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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bald hatte er Stimmen gehört. Die eigene schonend, hatte er sich mit Rufen bemerkbar gemacht.
    »Auch das ist verdammt wichtig: Ihr müßt eure Stimme schonen. Klar? Wenn man das erstemal hört, daß Hilfe in der Nähe ist, schreit man sich nicht gleich die Kehle heiser. Man muß Geduld haben. Einige Burschen, die ich kannte, haben so gebrüllt, daß sie keine Stimme mehr hatten, um uns zu rufen, als wir ganz in der Nähe waren. Wir konnten sie nicht mehr retten. Schreibt euch das hinter die Ohren: Wenn wir euch finden sollen, müßt ihr uns dabei helfen. Keine Panik! Wenn ihr nicht schreien könnt, klopft, macht irgendein Geräusch, aber gebt uns ein Zeichen, und wir holen euch raus …«
    Jetzt nahm Bartlett alle seine Sinne zusammen. Er hörte, wie der Schutt sich setzte.
    In der Nähe tropfte Wasser, aber er hörte keine Stimmen. Dann, sehr schwach, das Heulen einer Polizeisirene. In seiner Hoffnung bestärkt, daß Hilfe unterwegs war, wartete er und legte sich zurück. Spurgeon Roach hieß der Spieß. Er war ein Schwarzer.
    Es muß ein Erdbeben gewesen sein, dachte er. Ist das ganze Haus eingestürzt, oder war es nur unser Stockwerk und das über uns? Vielleicht ist ein Flugzeug …? Aber nein, das hätte ich ja hören müssen. Ein Haus kann doch nicht einstürzen, es gibt doch schließlich Bauvorschriften. Aber Moment mal, wir sind hier in Hongkong, und ich habe gehört, daß manche Bauunternehmer es damit nicht immer so genau nehmen, minderwertigen Stahl oder Beton verwenden … O Gott, wenn ich da rauskomme – nein, nicht wenn, sobald ich …
    Das war auch so ein Ausspruch von Roach: »Vergeßt nicht: Solange ihr atmen könnt, kommt ihr auch raus, jawohl!«
    Ich bin verdammt froh, daß Casey nicht auch in dieser Scheiße steckt, und Orlanda auch nicht. Sie sind beide … o Gott, es könnte Orlanda erwischt haben, als sie … Wieder begann der Schutt sich zu setzen. Er wartete mit klopfendem Herzen. Er konnte jetzt ein klein wenig besser sehen. Über ihm wölbte sich ein wirres Durcheinander aus Stahlträgern und in Betonbrocken eingebetteten Rohren, Töpfen, Pfannen und zersplittertem Mobiliar. Seine Gruft war klein und bot kaum genügend Platz, um darin aufrecht zu stehen. Er rappelte sich hoch und langte mit seinem guten Arm nach oben. Er fühlte sich eingeschlossen. »Keine Panik«, ermahnte er sich laut. Tastend und immer wieder anstoßend maß er den Raum aus. »Etwa fünf mal sechs Fuß«, sagte er. Der Klang seiner Stimme gab ihm frischen Mut. »Habt keine Angst, laut zu sprechen«, hatte Spurgeon Roach ihnen geraten.
    Wieder zog ihn der Lichtschein auf dem Herd an. Wenn der da ist, müßte ich noch in der Küche sein. Aber wo stand der Herd? Er setzte sich und versuchte die Wohnung in seinem Kopf zu rekonstruieren. Der Herd war in die Wand eingelassen, gegenüber dem großen Küchentisch, gegenüber dem Fenster, nicht weit von der Tür, und auf der anderen Seite der Kühlschrank …
    Mann, wenn ich in der Küche bin, gibt es Lebensmittel und Bier und ich kann eine Woche leicht durchstehen! Wenn ich nur etwas Licht hätte! Gab es da eine Taschenlampe? Zündhölzer? Zündhölzer und eine Kerze? Na klar, an der Wand hing eine Taschenlampe. Sie hat mir noch erzählt, daß die Sicherungen immer durchbrennen, und manchmal bleibt auch der Strom aus, ja, in der Tischlade hatte sie Streichhölzer, schachtelweise, um das Gas anzuzünden. Das Gas.
    Er zog die Luft ein. Seine Nase war wund und verstopft, und er schnupfte, um sie frei zu bekommen. Abermals zog er die Luft ein. Er roch kein Gas. Gut, dachte er beruhigt. Gut. Sich nach dem Herd orientierend, tastete er sich herum. Er fand nichts.
    Erst nach einer halben Stunde berührten seine Finger einige Konservendosen und dann auch Bier. Bald hatte er vier Dosen beisammen. Sie waren noch gekühlt. Er öffnete eine und fühlte sich gleich wohler. Er wußte, daß er tagelang in gespenstischem Dunkel würde warten müssen. Die Trümmer ächzten und knarrten, von Zeit zu Zeit fiel Schutt, heulten Sirenen, tropfte Wasser. Ganz in der Nähe knirschte plötzlich ein Spannbalken unter der Last von Tausenden Tonnen und senkte sich um einen Zoll. Bartlett hielt den Atem an. Die Bewegung kam zum Stillstand. Er tat einen Schluck aus der Dose.
    Soll ich warten oder selbst versuchen, mich zu befreien? fragte er sich voll Unbehagen. Vor einer Antwort darauf hatte sich der alte Spieß immer gedrückt. »Hängt davon ab, Mann, hängt davon ab.«
    Wieder knarrte es

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