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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kin, der immer noch bewußtlos über den Tisch lag.
    »Nein, nein, noch nicht. Halt ihn fest!« Gutwetter Poon kratzte sich zwischen den Beinen, während er überlegte. »Wir werden jetzt Tschens Sohn Nummer Eins ausgraben. Ja, das werden wir tun. Na, du kleiner Scheißer, wer hat ihn umgebracht?«
    Sofort deutete Kin Pak auf seinen toten Vater. »Er war es. Es war schrecklich. Er ist unser Vater, und er hat ihn mit einer Schaufel erschlagen. Als er fliehen wollte.« Der Junge schauderte, sein Gesicht war kalkweiß. Die Angst vor dem Messer unter seinem Auge lähmte ihn.
    »Wie heißt du?«
    »Soo Tak-gai, Herr«, antwortete er rasch. Es war der Name, den sie sich für Notfälle zurechtgelegt hatten.
    »Und der?« Der Finger deutete auf seinen Bruder.
    »Soo-Tak-tong.«
    »Der?«
    »Wu-tip Sup.«
    »Und der?«
    Der Junge senkte den Blick auf die Leiche seines Vaters. »Er war Goldzahn Soo, Herr. Er war ein schlechter Mensch, aber wir … wir … wir mußten ihm gehorchen. Wir mußten ihm gehorchen, er war unser … unser Vater.«
    »Wo habt ihr Tschens Sohn Nummer Eins hingebracht, bevor ihr ihn erschlagen habt?«
    »Nach Sha Tin, Herr. Aber ich habe ihn nicht getötet. Wir haben ihn auf der Hongkong-Seite geschnappt, in den Kofferraum eines Wagens gelegt, den wir gestohlen hatten, und sind nach Sha Tin gefahren. Dort, außerhalb der Stadt, steht eine alte Hütte, die Vater gemietet hatte … wir mußten ihm gehorchen.«
    Poon grunzte. »Zuerst schauen wir uns hier um.« Sofort gaben die Männer Pocken Kin frei, der bewußtlos, eine blutige Spur hinterlassend, zu Boden sank. »Du, verbinde ihm den Finger!« Hastig griff Kin Pak nach einem alten Fetzen und begann, dem Erbrechen nahe, einen groben Kreuzverband um den Stumpf zu wickeln.
    Poon öffnete den Koffer. Die Augen der Männer richteten sich auf die Geldscheine.
    Gier stieg in ihnen hoch. Poon nahm das Messer in die andere Hand und schloß den Koffer. Er ließ ihn auf dem Tisch stehen und begann, die schäbige Wohnung zu durchsuchen. Er ging in die dreckige, fast leere Küche hinaus und drehte das Licht an. Pocken Kin, der wieder zu sich kam, wimmerte.
    In einer Lade fand Gutwetter Poon Papier, Tinte und Schreibpinsel. »Was soll das?« fragte er und hielt ein Blatt hoch, auf dem geschrieben stand: »Tschens Sohn Nummer Eins war so dumm zu versuchen, uns zu entwischen. Keiner entkommt den Werwölfen! Hongkong zittert vor uns! Wir haben unsere Augen überall!« Er wiederholte: »Was soll das?«
    Kin Pak sah vom Boden auf. »Weil wir ihn doch nicht mehr freilassen konnten, hat unser Vater befohlen … daß wir Sohn Nummer Eins heute nacht ausgraben, ihm das Blatt auf die Brust heften und ihn neben die Sha-Tin-Straße legen.«
    Gutwetter Poon sah ihn an. »Wenn du anfängst, ihn auszugraben, solltest du ihn gleich das erstemal finden«, knurrte er grimmig. »Sonst hast du keine Augen mehr, du kleiner Dreck.«

9
    21.30 Uhr:
    Auf der Suche nach Linc Bartlett – und Casey – kam Orlanda Ramos die breite Treppe des riesigen Restaurants »Zum schwimmenden Drachen« in Aberdeen herauf und bahnte sich einen Weg durch die lärmenden, schwatzenden Gäste von Sir Shiteh Ttschungs Bankett.
    Die zwei Stunden, die sie heute morgen mit Bartlett verbracht hatte, um ihn zu interviewen, waren sehr aufschlußreich gewesen, ganz besonders im Hinblick auf Casey. Ihr Instinkt sagte ihr, daß sie gut daran tun würde, den Gegner sobald wie möglich zum Kampf zu stellen.
    Das Bankett fand auf dem Oberdeck statt. Durch die offenen Fenster kam der frische Geruch des Meeres in den Saal. Die Nacht war schön, wenn auch feucht, und ringsum glitzerten die Lichter der Hochhäuser und des Stadtgebietes von Aberdeen.
    Draußen im Hafen lagen die nur teilweise beleuchteten Inseln aus Dschunken, auf denen mehr als 150.000 Bootsmenschen ihr Leben zubrachten.
    Der Saal, in Scharlachrot, Gold und Grün gehalten, dehnte sich über die halbe Länge und die ganze Breite des Schiffes aus. Reichverzierte Wasserspeier, Einhörner und Drachen aus Holz und Gips schmückten die drei hell erleuchteten und mit Gästen vollgestopften Decks des Restaurants. Die Küchen unter Deck boten Raum für achtundzwanzig Köche, eine Armee von Küchengehilfen und ein Dutzend riesiger Kessel. Zweiundachtzig Kellnerbedienten die Gäste des »Schwimmenden Drachen«.
    Die ersten beiden Decks hatten je vierhundert Plätze, das dritte, das Oberdeck, dreihundert. Sir Shiteh hatte das ganze Oberdeck für seine Gäste

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