Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Wer ist sein Kurator?«
»Die First Central. Ich bin der Testamentsvollstrecker, zusammen mit einem Mann von der Bank.« Sie unterbrach sich. »Wahrscheinlich ist seine Mutter die Alleinerbin. Sie ist als einzige in seinem Letzten Willen genannt. Seine Exfrau und die Kinder sind gut versorgt und in seinem Testament nicht bedacht. Nur die Aktienmehrheit geht an mich, und der Rest an seine Mutter.«
»Dann wird sie sehr reich sein.«
»Das wird ihr auch nicht helfen.« Sie konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten.
»Ich sprach gestern abend mit ihr, und sie brach einfach zusammen. Die arme Frau! Linc war ihr einziger Sohn. Sie … sie hat mich gebeten, ihn mitzubringen. Er hat in seinem Letzten Willen verfügt, eingeäschert zu werden.«
»Hören Sie, Casey«, warf Dunross rasch ein, »vielleicht könnte ich alles Nötige veranlassen.«
»Nein. O nein, danke, Ian! Es ist schon alles getan. Ich habe alles veranlaßt. Ich wollte es so. Die Maschine ist startklar und der Papierkram erledigt.«
»Wann fliegen Sie?«
»Heute abend um zehn.«
»Schon?« Dunross war überrascht. »Ich werde da sein, um Ihnen auf Wiedersehen zu sagen.«
»Nein, nein, danke! Für den Wagen wäre ich dankbar, aber …«
»Ich bestehe darauf.«
»Nein. Bitte!«
Nach einer kleinen Weile fragte er. »Was wollen Sie jetzt tun?«
»Nichts Besonderes. Ich werde … ich werde dafür sorgen, daß seine Wünsche respektiert werden, Papiere, Testament … und alles abwickeln. Dann werde ich Par-Con reorganisieren, wie er es haben wollte, und dann … Ich weiß es nicht. In dreißig Tagen wird das alles erledigt sein. Vielleicht komme ich dann zurück, um hier anzufangen, kann sein, ich schicke Forrester oder sonst jemanden. Ich weiß es nicht. Sie haben meine Telefonnummern. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie ein Problem haben sollten!« Sie wollte aufstehen, aber er hielt sie zurück.
»Bevor Sie gehen, sollte ich Ihnen noch etwas sagen. Ich wollte es schon gestern abend tun, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht jetzt, ich weiß es nicht, aber unmittelbar, bevor ich Linc verließ, fragte er mich, ob ich Brautführer sein wollte. Ich antwortete ihm, daß es mir eine Ehre wäre.«
»Im Zusammenhang mit mir? Er wollte mich heiraten?« fragte sie ungläubig.
»Wir hatten über Sie gesprochen. Ist es nicht eine logische Folgerung?«
»Und Orlanda hat er nicht erwähnt?«
»Nicht in diesem Zusammenhang. Nein. Schon vorher hatte er sich sehr besorgt um sie gezeigt, weil er doch in ihrer Wohnung gewesen war und nicht wußte, ob ihr etwas zugestoßen war. Als ich ihm aber dann erzählte, daß es Sie um ein Haar erwischt hätte, erlitt er beinahe einen Herzanfall. Ich hatte mich schon verabschiedet, als ich ihn leise sagen hörte: ›Wäre das nicht schön, wenn sie Freundinnen sein könnten? Aber das ist wohl zuviel verlangt.‹ Ich wußte nicht, ob diese Worte für mich bestimmt waren – während nach ihm gegraben wurde, redete er viel mit sich.«
Er leerte sein Glas. »Sicher waren Sie gemeint. Casey.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war ein wohlgemeinter Versuch, Ian. Ich wette, er hat dabei an Orlanda gedacht.«
»Ich glaube, Sie irren sich.«
Wieder Schweigen. »Vielleicht. Freundinnen?« Sie sah ihn an. »Werden Sie Quillans Freund sein?«
»Nein. Niemals. Aber das ist nicht das gleiche. Orlanda ist ein feiner Kerl. Ehrlich.«
»Sicher.« Casey starrte auf ihr Glas. »Und was wird mit Quillan? Was war heute? Ich hatte keine Gelegenheit, mich zu informieren. Wie haben Sie sich ihm gegenüber verhalten? Ich weiß, daß Sie mit 30 geschlossen haben … aber nicht viel mehr.«
Die Kotewall-Katastrophe war für den Gouverneur Anlaß gewesen, als Zeichen der Trauer für Montag die Sperre von Banken und Börse zu verfügen. Heute, Dienstag, morgens um zehn hatte das Bargeld der Bank of China in allen Bankfilialen der Kolonie bereitgelegen. Sofort ließ der Run nach, und gegen drei stellten sich schon wieder viele Kunden vor den Schaltern an, um ihr Geld einzuzahlen.
Kurz vor zehn hatte Gornt angerufen.
»Ich akzeptiere«, hatte er gesagt.
»Sie wollen nicht mit mir feilschen?«
»Ich erwarte keine Schonung von Ihnen, so wie auch Sie keine von mir erwarten würden. Die Verträge sind unterwegs.« Die Leitung war unterbrochen worden.
»Was wird mit Quillan?« wiederholte sie.
»Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Wir haben mit 28 eröffnet, aber ich ließ ihn zu 18 zurückkaufen.«
Sie sperrte vor
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