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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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über seinem Kopf. Panik stieg in ihm auf, aber er schob sie von sich fort. »Wollen mal zusammenfassen«, sagte er laut, »ich habe jetzt Proviant für mindestens zwei, drei Tage. Ich bin gut in Form und kann ohne weiteres drei bis vier Tage durchstehen, aber du, du Scheißdreck«, wandte er sich an die Trümmer über seinem Kopf, »wie steht es mit dir?«
    Die Gruft blieb ihm eine Antwort schuldig.
    Ein markerschütterndes Kreischen. Dann eine schwache Stimme, weit, weit oben und rechts. Er lehnte sich zurück und legte die Hände um den Mund. »Hilfe«, rief er mit Bedacht und lauschte. »Hilfe!«
    Er wartete, verspürte aber nur eine innere Leere. Enttäuschung schloß ihn ein.
    »Nimm dich zusammen und warte!« Die Minuten schlichen dahin. Das Tropfen des Wassers war stärker geworden. Wahrscheinlich regnet es wieder, dachte er. Natürlich! Ich wette, es war ein Erdrutsch! Hast du nicht die tiefen Spalten auf der Straße gesehen? Ganz klar! Wen es wohl sonst noch erwischt hat? Was für eine Scheiße! Er riß einen Streifen von seinem Hemd und machte einen Knoten hinein. Jetzt konnte er die Tage zählen. Ein Knoten pro Tag. Es war 10 Uhr 16 gewesen, als er die Besinnung wiedererlangt hatte, jetzt war es 11 Uhr 58.
    Wieder lauschte er gespannt. Schwache Stimmen, aber jetzt näher. Chinesische Stimmen. »Hilfe!«
    Die Stimmen verstummten. Und dann: »Wo sind Sie, heya ?«
    »Hier unten! Können Sie mich hören?«
    Schweigen, und dann schwächer: »Wo sind Sie?«
    Bartlett fluchte, griff nach der leeren Bierdose und hämmerte damit gegen einen Träger. Er hörte wieder auf und horchte. Nichts.
    Er setzte sich auf. »Vielleicht sind sie Hilfe holen gegangen.« Seine Finger stießen gegen eine andere Bierdose. Er kämpfte sein überwältigendes Verlangen, sie aufzureißen, nieder. »Keine Panik! Hab Geduld! Hilfe ist nahe. Warten ist jetzt das beste und …« In diesem Augenblick krümmte sich die Erde und brach auf. Eine ohrenbetäubende Kakophonie von Lärm dröhnte, die schützenden Träger verschoben sich bedrohlich und eine Lawine von Schutt ging auf ihn nieder. Mit den Armen seinen Kopf beschirmend, kauerte er sich zusammen. Die kreischende Bewegung schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann wurde es wieder still. Mehr oder weniger gallebitter klebte der Staub in seinem Mund. Er spuckte ihn aus und griff nach einer Bierdose.
    Sie war fort. Alle anderen Dosen auch. Er fluchte, hob dann vorsichtig den Kopf und hätte sich beinahe den Schädel am schiefen Dach seiner Gruft angeschlagen. Jetzt konnte er Decke und Wand berühren, ohne sich aufzurichten. Ganz leicht.
    Dann hörte er das Zischen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er streckte die Hand aus und fühlte den leichten Zug. Plötzlich konnte er das Gas auch riechen.
    »Jetzt aber nichts wie raus hier, alter Knabe«, murmelte er erschrocken. Die Finsternis war drückend, und es fiel ihm sehr schwer, sich nach oben zu arbeiten. Einen geraden Weg gab es nicht. Es ging auch wieder mal abwärts, mal links, mal rechts, unter den Resten einer Badewanne durch, über einen Körper oder Körperteile hinweg.
    Er hörte Stöhnen und auch wieder Stimmen, weit weg. Zoll für Zoll weiter, immer geduldig, nie in Panik, und nach einer Weile erreichte er einen Raum, in dem er stehen konnte, aber er stand nicht, legte sich nur hin, um zu rasten, keuchend und erschöpft. Hier war es ein wenig heller. Er sammelte seine Kräfte und kroch weiter, doch der Weg nach oben war blockiert. Er schob sich unter einen gebrochenen Pfeiler und fing an, sich nach oben zu arbeiten. Wieder vergeblich. Mit viel Mühe zog er sich zurück und versuchte es an einer anderen Stelle. Und wieder an einer anderen.
    Nirgends konnte er mehr stehen, er hatte jede Orientierung verloren und wußte nicht, in welche Richtung er sich bewegte. Er legte sich nieder, um auszuruhen. In seiner Brust hämmerte es, seine Finger bluteten, seine Schienbeine bluteten, seine Ellbogen bluteten.
    »Keine Bange, alter Knabe«, sagte er laut vor sich hin. »Jetzt ruhst du dich erst einmal aus, dann fängst du wieder von vorn an …«

MONTAG

1
    0.45 Uhr:
    Mit Stablampen ausgerüstete Gurkhasoldaten durchkämmten geduldig den gefährlichen, steil abfallenden, auseinandergebrochenen Hang. »Ist da jemand?« Sie warteten auf Antwort. Andere Soldaten, Polizei, Feuerwehr und hilfswillige Zivilisten taten es ihnen gleich.
    »Ist da jemand?« fragte ein Soldat und lauschte. Dann stolperte er und fiel in eine Spalte. Er war sehr müde,

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