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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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aber er lachte, blieb ein paar Sekunden lang liegen und rief in die Erde hinein: »Ist da jemand?« Er wollte schon aufstehen, als er etwas zu hören meinte. Er legte sich wieder nieder und rief: »Können Sie mich hören?«
    »Ja«, kam es schwach, sehr schwach zurück.
    Aufgeregt sprang der Soldat auf. »Sergeant! Sergeant, Sir!«
    In fünfzig Meter Entfernung, am Rand der Trümmerstätte, stand Gornt neben dem jungen Leutnant, der die Aufräumungsarbeiten in diesem Sektor leitete. Aus einem kleinen Transistorradio hörten sie eine Nachrichtensendung. »… Erdrutsche in der ganzen Kolonie. Und jetzt wieder ein Bericht aus der Kotewall Road.« Eine kleine Pause, und dann die wohlbekannte Stimme; der junge Mann lächelte in sich hinein.
    »Guten Abend. Venus Poon berichtet Ihnen vom Schauplatz der größten Katastrophe, die die Kolonie in den letzten Jahren getroffen hat.« Ihre Stimme klang tief bewegt, und als er daran zurückdachte, wie tapfer und herzzerreißend sie die Brandkatastrophe geschildert hatte, an der sie ebenfalls beteiligt gewesen war, nahm das Interesse des jungen Mannes noch weiter zu. »Der Rose Court auf der Kotewall Road existiert nicht mehr. Der zwölfgeschossige Lichtturm, ein Wahrzeichen Hongkongs, ist nur noch ein gespenstischer Trümmerhaufen. Meine Wohnung ist zu einer Schutthalde geworden. Heute nacht hat die Macht des Allmächtigen den Turm zerstört, den Turm und jene, die ihn bewohnten, darunter auch meine treue gan sun, die mich aufgezogen hat …«
    »Sir«, rief der Sergeant hinüber, »hier ist einer!«
    Der Offizier und Gornt eilten auf ihn zu. »Ein Mann oder eine Frau?«
    »Ein Mann, Sir! Er sagt, er heißt Barter oder so ähnlich …«
    Vor dem Erdwall in der Kotewall Road stand Venus Poon und genoß es, im Scheinwerferlicht der Ü-Wagen im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Sie las das Manuskript, das man ihr in die Hand gedrückt hatte, nahm da und dort kleine Änderungen vor, hob und senkte die Stimme und beschrieb die Katastrophe so lebensvoll, daß die Zuschauer das Gefühl hatten, mit ihr auf dem Hang zu stehen, und ihrem Joss dankten, daß sie und die Ihren diesmal dem Tode entronnen waren.
    »Es regnet immer noch«, flüsterte sie ins Mikrophon. »Wo der Rose Court einen Teil der oberen Geschosse der Sinclair Towers weggerissen hat, wurden bereits sieben Tote geborgen, darunter vier Kinder – drei chinesische und ein englisches –, und weitere Opfer liegen noch unter den Trümmern …« Tränen standen ihr in den Augen, und sie verstummte.
    Im ersten Moment hatte sie sich die Haare gerauft bei dem Gedanken an den Verlust ihrer Wohnung, ihrer ganzen Garderobe, ihres Schmucks und ihres neuen Nerzmantels, doch dann war ihr eingefallen, daß sich die besten Stücke ihres Schmucks beim Juwelier befanden, um neu gefaßt, und der Nerz beim Kürschner, um geändert zu werden. Und was die Kleider anging – pah, Vierfinger wird es ein Vergnügen sein, mich neu auszustatten!
    Vierfinger! Ich hoffe, der alte Bock hat es überlebt, so wie Lächler Tsching, hatte sie zu Gott gefleht, Iiiii , was für ein Wunder! Und wenn Lächler Tsching, warum nicht auch er? Bankier Kwang hat sich gerettet! Habe ich nicht vor Glück geweint, als ich es erfuhr! Wahrlich ein Glückstag. Und jetzt dieser Profitmacher Tschoy, so ein smarter, gut aussehender, interessanter Junge! Wenn er Geld hätte, wenn er richtig in der Wolle säße, das wäre der Mann für mich! Schluß mit diesen alten Furzern und ihren Hohlflöten …
    Der Produzent konnte nicht länger warten. Er griff nach dem Mikrophon und sagte:
    »Wir setzen den Bericht fort, sobald Miss Poon …«
    Sofort kehrte sie aus ihren Träumereien in die Wirklichkeit zurück. » The show must go on « , rief sie tapfer. Dramatisch trocknete sie sich die Tränen und fuhr fort zu lesen und zu improvisieren. »Über die ganze Berglehne verstreut, graben unsere ruhmreichen Gurkhas und Irish Guards, heldenhaft ihr Leben aufs Spiel setzend, unsere Brüder und Schwestern aus …«
    »Was für ein mutiges Mädchen«, murmelte ein Engländer. »Sie verdient wirklich eine Auszeichnung, meinen Sie nicht auch, Freund?« Er wandte sich seinem Nachbarn zu und stellte verlegen fest, daß es ein Chinese war. »Entschuldigen Sie!«
    Paul Tschoy hörte ihn kaum. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Sanitäter, die mit Tragen von der Trümmerstätte kamen. Er war eben von der Erste-Hilfe-Station zurückgekehrt, die man an der

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