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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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daß es immer Lauscher gibt. Sobald eine eifersüchtige Mutter ein Geheimnis kennt, ist es keines mehr.
    Nur ein Narr vertraut seinem Sohn hundertprozentig. Heya?
    »Also gut, mein Sohn«, sagte Vierfinger leichthin. »Gib mir einen Plan! Schriftlich. Und nenne mir den Betrag. Dann werde ich entscheiden.«
    Den Aktenkoffer an die Brust gepreßt, stieg Philip Tschen am Rasendreieck in Kowloon Tong aus dem Taxi. Kowloon Tong war eine von vielen Vorstädten von Kowloon, ein dichtbevölkerter Bienenstock von Häusern, elenden Hütten, dunklen Gäßchen, Menschen und Verkehrsmitteln. Er fand die Essex Road, die sich am Garten entlangzog, und ging die Straße hinunter. Das Aktenköfferchen schien ihm mit jedem Schritt schwerer zu werden, und er war völlig sicher: Alle Leute wußten, daß er 200.000 HK bei sich hatte! Er wurde immer nervöser. In einem Viertel wie diesem konnte man mit ein paar hundert den Tod eines Mannes kaufen – wenn man wußte, an wen sich wenden – und mit 200.000 eine ganze Armee anheuern. Nachdem er das Rasendreieck schon fast umrundet hatte, sah er den Pfeil auf dem Gehsteig, der auf die Mauer wies. Sein Herz ging in schweren Schlägen. Es war ganz dunkel hier, nur wenige Straßenlaternen brannten. Das Loch war dadurch entstanden, daß sich einige Ziegel aus der Mauer gelöst hatten. Er sah ein zusammengeknülltes Zeitungspapier. Hastig nahm er es heraus, ging zu einer Bank unter einer Lampe und setzte sich. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, schlug er die Zeitung auseinander, in der sich ein Brief befand. Der Umschlag war flach, und seine Besorgnis ließ nach. Er hatte befürchtet, das zweite Ohr darin zu finden.
    »Geh zur Waterloo Road vor«, stand auf dem Zettel zu lesen, »und dann weiter in Richtung Kaserne! Bleib auf der Westseite! Sei auf der Hut, du wirst ständig beobachtet!«
    Ein Schauder durchrieselte ihn, und er sah sich um. Es schien ihn niemand zu beobachten. Weder Freund noch Feind. Sein Aktenkoffer wurde immer schwerer. Mögen alle Götter mich beschützen, flehte er inbrünstig, und nahm seinen ganzen Mut zusammen, um seinen Weg fortzusetzen. Wo, zum Teufel, sind Vierfingers Leute? Es war nicht weit zur Waterloo Road, einer belebten Hauptverkehrsstraße. Er achtete nicht auf die Menschen, sah keinen an und stapfte nur teilnahmslos nach Norden.
    Alle Läden waren offen, in den Restaurants herrschte hektische Geschäftigkeit. Die Nacht war rauh und die Luft sehr feucht.
    Verdrießlich legte er eine halbe Meile zurück. Eingekeilt in einer Gruppe von Menschen, blieb er stehen, um einen Lkw vorbeizulassen, überquerte abermals eine enge Seitengasse und wich dahin und dorthin aus, um nicht von Entgegenkommenden angerempelt zu werden. Plötzlich standen zwei junge Männer vor ihm, verstellten ihm den Weg, und einer zischte: » Tin koon chi fook! «
    »Was?«
    Beide hatten ihre Mützen tief ins Gesicht gezogen, trugen dunkle Brillen und schienen einander ähnlich zu sein. » Tin koon chi fook! « wiederholte Pocken Kin grollend. » Dew neh loh moh, gib den Koffer her!«
    »Oh!« Verwirrt reichte Philip Tschen ihm den Koffer. Pocken Kin riß ihn ihm aus der Hand. »Schau dich nicht um, und geh weiter nach Norden!«
    »Gut, gut, aber bitte halten Sie Ihr Versprechen …« Philip Tschen hielt inne. Die beiden Burschen waren verschwunden. Immer noch unter Schock handelnd, ging er weiter, wobei er versuchte, sich ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen. Plötzlich packte ihn jemand derb am Arm.
    »Wo ist der Scheißkoffer?«
    »Was?« stieß er hervor und blickte in das schreckenerregende Schlägergesicht Gutwetter Poons.
    »Ihr Koffer – wo ist er hin?«
    »Zwei Burschen …« Der Mann fluchte und hastete weiter, die Straße hinunter.
    Während er sich durch den Verkehr schlängelte, legte er die Finger an die Lippen und ließ einen schrillen Pfiff ertönen. Nur wenige Menschen achteten auf ihn. Andere Ganoven schlossen sich ihm an, und dann sah Gutwetter die zwei Kerle mit dem Aktenkoffer, die gerade von der hellerleuchteten Hauptstraße in eine Seitengasse einbogen. Er begann zu laufen, und seine Kumpane folgten ihm.
    Pocken Kin und sein Bruder schlenderten dahin, ohne sich zu beeilen. Bis auf die nackten Glühbirnen der bescheidenen Läden und schäbigen Buden war das Gäßchen nicht beleuchtet. Ihrer Sache jetzt schon völlig sicher, nahmen sie ihre Brillen und Mützen ab und stopften sie in die Taschen.
    » Dew neh loh moh, der alte Bastard war in Todesangst!« kicherte Pocken

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