»Also komm gleich! Komm allein! Du darfst nicht in Begleitung sein. Du wirst beobachtet von dem Moment an, wo du dein Haus verläßt.«
Wieder wurde die Verbindung unterbrochen. Philip Tschens Finger zitterten, als er das Glas leerte. Als er sich gefaßt hatte, wählte er eine sehr geheime Nummer. »Ich möchte mit Vierfinger Wu sprechen«, sagte er in Wus Dialekt.
»Augenblick bitte.« Gedämpfte Haklostimmen und dann: »Spreche ich mit Mr. Tschen, Mr. Philip Tschen?« fragte ein Mann in amerikanisch gefärbtem Englisch.
»Oh!« machte Philip Tschen überrascht. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Ich heiße Paul Tschoy, Mr. Tschen. Ich bin Mr. Wus Neffe. Mein Onkel mußte ausgehen, hat mich aber angewiesen, auf Ihren Anruf zu warten. Er hat gewisse Vorkehrungen für Sie getroffen. Haben Sie von den Kidnappern
Weitere Kostenlose Bücher