Hongkong 02 - Noble House Hongkong
fünf Minuten ausgehalten, und nachher war mir jedesmal speiübel. Ich bin sicher, daß alles glattgehen wird.«
»Bedauerlich, daß wir uns solcher Methoden bedienen müssen«, meinte Sinders nach einer Weile. »Es war mir lieber damals, als … Na ja, einen sehr sauberen Beruf hatten wir ja nie.«
»Sie meinen während des Kriegs?«
»Ja. Damals gab es keine Heuchelei von seiten gewisser Politiker – und der Medien. Es war Krieg, und alle verstanden das. Und heute, wo unser aller Leben bedroht ist … Sagen Sie mal, ist das nicht Rosemont?« Der Amerikaner stand mit einem anderen Herrn beim Ausgang.
»Ja, das ist er. Der andere ist Langan vom FBI«, antwortete Crosse. »Gestern abend habe ich mit ihnen vereinbart, im Fall Banastasio gemeinsam vorzugehen – obwohl ich wünschte, daß diese verdammte CIA uns in Ruhe arbeiten ließe.« Von Sinders gefolgt, ging er auf die beiden Amerikaner zu. »Er wird überwacht, Stanley. Wir haben uns doch gestern abend darauf geeinigt, daß wir den Flughafen sichern und Sie das Hotel, stimmt’s?«
»Sicher, sicher, Rog. Guten Morgen, Mr. Sinders!« Mit düsterem Gesicht stellte Rosemont ihm Langan vor, der nicht weniger ernst dreinsah. »Wir mischen uns hier nicht ein, Rog. Deswegen sind wir nicht da. Ed fliegt in die Staaten zurück, und ich bin nur gekommen, ihn zu verabschieden.«
»So?«
»Ja«, antwortete Langan. »Es handelt sich um diese Fotokopien, Rog. Thomas K. K. Lims Briefe. Ich muß sie persönlich nach Washington bringen. Ich habe meinem Chef ein Stück vorgelesen, und er fuhr gleich aus der Haut.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Auf Ihrem Schreibtisch liegt ein Ersuchen, uns die Originale zu überlassen.«
»Kommt nicht in Frage«, äußerte Sinders für Crosse. Langan zuckte die Achsel. »Das Ersuchen liegt auf Ihrem Schreibtisch. Ich muß jetzt an Bord. Hören Sie, Rog, wir können Ihnen gar nicht genug danken. Wir … Ich schulde Ihnen einen Gegendienst. Diese Schweine … Na ja.«
Sie schüttelten sich die Hände, und er lief auf die Rollbahn hinaus.
»Was war es denn, was den Mann aus der Haut fahren ließ, Mr. Rosemont?« wollte Sinders wissen.
»Ach, das ganze Material ist reines Dynamit, Mr. Sinders. Für uns hier und das FBI, vor allem für das FBI, ist es ein richtiger Coup. Langan sagt, seine Leute seien geradezu hysterisch. Die politischen Konsequenzen für Demokraten und Republikaner lassen sich gar nicht übersehen. Sie hatten recht: Wenn Senator Tillman – der Präsidentschaftskandidat, der sich jetzt in Hongkong aufhält –, wenn der diese Dokumente in die Hände bekäme, gar nicht auszudenken, was der anstellen würde.« Rosemont war nicht mehr der gutgelaunte Spaßmacher, der er zu sein pflegte. »Washington hat alle unsere Agenten in Südamerika angewiesen, nach Thomas K. K. Lim zu fahnden, um seiner habhaft zu werden. Wir werden ihn verdammt bald interviewen – Sie bekommen einen Durchschlag, keine Sorge. Gab es da auch noch andere Sachen, Rog?«
»Ich verstehe Sie nicht ganz.«
»Außer diesen Leckerbissen, gab es da noch andere, die wir brauchen könnten?«
Crosse lächelte. »Selbstverständlich. Wie wäre es mit einem Plan zur Finanzierung einer privaten Revolution in Indonesien?«
Rosemont wurde kreideweiß. »Was noch?«
»Reicht das nicht?«
»Gibt’s noch mehr?«
»Du lieber Himmel, Stanley, natürlich gibt’s mehr, Sie wissen es, wir wissen es.«
»Können wir auch diese Unterlagen haben?«
»Was können Sie für uns tun?« fragte Sinders.
Rosemont starrte sie an. »Beim Mittagessen werden wir …«
Das Sprechgerät meldete sich. »Der Beobachtete hat seine Koffer, verläßt die Zollhalle, will zum Taxistand … Nein, er wird erwartet … ein Chinese kommt auf ihn zu, sieht gut aus, teure Kleidung, ich kenne ihn nicht … sie gehen zu einem Rolls … Es ist die Hotellimousine. Beide steigen ein.«
»Bleiben Sie auf dieser Frequenz«, sagte Crosse in das Gerät und drehte an der Frequenzskala. Störgeräusche, Verkehrslärm.
Rosemonts Züge hellten sich auf. »Sie haben eine Wanze in der Limousine installiert?« Crosse nickte. »Phantastisch, Rog! Daran hatte ich nicht gedacht.«
Sie lauschten, und dann kam es ganz klar aus dem Gerät: »… nett von Ihnen, mich abzuholen, Vee Cee«, sagte Banastasio. »Sie hätten sich wirklich nicht die Mühe zu machen brau …«
»Aber es ist mir ein Vergnügen«, unterbrach ihn die kultivierte Stimme. »Wir können ja im Wagen plaudern, Sie ersparen
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