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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Changi – eigentlich von 1942 bis 1945, zum Teil in Java, aber hauptsächlich in Changi.«
    »Ich verstehe. Tut mir leid.« Dr. Tooley dachte an die Schreckensgeschichten, die nach dem Krieg aus Asien kamen, Berichte über die grausame Behandlung, die die Japaner den englischen und amerikanischen Truppen »angedeihen« ließen. »Ich fühlte mich auf eine ganz besondere Art verraten«, gab sich der Arzt seinen Erinnerungen hin. »Die Japaner waren immer unsere Verbündeten gewesen. Sie sind ein Inselvolk wie wir. Ich war als Arzt bei den Chindits. Habe zwei Expeditionen mit Wingate mitgemacht.« Wingate war ein exzentrischer britischer General, der sich eine völlig unorthodoxe Art der Kriegführung ausgedacht hatte. Er brachte besonders mobile Kolonnen marodierender englischer Soldaten, die unter der Tarnbezeichnung Chindits operierten, von Indien in den birmesischen Dschungel, weit hinter den japanischen Linien, und versorgte sie aus der Luft. Der Arzt beobachtete Fleur, wog Möglichkeiten ab, forschte in seiner Erfahrung und versuchte, unter Tausenden von Möglichkeiten einen Weg zu finden, um den feindlichen Virus zu isolieren, bevor er den Fötus angriff. »Die verdammten Flugzeuge verfehlten die Abwurfplätze.«
    »Mir sind ein paar von Ihren Leuten in Changi begegnet.« Marlowe versuchte sich zu erinnern. »1943 oder 44, ich erinnere mich nicht mehr genau. Nach ihrer Gefangennahme wurden sie nach Changi gebracht.«
    »Das muß 1943 gewesen sein«, sagte der Arzt düster. »Gleich am Anfang geriet eine ganze Kolonne in einen Hinterhalt und wurde gefangengenommen.« Dr. Tooley war ein distinguierter alter Herr mit einer großen Nase, schütterem Haar und warmen Augen. »Nun, junge Frau«, fuhr er mit seiner freundlichen rauhen Stimme fort, »Sie haben ein bißchen Fieber …«
    »Oh … entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor«, unterbrach sie ihn. »Ich … ich glaube …« Sie stieg aus dem Bett, eilte unbeholfen auf die Toilette zu und schloß die Tür.
    »Grund zur Sorge?« fragte Marlowe, sein Gesicht verkrampft.
    »Sie hat 39,8; der Herzschlag ist beschleunigt. Es könnte ein Magen-Darm-Katarrh sein.« Der Arzt sah ihn an.
    »Oder Leberentzündung?«
    »Nein. Nicht so rasch. Die Inkubationszeit beträgt sechs Wochen bis zu zwei Monaten. Dieses Damoklesschwert schwebt über unser aller Köpfen. Leider. Zwei Monate, um ganz sicher zu sein. Geimpft sind Sie beide, also brauchen Sie sich auch wegen Typhus keine Sorgen zu machen.«
    »Und das Baby?«
    »Wenn die Krämpfe heftiger werden, könnte es sein, daß sie eine Fehlgeburt hat«, sagte der Arzt sanft. »Tut mir leid, aber Sie sollten es wissen. Gott allein weiß, welche Viren und Bakterien in Aberdeen herumschwirren. Der Hafen ist eine öffentliche Kloake, und das schon seit hundert Jahren. Es ist ein Skandal, aber wir können nichts dagegen tun.« Er suchte nach seinem Rezeptblock. »Chinesische jahrhundertealte Bräuche lassen sich nicht ändern. Leider.«
    »Joss«, sagte Marlowe. Er fühlte sich elend. »Es waren ja vierzig oder fünfzig Menschen, die da im Wasser herumgestrampelt sind.«
    Der Arzt überlegte. »Von den fünfzig sind vielleicht fünf sehr krank, fünf werden überhaupt nichts merken, und der Rest wird wohl dazwischen liegen. Hongkongyan – das sind die in der Kolonie Geborenen – werden weniger, Fremde mehr betroffen sein.« Endlich fand er seinen Rezeptblock. »Ich gebe Ihnen da ein neumodisches intestinales Antibiotikum, aber nehmen Sie auch Dr. Cólicos Arznei weiter! Beobachten Sie Ihre Frau aufmerksam! Haben Sie ein Thermometer?«
    »Selbstverständlich. Wenn …« Ein Krampf packte ihn, schüttelte ihn und löste sich wieder. »Wenn man mit Kleinkindern unterwegs ist …« Beide Männer vermieden es, zur Badezimmertür hinüberzusehen, hinter der sie Fleur stöhnen hörten.
    »Wie alt sind Ihre Kinder?« fragte Dr. Tooley, der sich seine Sorge nicht anmerken ließ, während er das Rezept schrieb. »Meine sind jetzt schon erwachsen.«
    »So was! Unsere sind vier und acht. Es sind zwei Mädchen.«
    »Haben Sie eine amah ?«
    »Ja, ja. Bei dem Regen heute früh hat sie die Kinder in die Schule gebracht. Sicher hat sie ein bo-pi genommen.« Ein bo-pi war ein nicht konzessioniertes Taxi, dessen man sich aber trotzdem hin und wieder bediente.
    »Machen Sie sich also keine Sorgen! Ich lasse die Medizin heraufschicken. Abends gegen sechs schaue ich wieder vorbei. Wenn Sie mich brauchen …« Er hielt ihm ein leeres Rezeptblatt

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