Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Chinesisch gelernt?«
»Es ist Kantonesisch. Ich habe mir einen Lehrer besorgt – und heute morgen die erste Stunde genommen. Ich wollte so einfache Dinge sagen können wie Guten Tag, wie geht es Ihnen? Die Rechnung, bitte, und so. Mein Gott, ist das kompliziert! Das wichtigste ist die Betonung. Es gibt sieben Betonungen im Kantonesischen – sieben Möglichkeiten, ein und dasselbe Wort auszusprechen.« Sie nippte an ihrem Martini.
»Den brauche ich. Willst du ein Bier?«
Bartlett schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
Casey setzte sich auf das Sofa und schlug ihr Notizbuch auf. »Die Sekretärin von Vincenzo Banastasio hat angerufen und gebeten, seine Reservierung für Sonnabend zu bestätigen. Außerdem …«
»Ich wußte gar nicht, daß er hierher kommt. Du?«
»Ich glaube mich zu erinnern, daß er davon sprach, Asien besuchen zu wollen … Am Rennplatz, in Del Mar … vorigen Monat … John Tschen war auch dabei. Der arme Kerl!«
»Ich hoffe, sie erwischen diese Werwölfe.«
»Ich habe seinem Vater und Frau Dianne – auch in deinem Namen – Kondolenzbriefe geschickt.«
»Gut, gut.« Bartlett runzelte die Stirn. »Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, daß Vincenzo etwas gesagt hat. Wird er auch hier wohnen?«
»Nein. Er will auf der Hongkong-Seite absteigen. Ich habe die Reservierung telefonisch im Hilton bestätigt. Er kommt Sonnabend morgen mit der JAL aus Tokio.
Willst du ihn treffen?«
»Wie lange bleibt er?«
»Über das Wochenende, ein paar Tage. Du weißt ja, wie vage er sich ausdrückt. Wie wäre es mit Sonnabend nach dem Rennen?«
Schon wollte Bartlett den Sonntag vorschlagen, doch dann fiel ihm Taipeh ein. »In Ordnung. Sonnabend nach dem Rennen.« Er fing ihren Blick auf. »Du wolltest etwas sagen?«
»Ich frage mich, was Banastasio im Schilde führt.«
»Als er sich mit vier Prozent bei Par-Con einkaufte, haben wir das durch die Börsenaufsichtsbehörde überprüfen lassen und erfahren, daß sein Geld sauber war. Es wird zwar viel geredet, aber er ist nie unter Anklage gestellt worden. Er hat uns nie Schwierigkeiten gemacht, ist nie zu einer Aktionärsversammlung erschienen, erteilt mir immer das Stimmrecht und ist mit Geld herausgerückt, als wir es gut gebrauchen konnten. Also?«
»Also nichts. Du weißt, was ich von ihm halte. Ich werde die Verabredung mit ihm treffen und höflich sein wie immer. Nächster Punkt: Ich habe in der Victoria Bank ein Geschäftskonto für uns eröffnet und 25.000 eingezahlt. Wir haben einen Revolving Fonds laufen, und First Central steht Gewehr bei Fuß, um die ersten sieben Millionen zu überweisen, sobald wir den Auftrag geben. Bei derselben Bank habe ich auch ein Privatkonto für dich eröffnet und ebenfalls fünfundzwanzig Riesen eingezahlt.«
Bartlett wollte auf die Uhr sehen, unterließ es aber. »Weiter!«
»Weiter: Clive Bersky hat angerufen und um eine Gefälligkeit ersucht.«
»Hast du ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren?«
Sie lachte. Bersky war der Leiter ihrer Niederlassung der First Central of New York, ein sehr pedantischer Mann, der Bartlett mit seinem Hang zur Perfektion wahnsinnig machte. »Wenn es zum Abschluß mit Struan’s kommt, möchte er, daß wir unsere Zahlungen über die …« Sie sah in ihrem Notizbuch nach. »… die Royal Belgium and Far East Bank gehen lassen.«
»Warum gerade die?«
»Ich bin dabei, sie unter die Lupe zu nehmen. Wir sind für acht zu einem Drink mit dem hiesigen Generalvertreter verabredet. Die First Central hat seine Bank eben erst gekauft – sie haben Filialen hier, in Singapur und in Tokio.«
»Mach du das, Casey!«
»Gern. Einen Drink, und ich bin schon wieder weg. Wollen wir nachher miteinander essen? Irgendwo in der Nähe.«
»Danke, aber heute nicht. Ich fahre nach Hongkong hinüber.«
»Ach … wo …« Sie brach ab. »Wann gehst du?«
»Jetzt bald. Keine Eile.« Bartlett sah das leichte Lächeln um ihre Lippen; sicher hatte sie sofort begriffen, wohin er ging. »Hast du sonst noch was?«
»Nichts, was nicht bis morgen warten könnte. Ich treffe mich zeitig mit Kapitän Jannelli wegen deines Flugs nach Taipeh. Die gerichtliche Verwahrung wird vorübergehend aufgehoben. Du mußt nur eine Erklärung unterschreiben, mit der du dich verpflichtest, vor Dienstag nach Hongkong zurückzukommen.«
»Geht in Ordnung. Dienstag ist D-Tag.«
Sie stand auf. »Das wäre alles für heute. Ich kümmere mich um den Bankmann und das übrige.« Sie stellte ihr Glas zurück.
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