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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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sie.
    "Vielleicht möchte ich aber gar nicht", flüsterte sie, um ihn ein kleines bisschen zu ärgern.
    "Du meinst, weil du es mir vielleicht nicht zutraust, hm?", brummte er. "Aber ich versichere dir, ich bin sehr gut im Spazierengehen."
    "Wann hast du es das letzte Mal denn getan?", fragte sie lächelnd.
    Diese Frage schien in einiges an Überlegung zu kosten. "So etwas verlernt man nicht", erwiderte er schließlich.
    "Gib es zu, du bist außer Übung", neckte sie ihn, weil er überhaupt nicht wirkte, wie ein Mann, der ziellos und ohne Grund durch die Natur lief.
    "Unsinn!" Er hatte den Kopf gehoben und die unverhohlene, fast beleidigte Empörung in seinem Blick machte ihn unwiderstehlich. Jeanne sah verzückt zu ihm hoch, sich des verliebten Blickes, den sie ihm schenkte nur allzu sehr bewusst. Sein Gesichtsausdruck schmolz zu einem nicht weniger verliebten Lächeln, seine Augen unverwandt auf sie gerichtet. Dann beugte er den Kopf und mit einem langen, zufriedenen Seufzer küsste er sie zärtlich.
    "Würdest du denn auch mit mir spazieren gehen, gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass ich ein wenig aus der Übung wäre?"
    "War das eine etwa eine Frage, Monsieur?", neckte sie ihn.
    "Vielleicht?"
    Sie tat, als müsse sie reiflich überlegen, was ihn zu einem weiteren Seufzen verleitete, was darin endete, dass er an ihrer sanft geschwungenen Oberlippe knabberte. Dann löste er sich von ihr und mit einem schwungvollen Satz stand er neben dem Bett.
    "Genug überlegt", sagte er. "Zieh dir etwas mehr an, damit ich mich wenigstens eine kurze Zeit beherrschen kann und dann tun wir es einfach."

 
    12
    Spazierengehen für Anfänger
     
    Sie trafen sich auf der Galerie wieder. Jeanne trug erneut das cremeweiße, ärmellose Kleid, weil es am luftigsten war und es, wie sie fand, ganz ausgezeichnet zu ihren hellen Haaren passte. Außerdem brachte der Schnitt ihren runden Busen sehr schön zur Geltung. Ein Umstand, der ihr in dieser Situation ausnahmsweise mal sehr Recht war.
    Fast schien es, als hätten sie sich abgesprochen, denn Balthasar trug eine hell sandfarbene Reithose, die hervorragend an seinen langen Beinen aussah, dazu ein paar camelfarbene Reitstiefel und ein weißes Hemd, dass seine breiten Schultern betonte. Sie gingen über die Galerie aufeinander zu, den Blick unverwandt auf den anderen gerichtet, dann blieben sie nah voreinander stehen.
    Jeanne sah Balthasars schnelle Atemzüge und wie sein Herz unter seiner Brust bei ihrem Anblick an zu rasen fing. Sie selbst spürte ein Kribbeln im Bauch, als sie seine große Gestalt vor sich aufragen sah. Das dunkle, glänzende Haar nach hinten gekämmt, die grünen Augen fest auf sie geheftet und verführerische Mund der nun weich und entspannt wirkte.
    Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.
    "Bonjour", sagte er dann, als sähen sie sich heute zum ersten Mal und der melodischen Klang seiner Stimme ging ihr durch und durch.
    "Bonjour", erwiderte sie höflich, um sein Spiel mitzuspielen. Er reichte ihr lächelnd seinen Arm und sie hakte sich bei ihm unter, damit er sie die Treppe hinunterführen konnte.
    Sie spazierten aus dem Haus hinaus und über den Hof. Balthasar schloss das massive Tor auf und dann verriegelte er wieder hinter ihnen. Jeanne wunderte sich, dass sie nicht Zeus aus dem Stall geholt hatten, um vielleicht irgendwo hinzureiten und dann dort zusammen die Natur zu erkunden. Doch offenbar hatte er andere Pläne.
    Er spazierte mit ihr an der Mauer entlang, die das Anwesen umgab, weg von dem Wald, der sich vis à vis dem geschmiedeten Tor lag. Sie blickte neugierig zum Horizont, an dem mehrere sanfte Hügel aufragten. Sonnenstrahlen lagen warm auf ihrer Haut und die Luft roch süß von Lavendel und dem Duft wild wachsender Blumen.
    Balthasar legte einen Arm um ihre Schultern und seine Fingerspitzen berührten die nackte Haut ihrer Oberarme. Sofort spürte Jeanne wieder dieses unverwechselbare Prickeln, das durch ihren Körper perlte, sobald er sie nur irgendwo berührte. Er küsste sie kurz auf ihre hellen Haare, dann bemühte er sich, seine Schritte den ihren anzupassen. Jeanne sah kurz zu ihm hoch und er lächelte zurück.
    Auf einem der Hügel sah sie einen riesigen Baum aufragen. Seine majestätischen Äste sahen selbst aus dieser Entfernung gigantisch aus. Seine Krone schien groß wie ein Haus und fast ebenso hoch zu sein.
    "Gehen wir dort hin?"
    Balthasar nickte. Schweigsam, aber doch irgendwie zufrieden.
    Sie gingen über eine Wiese, auf der

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