Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Sir Luis kommt …«
»Er wartet schon in meinem Büro. Er weiß, daß er zu früh dran ist. Ich habe ihm Kaffee serviert und die Morgenzeitungen gegeben.« Besorgnis malte sich auf ihren Zügen. »Was passiert um zehn Uhr?«
»Die Börse öffnet«, antwortete Claudia kurz und reichte ihr den größeren Stoß. »Das erledigst du, Sandra! Ach ja, und hier, er hat den Lunch und einige Vorstandssitzungen gestrichen. Und diese Sachen erledige ich.« Beide sahen auf, als Dunross eintrat.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie. Sein Gesicht war ernster als sonst.
»Wir sind alle so froh, daß Ihnen nichts passiert ist, Tai-Pan«, sagte Sandra artig.
»Danke.«
Sie trippelte hinaus, er sah ihr nach und fing einen Blick von Claudia auf. Seine Miene erhellte sich ein wenig. »Was für ein reizendes Vögelchen!«
Claudia lachte. »Ihr Privattelefon hat zweimal geläutet.«
»Danke. Sagen Sie alles zwischen jetzt und Mittag ab, ausgenommen Linbar, Sir Luis Basilio und die Bank! Aber zuerst verbinden Sie mich mit Knauser Tung! Dann rufen Sie Lando Mata an und fragen ihn, ob ich ihn heute sehen kann! Am liebsten wäre mir um 10 Uhr 20 im Kaffeehaus.«
»Ich werde mich um alles kümmern. Der Sekretär des Gouverneurs hat angerufen: Ob Sie mittags zur Sitzung kommen?«
»Ja.« Dunross griff zu einem Telefon, während Claudia den Raum verließ und die Tür hinter sich schloß.
»Penn? Du wolltest mich sprechen?«
»O ja, Ian, aber ich habe nicht angerufen, wenn du das meinst. In den Nachrichten habe ich von dem Feuer gehört, und ich … ich war nicht sicher, ob ich geträumt hatte oder ob du in der Nacht nach Hause gekommen bist. Ich … ich habe mir große Sorgen gemacht. War es sehr schlimm?«
»Na ja, wie man’s nimmt.« Er gab ihr einen kurzen Bericht. »Wenn ich dich zum Flughafen bringe, erzähle ich dir alles genau. Die Maschine fliegt pünktlich ab …«
Die Gegensprechanlage summte. »Augenblick, Penn. Ja, Claudia?«
»Inspektor Kwok auf Leitung zwo. Er sagt, es sei wichtig.«
»Gut. Tut mir leid, Penn, ich muß aufhören. Ich hole dich rechtzeitig ab. Sonst noch etwas, Claudia?«
»Bill Fosters Maschine aus Sydney hat eine weitere Stunde Verspätung. Mr. Havergill und Johnjohn erwarten Sie um halb zehn. Wie ich höre, sind sie schon seit sechs Uhr früh in der Bank.«
Dunross empfand zunehmendes Unbehagen. Er hatte seit gestern drei Uhr nachmittags versucht, mit Havergill zu sprechen, aber der stellvertretende Generaldirektor war nicht zu sprechen gewesen. »Das hört sich nicht gut an. Als ich um halb acht vorbeikam, standen schon Menschenschlangen vor der Bank.«
»Die Vic wird doch nicht die Zahlungen einstellen?« Ihre Stimme klang besorgt.
»Wenn das geschieht, sind wir alle erledigt.« Er schaltete auf Leitung zwei. »Tag, Brian, was gibt’s?«
Brian Kwok unterrichtete ihn über John Tschen.
»Der arme John! Nach der Übergabe des Lösegeldes dachte ich … Er ist schon seit einigen Tagen tot?«
»Ja. Seit mindestens drei Tagen.«
»Diese Verbrecher! Haben Sie Philip oder Dianne schon informiert?«
»Nein, noch nicht. Ich wollte es zuerst Ihnen sagen.«
»Soll ich sie verständigen? Philip ist zu Hause, ich rufe ihn gleich an.«
»Nein, Tai-Pan, das gehört zu meinen Pflichten! Tut mir leid, daß ich der Überbringer schlechter Nachrichten bin, aber ich dachte, Sie sollten es gleich erfahren.«
»Ja … Ja, alter Freund, danke! Hören Sie: Gegen sieben bin ich bei einem Empfang des Gouverneurs. Länger als bis halb elf wird es nicht dauern. Haben Sie Lust auf einen späten Drink, oder wollen wir eine Kleinigkeit essen?«
»Ja. Gute Idee. Wie wäre es mit der Quance Bar im Mandarin?«
»Um dreiviertel elf?«
»Gut. Übrigens habe ich Anweisungen gegeben, daß Ihre taitai durch die Grenzkontrolle durchgeschleust wird. Wiedersehen.«
Dunross legte auf, erhob sich und trat ans Fenster. Es klopfte diskret, dann öffnete sich die Tür einen Spalt. »Entschuldigen Sie, Tai-Pan«, sagte Claudia, »Lando Mata auf Leitung zwei.«
Dunross setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. »Hallo, Lando, können wir uns um 10 Uhr 20 treffen?«
»Ja, ja, natürlich. Ich habe von Zeppelin gehört. Schrecklich! Ich bin auch gerade noch mit dem Leben davongekommen. Das verdammte Feuer!«
»Sind Sie heute schon mit Knauser Tung in Verbindung gewesen?«
»Ja. Er kommt mit der nächsten Fähre.«
»Gut. Lando, es könnte sein, daß Sie mich heute unterstützen müssen.«
»Aber Ian, das haben
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