Hongkong 02 - Noble House Hongkong
bitte eintreten!«
»Mr. Alastair hat zweimal angerufen – sie sollten sofort zurückrufen. Und Ihr Vater.«
»Ich werde später zurückrufen.«
»Ja, Sir. Das ist das Telex von der Nelson Trading aus der Schweiz, in dem sie bestätigen, daß sie die dreifache Menge Gold für die Great Good Luck Company in Macao gekauft haben.«
»Gut. Schicken Sie Lando eine Xerokopie und bitten Sie ihn, er möge den entsprechenden Betrag überweisen!«
»Dieses Telex ist von der Orlin Merchant Bank. Sie bedauern noch einmal, daß sie den Kredit nicht verlängern können und ersuchen um Zahlung.«
»Schicken Sie ihnen ein Telex: ›Danke.‹«
»Ich habe mit Mrs. Dunross gesprochen. Sie ist gut angekommen.«
»Gut. Beschaffen Sie mir die Privatnummer von Kathys Arzt, damit ich ihn während des Wochenendes anrufen kann!«
»Mr. Duncan hat aus Sydney angerufen. Er hat einen wunderbaren Abend verbracht und kommt am Montag mit der Quantas. Das ist die Liste der Anrufe.«
Während er die lange Liste durchsah, fragte er sich, ob sein Sohn noch »Jüngling« war oder es schon vor der liebreizenden Sheila nicht mehr gewesen war. Der Gedanke an dieses Mädchen erinnerte ihn wieder an die entzückende Schnee-Jade. Sie hatte soviel Ähnlichkeit mit Elegante Jade, die irgendwo in Taipeh ein Freudenhaus betrieb. Vielleicht sollte ich sie einmal aufsuchen und ihr danken. Wieder einmal mußte er an Tschen-tschens mahnende Worte denken, als er im Sterben lag: »Hör zu, mein Sohn«, hatte der Greis geflüstert, »versuche nie, sie zu finden! Jetzt wird sie alt sein und ihr Jadetor verdorrt, und sie wird nur noch Freude an gutem Essen und gutem Brandy haben. Die Kinder aus der Welt der Liebe verstehen es nicht zu altern. Überlasse sie ihrem Joss und ihren Erinnerungen! Sei gütig! Sei immer gütig zu jenen, die dir ihre Jugend und ihr Yin schenken, um deinem Yang schönzutun! Iiiii, wie wünschte ich mir, noch einmal jung zu sein …«
Dunross seufzte. Der Abend mit Schnee-Jade hätte nicht vollkommener sein können. Und nicht fröhlicher.
»Ich esse kein Dessert«, hatte er ihr erwidert. »Ich muß Diät halten.«
» Oh ko, Sie doch nicht, Tai-Pan! Ich werde Ihnen helfen, abzunehmen, keine Sorge!«
»Vielen Dank, aber ich esse kein Dessert, und schon gar nicht in Hongkong.«
»Ach! Vierfinger hat gewußt, daß Sie das sagen würden, Tai-Pan.« Sie schenkte ihm einen Whisky ein. »Ich soll Ihnen darauf antworten: ›Habe Paß, kann reisen.‹«
Sie hatten zusammen gelacht. »Und was hat Vierfinger noch gesagt?«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Nur daß sich fremde Teufel in gewissen Dingen höchst sonderbar betragen.« Sie musterte ihn. »Ich war noch nie mit einem Barbaren zusammen.«
»So? Es gibt auch einige recht zivilisierte Leute unter uns.«
Die Unterhaltung war unbeschwert, das Essen ausgezeichnet und die Versuchung groß gewesen, erinnerte sich Dunross und lächelte im stillen. Aber deshalb darf ich weder den alten Schweinehund Vierfinger vergessen, noch die Halbmünze, noch den Diebstahl der Halbmünze, noch die Falle, in die ich ihm, wie er glaubt, gelaufen bin. Aber nur keine Eile! Alles schön der Reihe nach! Konzentriere dich! Es bleibt noch viel zu tun, bevor du heute zu Bett gehst.
Es war eine lange Liste, die Claudia ihm gegeben hatte, aber weder Tiptop noch Lando Mata, weder Knauser Tung noch Vierfinger oder Paul Tschoy waren unter den Anrufern gewesen. Casey und Bartlett waren dabei. Travkin, Robert Armstrong, Jacques deVille, Gavallan, Philip Tschen, Dianne Tschen, Sir Luis und, über die ganze Welt verstreut, Dutzende andere. »Wir arbeiten das durch, nachdem Toda gegangen ist, Claudia.«
»Ja, Sir.«
»Nach Toda möchte ich Jacques sprechen, dann Philip Tschen. Wissen Sie schon was von Mrs. Riko Gresserhoff?«
»Ihre Maschine soll um sieben ankommen. Sie wird vom Flughafen abgeholt und ins V and A gebracht. Ich habe ihr Blumen ins Zimmer stellen lassen.«
»Sehr schön, vielen Dank!« Dunross trat ans Fenster. Für den Augenblick hatte er für Noble House und für Hongkong getan, was er konnte. Jetzt kam das nächste Problem. Die Schiffe. Seine Spannung wuchs.
»Hallo, Tai-Pan!«
»Hallo, Hiro!« Herzlich schüttelte Dunross die ihm dargebotene Hand.
Hiro Toda, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Toda Shipping Industries, war gleich alt wie Dunross, adrett, robust und von wesentlich kleinerer Statur. Er hatte weise Augen und ein gewinnendes Lächeln und sprach mit
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