Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Vorschlägen Stellung nehmen.«
»Natürlich nicht! Haben Sie Ihre Eintrittskarten und Ihre Abzeichen?«
»Ja, danke! Ich … äh, ich hoffe, daß alles gut ausgeht für Sie. Ihre Vorschläge klingen wirklich sehr verlockend.«
Sie gingen. Eine kleine Weile gönnte sich Dunross den Luxus, seine Erregung zu genießen. Ich habe sie, dachte er. Du lieber Gott, in einem Jahr könnten wir die mächtigste Flotte Asiens haben, alles voll finanziert, ohne Risiken für den Finanzier, Schiffsbauer, Reeder oder Ausrüster – wenn wir diesen Sturm überstehen! Alles, was ich brauche, ist ein bißchen Glück. Irgendwie muß ich bis Dienstag durchhalten, wenn wir das Abkommen mit Par-Con unterschreiben. Par-Con zahlt für die Schiffe, aber was mache ich mit Orlin, was mache ich mit Gornt?
»Mr. Jacques ist schon unterwegs nach oben. Mr. Philip ist in seinem Büro und kommt, sobald Sie frei sind. Mr. Crosse hat angerufen: Ihre Verabredung ist um sieben statt um sechs. Mr. Sinders’ Maschine hat Verspätung. Der Gouverneur und alle Beteiligten sind bereits verständigt.«
»Danke, Claudia!« Er wählte das V and A an und verlangte Bartlett. Er war ausgegangen. »Miss Tcholok bitte!«
»Hallo?«
»Hallo! Dunross. Sie und Mr. Bartlett haben mich angerufen. Wie geht’s denn so?«
Es folgte eine kleine Pause. »Es geht. Kann ich Sie sehen, Tai-Pan?«
»Selbstverständlich. Wie wäre es mit Cocktails um Viertel nach sechs im Mandarin? Ich hätte eine halbe Stunde bis zu meinem nächsten Termin.« Bei dem Gedanken an Crosse und Sinders und AMGs Warnung, seine Berichte nie aus der Hand zu geben, stieg ein schwelendes Gefühl der Angst in ihm auf.
»Ich möchte lieber bei Ihnen vorbeikommen, um etwas mit Ihnen zu bereden. Ich verspreche, mich kurzzufassen.«
»In Ordnung. Sie werden vielleicht eine oder zwei Minuten warten müssen, aber kommen Sie ruhig rüber!« Stirnrunzelnd legte er den Hörer auf. Was ist da los? Jacques deVille betrat das Zimmer. Er sah sorgenvoll und müde aus. »Du wolltest mich sprechen, Tai-Pan?«
»Ja, setz dich, Jacques! Ich dachte, du wolltest gestern abend fliegen?«
»Ich habe mit Susanne telefoniert, und sie meint, es wäre besser für Avril, wenn ich noch ein oder zwei Tage abwarte …«
Dunross hörte ihm aufmerksam zu. Konnte Jacques tatsächlich ein kommunistischer Spitzel sein? Dunross hatte darüber nachgedacht. Leicht möglich, daß kommunistische Ideen bei Jacques, einem jungen Idealisten, der im Untergrund in Frankreich gegen die verhaßten Nazis kämpfte, auf fruchtbaren Boden gefallen waren – war Rußland damals nicht mit uns verbündet? War der Kommunismus damals nicht überall in Mode, sogar in Amerika? Damals. Bevor wir die Wahrheit über Stalin wußten, die Wahrheit über Gulags, KGB, Polizeistaat und Massenmord.
Aber wie konnte ein Mann wie Jacques auf die Dauer diesen ganzen kommunistischen Unsinn glauben? Wie konnte ein Mann wie Jacques solche Überzeugungen so lange verhehlen – wenn er wirklich der Sevrin-Spitzel ist, wie AMG behauptete?
»Was hältst du von Grey?« fragte Dunross.
»Ein cretin, Tai-Pan. Viel zu linkslastig für meinen Geschmack. Und da ich … da ich ja jetzt hierbleibe, soll ich mich wieder um Bartlett und Casey kümmern?«
»Nein, bis auf weiteres mache ich das. Du kümmerst dich um den Vertrag.«
»Er wird gerade redigiert. Ich war schon bei unseren Anwälten. Wir haben da ein kleines Problem. Dawson ist heute vormittag mit Bartletts Anwalt Mr. Steigler zusammengetroffen. Mr. Steigler möchte noch einmal über den Zahlungsplan verhandeln und die Unterschriftsleistung auf Ende nächster Woche verschieben.«
Heftiger Zorn wallte in Dunross auf. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Das muß der Grund sein, warum Casey mich sprechen will, dachte er. »Ich kümmere mich darum«, sagte er und stellte das Problem vorläufig zurück; ein dringlicheres harrte einer Lösung: Jacques deVille, der, solange ein Schuldbeweis nicht erbracht war, auch weiterhin als unschuldig gelten mußte.
»Ich möchte einige organisatorische Änderungen vornehmen«, begann er. »Wie du weißt, ist Linbar heute nach Sydney geflogen. Er soll einen Monat bleiben und versuchen, die Fusion mit Woolara unter Dach und Fach zu bringen. Ich mache mir keine großen Hoffnungen. Ich möchte, daß du Australien übernimmst.« Er sah, wie Jacques Augen sich weiteten, konnte aber nicht erkennen, ob es Sorge war oder Freude. »Ich habe Toda heute unseren Plan vorgelegt,
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