Hongkong 02 - Noble House Hongkong
spürte, wie ihm auf Rücken und Stirn der Schweiß ausbrach. Ihm war klar, was das für ein gewagtes Spiel sein würde, wie groß die Bank auch sein mochte. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen. Waren die Schiffe einmal bezahlt und stand ihm der Revolvingkredit zur Verfügung, konnte er Gornt Paroli bieten und seinen Angriff zurückschlagen. Und wäre Gornt einmal unschädlich gemacht, käme auch Orlin brav wieder angekrochen; er war schließlich immer ein guter Kunde gewesen – und gehörte die First Central nicht zum Konsortium der Orlin Merchant Bank? »Und unser Deal?«
»Bleibt, wie es ist. Sie geben den Abschluß bekannt, wie abgesprochen. Wenn – und das ist ein großes Wenn – First Central bei dem Hasardspiel mitmacht, könnten wir absahnen, Sie und wir, indem wir Montag früh Struan’s um 9,50 kaufen – der Kurs muß auf 28, vielleicht sogar auf 30 steigen. Das einzige, wogegen ich kein Rezept habe, ist der Sturm auf die Bank.«
Dunross nahm sein Taschentuch heraus und trocknete sich die Stirn. Dann stand er auf und schenkte zwei Whisky-Soda ein. Himmelherrgott noch mal! dachte er und versuchte sich zu beruhigen. Der Whisky schmeckte gut. Er bemerkte, daß sie an ihrem Glas nur nippte und ihn beobachtete. Als er wieder klar denken konnte und bereit war, das Gespräch fortzusetzen, sah er sie an. »Und das alles als Gegenleistung wofür?«
»Die Parameter werden Sie mit der Royal Belgium aushandeln müssen. Ich kenne Ihren Netto-Cashflow zu wenig. Die Bank wird unverschämt hohe Zinsen ansetzen, aber das muß Ihnen die Sache wert sein. Und Sie werden persönlich für jeden Cent haften müssen.«
»Allmächtiger!«
»Ja. Und es wird Sie Gesicht kosten, mit den ›Feigen Hunden‹ Geschäftsbeziehungen aufzunehmen. So hat Lady Joanna die Leute von der First Central doch genannt, nicht wahr? Dieses höhnische Grinsen und ihr ›Was kann man denn schon von ihnen erwarten? Es sind ja …‹ Amerikaner wollte sie wahrscheinlich sagen. Das ist wirklich eine scheußliche alte Vettel, dieses Weibsstück!«
»Das ist sie in Wirklichkeit gar nicht«, widersprach er. »Sie hat eine sarkastische Art und eine rauhe Schale, ist aber sonst ganz in Ordnung. Allerdings ist sie, das muß ich wohl zugeben, geradezu krampfhaft anti-amerikanisch eingestellt. Dazu müssen Sie wissen, daß ihr Mann, Sir Richard, bei einem Bombenangriff vor Monte Cassino in Italien ums Leben kam – es waren amerikanische Bomber, die britische Truppen für Nazis hielten.«
»Oh«, sagte Casey, »oh, ich verstehe.«
»Was will Par-Con haben? Und was wollen Sie und Linc Bartlett haben?«
»Par-Con«, antwortete sie nach einigem Zögern, »wünscht einen langfristigen Abschluß mit Struan’s auf der Basis ›Alter Freunde‹.« Sie lächelte. »Ich habe herausgefunden, was Chinesen unter Alten Freunden verstehen, und diesen Status möchte ich für Par-Con haben – von dem Augenblick an, da die Royal Belgium die Quellen sprudeln läßt.«
»Und weiter?«
»Heißt das, daß Sie einverstanden sind?«
»Ich kenne gern alle Bedingungen, bevor ich zu einer ja sage.«
Sie nippte an ihrem Whisky. »Linc will nichts haben. Er weiß von der ganzen Sache nichts.«
»Wie bitte?« Wieder hatte sie ihn unvorbereitet getroffen.
»Linc weiß noch nichts von der Royal Belgium«, wiederholte sie mit ruhiger Stimme. »Ich weiß auch gar nicht, ob ich Ihnen damit einen so großen Gefallen tue. Schließlich müssen Sie persönlich die Verantwortung übernehmen. Aber Struan’s könnte den Kopf aus der Schlinge ziehen.«
»Meinen Sie nicht, daß Sie Ihren unerschrockenen Führer konsultieren sollten?«
»Ich bin geschäftsführender Direktor, und Struan’s ist mein Bier. Es kostet uns nichts als unseren Einfluß, Sie aus Ihrer Notlage zu befreien, und wozu hat man Einfluß? Ich möchte, daß unser Deal in Ordnung geht, und ich möchte Gornt nicht als Gewinner sehen.«
»Und warum nicht?«
»Das sagte ich Ihnen schon. Auf lange Sicht gesehen sind Sie der Beste für uns.«
»Und Sie, Ciranoush? Was wollen Sie? Dafür, daß Sie Ihren Einfluß einsetzen?«
Ihre Augen leuchteten in hellem Gelb wie die einer Löwin. »Gleichheit. Ich möchte gleichgestellt sein und nicht gönnerhaft mit Herablassung behandelt werden als Frau, die sich an eines Mannes Rockschöße gehängt hat, um bei Geschäften mitreden zu können. Ich möchte Gleichheit mit dem Tai-Pan von Noble House. Und ich möchte, daß Sie mir helfen, zu meinem
Weitere Kostenlose Bücher