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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schriftsteller, die unsere Freunde sind, und verurteilen die anderen. Wenn ich wieder in London bin, werde ich veranlassen, daß Marlowe auf den Index der BCP gesetzt wird. Es wird leicht sein, ihm eins auszuwischen – wir haben viele Freunde in den Medien.«
    Suslew zündete sich eine Zigarette an. »Kennen Sie sein Buch?«
    »Das über Changi? Nein. Bevor ich hierher kam, hatte ich überhaupt noch nicht davon gehört. Wahrscheinlich ist es in England nicht erschienen. Außerdem habe ich kaum Zeit, Romane zu lesen. Und wenn er ihn geschrieben hat, kann es nur Scheiße sein, ein billiger Reißer … Changi war eben Changi, und wir sollten es vergessen.«
    Aber ich kann es nicht vergessen, hätte er hinausschreien mögen. Ich kann ihn nicht vergessen, diesen nicht endenwollenden Alptraum, kann sie nicht vergessen, diese entsetzlichen Tage im Lager und die Zehntausende von Toten. Ich habe versucht, dem Gesetz Geltung zu verschaffen, die Schwachen vor den Schwarzmarktschweinen zu schützen. Die Menschen starben wie die Fliegen, und es gab keine Hoffnung, jemals lebend wieder herauszukommen. Ich verfaulte bei lebendigem Leib. Erst einundzwanzig war ich, als ich 1942 in Singapur in Gefangenschaft geriet, und vierundzwanzig, fast schon fünfundzwanzig, als das Wunder geschah und ich befreit und nach England zurückgebracht wurde. Unser Haus von Bomben zerstört, meine Eltern tot, meine Welt untergegangen … Und meine einzige Schwester hatte sich an den Klassenfeind verkauft. Sie redete wie einer, lebte wie einer, aß wie einer und heiratete einen. Sie schämte sich unserer Vergangenheit, wollte nichts von ihr wissen, und dann – die Veränderung! Die Rückkehr aus dem Nicht-Leben in Changi ins Leben nach England, die Alpträume, die Schlaflosigkeit, die Angst vor dem Leben, die Unfähigkeit, darüber zu reden, die Weinkrämpfe, ohne zu wissen, warum ich weinte, der Versuch, mich an das zu gewöhnen, was diese Hohlköpfe Normalität nannten. Bis es mir schließlich gelang, aber, mein Gott, zu welchem Preis …!
    »Bitte?« fragte er, in die Gegenwart zurückgeholt.
    »Ich sagte, Ihre jetzige Regierung ist sehr verwundbar.«
    »Ach ja? Wieso?«
    »Erinnern Sie sich an den Profumo-Skandal? An den Heeresminister?«
    »Natürlich. Und?«
    »Vor einigen Monaten begann die MI-5 eine sehr geheime, sehr gründliche Untersuchung der angeblichen Verbindung zwischen dem inzwischen berühmt gewordenen Callgirl Christine Keeler und Fregattenkapitän Jewgenij Iwanow, unserem Marineattaché, und anderen Persönlichkeiten der Londoner Gesellschaft.«
    »Ist die Untersuchung abgeschlossen?«
    »Ja. Sie dokumentiert Gespräche, die von der Frau mit Fregattenkapitän Iwanow geführt wurden. Iwanow hatte von ihr verlangt, Profumo auszuhorchen, um zu erfahren, wann Atomwaffen nach Deutschland geliefert werden sollten. Es wird darin behauptet«, Suslew log jetzt bewußt, um Grey zu reizen, »Profumo sei schon einige Monate, bevor der Skandal platzte, von der MI-5 in bezug auf Iwanow gewarnt worden – Fregattenkapitän Iwanow sei vom KGB und ebenfalls ein Liebhaber der Keeler.«
    Grey brüllte vor Lachen. »Zuerst hat er nur über sein Verhältnis zu der Keeler gelogen, und jetzt sagen Sie, er hat die ganze Zeit von Iwanow gewußt! Damit ist der Sturz der Regierung nicht mehr aufzuhalten. Sind Sie auch sicher?« fragte er, plötzlich beunruhigt. »Ist es wirklich wahr?«
    »Könnte ich Sie anlügen?« Suslew lachte in sich hinein.
    »Das werde ich verwenden! Und wie ich es verwenden werde!« Grey war außer sich vor Freude. »Sind Sie ganz sicher? Und Iwanow? Was ist aus ihm geworden?«
    »Er wurde natürlich befördert – für ein brillant ausgeführtes Manöver mit dem Ziel, eine feindliche Regierung zu diskreditieren. Wenn seine Arbeit dazu beiträgt, sie zu stürzen, wird man ihn auszeichnen. Wollen Sie übrigens bei Ihrer morgigen Pressekonferenz Ihren Schwager erwähnen?«
    Sofort war Grey auf der Hut. »Wie haben Sie von ihm erfahren?«
    Suslew sah ihm ruhig in die Augen. »Meine Vorgesetzten wissen alles. Man hat mir aufgetragen, Ihnen nahezulegen, bei der Pressekonferenz das bestehende Verwandtschaftsverhältnis zu erwähnen.«
    »Wozu denn?«
    »Um Ihre Position zu stärken, Mr. Grey. Als Schwager des Tai-Pan von Noble House wird man Ihren Worten hier wesentlich mehr Bedeutung schenken, meinen Sie nicht auch?«
    »Aber wenn Sie von ihm wissen«, gab Grey zurück, »ist Ihnen sicherlich auch bekannt, daß meine Schwester und

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