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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kin. »Mit einem kühnen Schritt haben wir den Himmel erreicht!«
    »So ist es, und wenn wir nächste Woche ihn selber schnappen, wird ihn das Zahlen so leicht ankommen wie einen alten Hund das Furzen!«
    Sie lachten und blieben kurz stehen, um beim Licht eines Ladens in den Koffer zu linsen. Beide seufzten, als sie die Banknotenbündel sahen. » Ayeeyah, wahrhaftig, mit einem kühnen Schritt haben wir den Himmel erreicht, Älterer Bruder. Schade, daß der Sohn tot und begraben ist.«
    Pocken Kin zuckte die Achseln. Sicheren Fußes durchquerten sie den sich verfinsternden Irrgarten von Gäßchen und Hinterhöfen. »Der ehrenwerte Vater hat recht. Seine Schuld war es nicht, daß der Bastard einen so weichen Schädel hatte. Wenn wir ihn ausgraben und auf die Sha-Tin-Straße legen, eine Botschaft auf seiner Scheißbrust …« Kin unterbrach sich, und sie traten zur Seite, um einen vollbeladenen, klapprigen Lastwagen vorbeizulassen. Während sie warteten, warf er einen Blick zurück. Am anderen Ende des Gäßchens sah er drei Männer, die, als sie seiner gewahr wurden, die Richtung änderten und eilig auf ihn zukamen. » Dew neh loh moh, wir sind verraten«, keuchte er und nahm, gefolgt von seinem Bruder, die Beine in die Hand.
    Die Burschen waren sehr schnell. Sie stürmten durch die fluchende Menge und wichen, von der zunehmenden Dunkelheit begünstigt, Schlaglöchern und kleinen Hindernissen geschickt aus. Pocken Kin lief voran. Den Aktenkoffer krampfhaft festhaltend, jagte er einen engen, unbeleuchteten Durchgang hinunter. »Nimm einen anderen Weg, Jüngerer Bruder«, stieß er hervor. »Wir treffen uns zu Hause.«
    Bei der nächsten Ecke bog er nach links ab, während sein Bruder geradeaus weiterlief. Aber auch ihre Verfolger teilten sich, und zwei blieben ihm auf den Fersen. Es war fast unmöglich, in der Dunkelheit noch etwas zu sehen. Er rang nach Atem, aber er war seinen Verfolgern schon weit voraus. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Ein paar Leute beobachteten ihn, gingen aber ihrer Wege, ohne stehenzubleiben.
    Nun fühlte er sich wieder sicher; er schlüpfte in die Menge und setzte, ohne sich zu beeilen, mit gesenktem Kopf seinen Weg fort. Immer noch atmete er schwer; er fluchte lautlos vor sich hin und schwor Philip Tschen Rache, weil er sie verraten hatte. Wie kann er es wagen, uns an die Bullen zu verzinken? – Aber nun mal langsam: Waren das auch wirklich Bullen?
    Er dachte darüber nach, während er sich von der Menge treiben ließ und nur hin und wieder, für alle Fälle, einen Haken schlug. Aber eigentlich war er jetzt schon ganz sicher, daß niemand ihm folgte. Er begann sich im Geiste mit dem Geld zu beschäftigen. Mal sehen, was ich mit meinen 50.000 anfange. Ich kaufe mir eine Rolex, einen Revolver und ein neues Messer zum Werfen. Meiner Frau schenke ich ein oder zwei Armbänder, und zwei bekommt auch Weiße Rose vom »Hurenhaus zu den Tausend Freuden«. Heute nacht feiern wir …
    Guter Dinge setzte er seinen Weg fort. In einer Bude kaufte er einen billigen kleinen Koffer. In einem dunklen Gäßchen packte er das Geld in diesen um. Ein Stück weiter verkaufte er nach langem Feilschen Philip Tschens guten Lederaktenkoffer für eine beträchtliche Summe an einen Straßenhändler. Überaus zufrieden mit sich, nahm er einen Bus nach Kowloon City, wo sein Vater unter falschem Namen als Ausweichquartier eine kleine Wohnung gemietet hatte. Er bemerkte nicht, daß Gutwetter Poon und zwei andere Männer den Bus bestiegen, und er achtete auch nicht auf das Taxi, das dem Bus folgte.
    Kowloon City war ein schwärendes Gewirr von Slums, offenen Kanälen und elenden Wohnstätten. Pocken Kin wußte, daß er hier sicher war. Die Bullen ließen sich hier kaum je blicken. Als China 1898 die New Territories an Hongkong verpachtete, hatte es sich die Oberhoheit über Kowloon City für alle Zeiten vorbehalten. Theoretisch waren diese eineinhalb Hektar chinesisches Territorium. Die britischen Behörden ließen das Gebiet weitgehend in Frieden. Es war eine brodelnde Masse von Opiumhöhlen, illegalen Glücksspielschulen, Triadenkommandos und eine Zufluchtsstätte für lichtscheues Gesindel.
    Die Treppe zur Wohnung im 5. Stock der Mietskaserne war wackelig und schmutzig, der Verputz moderig und rissig. Kin war müde. Er klopfte in ihrem Code an die Tür.
    »Hallo, Vater, hallo, Hundeohr Tschen«, begrüßte er sie fröhlich. »Hier ist das Geld.«
    Dann sah er seinen jüngeren Bruder. »Wie schön, du bist ihnen also

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