Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
der Front zu führen, während er in Ruhe abwartete – dann müßte die Börse heftig reagieren und der Struan’s-Kurs zusammenbrechen.
    Dieser Gedankengang führte zu einem schnellen Entschluß: die Situation rasch auszunützen, Struan’s leer verkaufen – und wir verdienen ein Vermögen! Er erinnerte sich, wie niedergeschlagen er gewesen war, denn er hatte weder Geld noch Kredit noch Aktien noch die Möglichkeit, sich welche zu leihen. Doch dann fiel ihm ein, was ihm einer seiner Professoren in der Harvard Business School immer eingepaukt hatte: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also war er in ein unbesetztes Büro gegangen und hatte seinen neuen Freund Ishwar Soorjani, den Geldverleiher und Devisenhändler, angerufen, den er durch den Eurasier in der Bibliothek kennengelernt hatte. »Sagen Sie einmal, Ishwar, die Maklerfirma Soorjani gehört doch Ihrem Bruder, nicht wahr?«
    »Nein, junger Herr. Arjan ist mein Erster Vetter. Warum fragen Sie?«
    »Wenn ich leer verkaufen wollte, würden Sie die Bürgschaft übernehmen?«
    »Gewiß, wenn Sie über das nötige Bargeld verfügen, um allfällige Verluste abzudecken … Bargeld oder das Äquivalent.«
    »Mann«, sagte Paul Tschoy traurig, »bis drei könnten wir ein paar hunderttausend verdient haben.«
    »Ach ja? Ob Sie mir wohl verraten könnten, um welchen Titel es sich handelt?«
    »Würden Sie für … für 20.000 US-Dollar die Bürgschaft übernehmen?«
    »Tut mir so leid, junger Herr, ich bin Geldverleiher, kein Geldgeber. Meine Ahnen verbieten es mir.«
    »Sie sind aber keine große Hilfe, Ishwar.«
    »Warum reden Sie nicht mit Ihrem illustren Onkel? Sein Chop … und ich würde sofort bis zu einer halben Million gehen. HK.«
    Paul Tschoy wußte, daß sich unter den Vermögenswerten seines Vaters, die von der Ho-Pak in die Victoria transferiert worden waren, viele Aktienzertifikate und eine Liste von Effekten befanden, die von verschiedenen Maklern verwaltet wurden. Eines lautete auf 150.000 Stück Struan’s. Jesus, dachte er, wenn ich recht habe, könnte der alte Herr eine unangenehme Überraschung erleben.
    »Gute Idee, Ishwar. Ich melde mich wieder!«
    Er hatte sofort seinen Vater angerufen, ihn aber nicht erreicht. Wo er konnte, hinterließ er Nachrichten und wartete. Kurz vor zehn hörte er, wie Gornts Sekretärin einen Anruf entgegennahm. »Ja? … Augenblick, bitte … Mr. Gornt? Ein Gespräch aus Zürich … Ich verbinde.«
    Ein letztes Mal hatte er versucht, seinen Vater zu erreichen. Dann hatte Gornt ihn kommen lassen. »Würden Sie das bitte meinem Agenten bringen?« Er hielt ihm einen versiegelten Umschlag hin. »Übergeben Sie es ihm persönlich!«
    »Jawohl, Sir.«
    So hatte er sich auf den Weg gemacht. Bei jeder Telefonzelle war er stehengeblieben und hatte versucht, seinen Vater zu erreichen. Dann hatte er den Brief persönlich abgegeben und das Gesicht des Agenten aufmerksam beobachtet. Der Mann schien seine helle Freude zu haben. »Soll ich etwas bestellen, Sir?« fragte er höflich.
    »Sagen Sie nur, daß alles auftragsgemäß erledigt wird.«
    Es war kurz nach zehn.
    Während er im Aufzug nach unten fuhr, hatte Paul Tschoy das Pro und Kontra bedacht. Er betrat die nächste Telefonzelle. »Ishwar? Hören Sie, ich habe einen dringenden Auftrag von meinem Onkel. Er will seine Struan’s-Aktien verkaufen.«
    »Klug, sehr klug, die wildesten Gerüchte breiten sich aus.«
    »Ich habe ihm geraten, Sie und Soorjani’s damit zu betrauen. 150.000 Stück. Er will wissen, ob Sie das gleich erledigen können?«
    »Flink wie ein Vogel. Wo sind die Aktien?«
    »Im Tresor.«
    »Ich muß sofort seinen Chop haben.«
    »Ich gehe ihn jetzt holen, aber er hat gesagt, Sie sollen sofort verkaufen. Und zwar in kleinen Partien, um die Börse nicht in Unruhe zu versetzen. Zum besten Kurs. Sie erledigen das gleich?«
    »Selbstverständlich, sofort. Und zum besten Preis!«
    Paul Tschoy fröstelte. Sein Herz klopfte in der Stille, und er starrte auf seines Vaters Zigarette, nicht in sein zorniges Gesicht, denn er wußte: Diese kalten schwarzen Augen entscheiden über mein Schicksal! Er erinnerte sich, wie er vor freudiger Erregung beinahe an die Decke gesprungen war, als der Kurs immer weiter fiel und er Soorjani dann knapp vor Börsenschluß beauftragt hatte, die Aktien zurückzukaufen. Gleich darauf hatte er seine Freundin angerufen und fast 30 seiner kostbaren US-Dollars dazu verwendet, ihr mitzuteilen, was für einen phantastischen Tag er gehabt hatte

Weitere Kostenlose Bücher