Hongkong 02 - Noble House Hongkong
indirekter Wege, um den Sieg zu erlangen.« Er fuhr fort: »Zweiter Punkt: Japan muß alles importieren, was es braucht, um für seine expandierende Wirtschaft und Industrie zu sorgen und seinen Lebensstandard aufrechtzuerhalten – vor allem Öl. Öl ist der Schlüssel zu Japans Zukunft. Es kommt auf dem Seeweg zu Ihnen, so wie alle Rohmaterialien, die in großen Mengen verschifft werden – auf Großraumfrachtern. Sie bauen diese Riesenkähne sehr rationell, aber als Schiffseigner werden Ihre Betriebskosten und Ihr inländisches Steuergefüge Sie aus dem Markt werfen. Mein Vorschlag an Sie ist einfach: Sie geben die Eigentümerschaft an Ihren eigenen unwirtschaftlichen Handelsflotten auf, Sie verkaufen Ihre Schiffe zum Rückleasing ins Ausland.«
»Was?«
Dunross sah, wie sie ihn verdutzt anstarrten. Er wartete einen Moment und fuhr fort: »Ein Schiff hat eine Lebensdauer von, sagen wir, fünfzehn Jahren. Sie verkaufen Ihren Massengutfrachter, sagen wir, an uns und pachten ihn gleichzeitig auf fünfzehn Jahre. Wir stellen den Kapitän und die Mannschaft und übernehmen die kaufmännische Führung. Vor der Lieferung verfrachten Sie das Schiff auf fünfzehn Jahre an Mitsubishi oder sonst einen Charterer, der auf den Transport von Massengutem spezialisiert ist – Kohle, Eisenerz, Reis, Weizen, Öl, was auch immer. Dieses System sichert Japan die ständige Belieferung mit Rohstoffen – von Japanern gelenkt und kontrolliert. Ihre Industrien können vorausplanen. Die Japan AG kann es sich leisten, ausgesuchten Käufern ihrer Schiffe finanziell entgegenzukommen; schließlich ist der Kaufpreis durch den auf fünfzehn Jahre abgeschlossenen Chartervertrag mehr als gedeckt. Und bei vorliegenden langfristigen Charterverträgen wird es unseren Banken wie etwa der Victoria oder der Blacs ein Vergnügen sein, den Rest zu finanzieren. So hat jeder seinen Gewinn. Und dabei habe ich die steuerlichen Vorteile noch gar nicht erwähnt!«
Es herrschte Totenstille, als Dunross sich erhob, zu seinem Schreibtisch ging und mit einigen gehefteten Broschüren wieder zurückkam. »Das ist eine von unseren Leuten in Japan erarbeitete Untersuchung der steuerlichen Gegebenheiten, einschließlich Methoden, die Herstellungskosten der Schiffe unterzubewerten, um größere Gewinne zu erzielen. Diese Studie zeigt verschiedene Möglichkeiten, wie Struan’s, sollten wir einer von Ihren ausgewählten Reedern sein, Ihnen beim Abschluß von Charterverträgen behilflich sein könnte. So wären Woolara Mines of Australia zum Beispiel bereit, unter unserer Ägide ein Abkommen mit Toda Industries über Lieferung von 95 Prozent ihrer Kohleförderung auf hundert Jahre abzuschließen.«
Die Japaner saßen mit offenen Mündern da. Woolara Mines war eine riesige, sehr rationell arbeitende und äußerst produktive Mine.
»Wir könnten Ihnen in Australien, der Schatzkammer Asiens, behilflich sein – Sie mit Kupfer, Weizen, Nahrungsmitteln oder Eisen beliefern. Man hat mir vertraulich mitgeteilt, daß vor kurzem in Westaustralien, unweit von Perth, neue und sehr reiche Lagerstätten von hochgradigem Eisenerz entdeckt wurden. Dort gibt es auch Öl, Uran, Thorium und andere edle Metalle, die Sie benötigen. Wolle. Reis. Mit dem System, das ich Ihnen vorschlage, können Sie Ihren eigenen Warenfluß steuern. Die ausländischen Reeder bekommen Schiffe und einen kontinuierlichen Cashflow, um noch mehr Schiffe zu ordern und zu finanzieren, um mehr und mehr Rohstoffe zu befördern – aber auch mehr Autos, Fernsehapparate und elektronische Geräte in die Vereinigten Staaten sowie Industrieanlagen und Maschinen in die ganze Welt. Hier ist schließlich noch eine Studie, betreffend eine neue Flotte von Supertankern, jeder mit einem Leergewicht von einer halben bis zu einer Million Tonnen.«
Die Japaner hielten den Atem an, als sie diese Zahlen hörten. Dunross lehnte sich zurück und genoß ihre Verwirrung. Die jungen Herren warfen einander Blicke zu und warteten auf Todas Reaktion.
»Ich … ich denke, wir sollten uns Ihre Vorschläge durch den Kopf gehen lassen«, sagte Toda, bemüht, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Es sind sehr weitgehende Vorschläge. Dürfen wir später darauf zurückkommen?«
»Selbstverständlich. Ich sehe Sie doch morgen beim Rennen? Um ein Viertel vor eins wird gegessen.«
»Danke Ihnen, ja, wenn es nicht zuviel Mühe macht«, gab Toda, plötzlich nervös, zurück. »Aber bis dahin können wir unmöglich schon zu Ihren
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