Hongkong 02 - Noble House Hongkong
hypothetisch und vertraulich natürlich – für den Fall, daß wir zu einem Abschluß kommen.«
»Was?« Sie starrten sie an, während sie fünf Kopien aus einer Mappe zog.
»Ich brachte in Erfahrung, daß es Ihre Anwälte sind«, erklärte sie heiter, »ließ von unseren Leuten nachfragen und erfuhr, daß sie die besten am Platz sind. Also konnten sie uns nur recht sein. Ich ersuchte sie, unsere eventuellen gemeinsamen Interessen in ihre Überlegungen einzubeziehen. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?«
»Nein«, sagte Gavallan. Heiße Wut packte ihn bei dem Gedanken, daß ihre eigenen Anwälte sie von Par-Cons Nachforschungen nicht informiert hatten. Er begann das Dokument zu überfliegen.
Dew neh loh moh auf diese verdammte Casey oder wie sie sonst heißen mag, dachte Philip Tschen, empört darüber, womöglich sein Gesicht zu verlieren. Soll es doch verdorren, dein goldenes Stinkloch, und sich mit Staub füllen als Strafe für deine losen Manieren und deine freche, unweibliche Art!
Gott bewahre uns vor amerikanischen Frauen! Ayeeyah, es wird Lincoln Bartlett eine schöne Stange Geld kosten, daß er es gewagt hat, uns diese … dieses Geschöpf aufzudrängen! Gleichzeitig aber veranschlagte sein Verstand das atembeklemmende Ausmaß des Deals, das ihnen angeboten wurde. Ihn schwindelte: Über die nächsten paar Jahre verteilt waren das mindestens hundert Millionen Dollar Umsatz.
Das wird Noble House endlich die Stabilität geben, derer es bedarf.
Was für ein Glückstag! Und gemeinsame Finanzierung, Dollar für Dollar! Unglaublich! Dumm, uns das so schnell zu geben, ohne uns auch nur die kleinste Konzession abzunötigen. Ayeeyah, die Ufer des südchinesischen Meeres werden ersticken an all dem Polyurethanschaum, den wir erzeugen können – für die Verpackungs- und Bauindustrie, für Baustoffe und Isoliermaterial. Eine Fabrik hier, eine in Taiwan, eine in Singapur, eine in Kuala Lumpur und eine in Djakarta. Wir werden Millionen verdienen, -zig Millionen. Und was die Computer Leasing Agentur angeht, bei Mietpreisen, die diese Narren uns anbieten, zehn Prozent unter IBMs Listenpreisen, minus unserer Provision von siebeneinhalb Prozent – sie hätte nur ein wenig feilschen müssen, und wir hätten mit Handkuß fünf Prozent akzeptiert.
Und was China angeht …
O ihr Götter, ihr großen und kleinen und ganz kleinen, helft mit, dieses Geschäft unter Dach und Fach zu bringen, und ich will euch einen neuen Tempel, eine Kathedrale in Tai-ping Shan weihen, gelobte er inbrünstig. Wenn China einige Kontrollen lockert, können wir die Reisfelder in der Provinz Kwantung und dann in ganz China düngen; in den nächsten zwölf Jahren brächte uns das Hunderte Millionen Dollar ein, amerikanische Dollars, keine Hongkong-Dollars!
Der Gedanke an diese riesenhaften Gewinne milderte seine Wut. »Dieser Entwurf könnte eine brauchbare Grundlage für weitere Verhandlungen abgeben«, bemerkte er, nachdem er zu Ende gelesen hatte. »Meinst du nicht auch, Andrew?«
»Ja.« Gavallan legte den Entwurf hin. »Ich werde Sie nach dem Mittagessen anrufen. Wann würde es Mr. Bartlett – und natürlich Ihnen – passen, daß wir uns zusammensetzen?«
»Heute nachmittag – je früher, desto besser – oder morgen jederzeit, aber Mr. Bartlett wird nicht dabei sein. Die Details arbeite ich aus, das ist mein Job«, antwortete Casey kühl. »Er legt die Geschäftspolitik fest – und wird die Verträge formell unterzeichnen, nachdem ich ihnen zugestimmt habe. Das ist ja schließlich die Aufgabe eines Oberbefehlshabers, nicht wahr?«
»Ich werde einen Termin vereinbaren und Ihnen eine Nachricht im Hotel hinterlassen«, sagte Gavallan.
»Vielleicht könnten wir das gleich machen – dann ist dieser Punkt erledigt?«
Mürrisch warf Gavallan einen Blick auf seine Uhr. Gott sei Dank, bald Essenszeit.
»Jacques – wie schaut’s bei dir morgen aus?«
»Vormittag wäre besser als Nachmittag.«
»Und das gilt auch für John«, sagte Philip Tschen.
Gavallan griff zum Telefon. »Mary? Rufen Sie Dawson an, und vereinbaren Sie einen Termin für morgen um elf, an dem auch Mr. deVille und Mr. John Tschen und Miss Tcholok teilnehmen werden. Bei ihm im Büro.« Er legte den Hörer auf. »Ich schicke Ihnen um halb elf den Wagen.«
»Danke, aber Sie brauchen sich nicht zu bemühen.«
»Wie Sie wünschen«, sagte er höflich. »Vielleicht wäre das jetzt der geeignete Augenblick, um Mittagspause zu machen.«
»Wir haben noch
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