Hongkong 02 - Noble House Hongkong
schlagen, sind aber nur mehr wenige Meter von Ihnen entfernt. Ich wollte ein wenig plaudern. Soweit wir das beurteilen können, sind wir etwa fünf Fuß über Ihnen und nähern uns von Westen her. Können Sie uns schonsehen?«
»Nein. Über mir ist ein Fußboden, ziemlich aus den Fugen geraten, und eine Menge Balken, aber ich bin okay. Ich halte schon durch. Was …« Kalt durchrieselte es beide Männer, als die Trümmer zu ächzen begannen und sich dahin und dorthin verschoben. Sekunden später war es wieder vorbei. Bartlett atmete freier. »Was werden Sie morgen machen?«
»Inwiefern?«
»Auf der Börse. Wie wollen Sie mit Gornt fertig werden?«
Mit zunehmendem Respekt hörte er Dunross zu, der ihm vom Geld der Bank of China und von Plumms Party erzählte und wie er, gestützt auf seinen Revolving-Fonds von fünfzig Millionen, Gornt herausgefordert hatte.
»Phantastisch! Wer steht hinter Ihnen, Ian?«
»Der Weihnachtsmann.«
Bartlett lachte. »Murdagh hat sich also durchgesetzt, hm?« Er hörte Dunross’ Schweigen und lächelte still.
»Hat Casey es Ihnen gesagt?«
»Nein. Nein, ich bin allein draufgekommen. Aber ich sagte Ihnen ja: Casey ist eine Intelligenzbestie. Sie haben es also geschafft. Meine Glückwünsche«, sagte er lachend und meinte, was er sagte. »Ich dachte schon, ich hätte Sie an der Gurgel. Und Sie glauben wirklich, Sie werden mit dreißig eröffnen?«
»Ich hoffe es.«
»Wenn Sie es hoffen, heißt das, daß Sie und Ihre Kumpel es schon beschlossen haben. Aber Gornt ist gerissen. Den kriegen Sie nicht.«
»O doch.«
»Sie werden ihn nicht kriegen! Wie steht es mit unserem Deal?«
»Par-Con? Dabei bleibt es natürlich. Wir haben doch alles festgelegt, oder?«
Bartlett ahnte Dunross’ unschuldsvolle Miene. »Gornt spuckt jetzt wohl Gift und Galle?«
»Das tut er. Er ist über Ihnen. Er hilft mit.«
Bartlett war überrascht. »Warum?«
»Gornt«, kam die Antwort nach einer kleinen Pause, »ist ein vierundzwanzigkarätiger Schurke, aber … ich weiß nicht. Vielleicht kann er Sie besonders gut leiden.«
»Was Sie daherreden!« versetzte Bartlett gutgelaunt. »Wie werden Sie sich jetzt ihm gegenüber verhalten?«
»Ich habe ihm einen Vorschlag gemacht.« Dunross erzählte es ihm.
»Also sind meine zwei Millionen im Eimer, nicht wahr?« rief Bartlett.
»Natürlich. Aber Ihr Anteil an der General-Stores-Übernahme wird Ihnen fünf, vielleicht auch mehr, und das Par-Con-Struan’s-Geschäft viel mehr bringen.«
»Sie rechnen tatsächlich mit fünf Millionen?«
»Ja. Fünf für Sie und fünf für Casey.«
»Herrlich. Ich wollte immer schon, daß sie zu ihrem Startgeld kommt.« Was sie jetzt wohl tun wird? fragte er sich. Sie wollte schon immer unabhängig sein, und jetzt ist sie es. »Wie bitte?« Er hatte Dunross’ Worte überhört.
»Ich wollte nur wissen, ob Sie mit ihr sprechen möchten. Es ist ein bißchen riskant, aber sicher genug.«
»Nein«, antwortete Bartlett mit fester Stimme. »Richten Sie ihr Grüße aus! Ich rede lieber erst mit ihr, wenn ich draußen bin.«
»Casey hat gesagt, sie rührt sich so lange nicht vom Fleck.« Und nach einer kleinen Pause: »Orlanda ebenso. Wollen Sie ein paar Worte mit ihr sprechen?«
»Nein, danke. Dazu werde ich noch reichlich Gelegenheit haben. Sagen Sie den beiden, sie sollen heimgehen!«
»Das werden sie nicht tun. Sie scheinen bei den Damen sehr beliebt zu sein.«
Bartlett lachte.
Dunross war in einem kleinen Raum nicht weit von der Sohle des Schachtes eingezwängt. Die drangvolle Enge verursachte ihm Übelkeit, kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Er konnte nichts von Bartlett sehen, aber er registrierte, daß seine Stimme kräftig und zuversichtlich klang. Hooks hatte ihn ersucht, mit Bartlett zu plaudern, während sie sich ausruhten. »Bei Gas weiß man nie, Tai-Pan. Es ist heimtückisch. Er muß munter bleiben. Er wird bald mithelfen müssen.«
Der Tai-Pan witterte Gefahr. Jemand kam heruntergeklettert. Schutt rieselte herab.
Es war Hooks. Ein paar Fuß über ihm stoppte er.
»Also, Tai-Pan, kommen Sie wieder rauf! Meine Männer wollen weiterarbeiten.«
»Gleich. Hören Sie, Linc, bleiben Sie wach! Wir fangen wieder an.«
»Alles klar. Sagen Sie mal, Ian: Würden Sie Brautführer sein wollen?«
»Selbstverständlich«, erwiderte er ohne zu zögern, während die Frage: Welche soll es denn sein? in ihm aufschoß. »Es würde mir eine Ehre sein.«
»Danke«, hörte er Bartlett sagen und wartete auf eine
Weitere Kostenlose Bücher