Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
und die Lehre der Elemente zog mich in ihren Bann. Ich war versessen darauf, die Elemente zu meinem Zweck zu nutzen und verfolgte eines der großen Ziele der Alchemie: Die Herstellung von Gold. Dazu musst du wissen, dass man Gold nicht herstellen kann. Es gibt keinen Weg, es von Menschenhand zu schaffen. Doch eines Tages tauchte ein Mann bei mir auf. Er bot mir an, ihm meine Seele zu verkaufen. Im Tausch dafür bekäme ich die Macht der Elemente und somit die Fähigkeit, Gold selbst herzustellen. Was er mir nicht verriet war, dass das höchste Gut der Elemente ihre ewige Freiheit ist. Und diese bedeutet die Unsterblichkeit desjenigen, der sie in sich trägt. Balthasar ahnte, dass der Handel mich vermutlich zerreißen würde, denn die Kraft aller vier Elemente in sich zu vereinen, schien wahrhaft unmöglich. Mir, in meinem grenzenlosen Egoismus und Habgier, fiel es gar nicht auf. Als der unbekannte Mann den Handel abschließen wollte, tauchten Balthasar und Victor auf, warfen sich dazwischen, um den Handel zu verhindern, doch es führte nur zu noch größerem Elend. Beide von ihnen bekamen ein Element und die dazugehörende Unsterblichkeit ab. Zu spät erkannte ich, dass ich den Handel mit dem Teufel persönlich geschlossen hatte.
Balthasar bekam das Element der Luft, Victor die Erde und ich das Feuer und das Wasser. Deshalb tobt der Himmel, wenn Balthasar sich aufregt. Und Victor kann sich schneller bewegen, einfach weil er den Boden zu seinen Füßen kontrolliert. Und ich habe das ewige Feuer in mir und als Gegenspieler das Wasser. Erinnerst du dich, wie schnell ich hinter dir war, als du drohtest im See unterzugehen? Ich kann es kontrollieren, sodass mich seine Beschaffenheit nicht behindern kann in meinen Bewegungen.
Nun waren meine Brüder und ich zwar zu unermesslichem Reichtum, aber auch zur Unsterblichkeit verdammt. Nur langsam lernten wir damit umzugehen, als alle um uns herum alt wurden und starben. Man verflucht die Ewigkeit, das glaube mir. Mit den Jahren haben wir uns immer mehr und mehr zurück gezogen, ja fast versteckt...."
"Ihr seid doch alle noch gar nicht alt!", unterbrach Jeanne ihn.
"Balthasar ist 29, ich bin 27 und Victor ist 23. Doch das ist nur das Alter, beziehungsweise, das Aussehen, mit dem wir zu Unsterblichen wurden. In Wirklichkeit ist es über 200 Jahre her, dass ich unsere Seelen dem Teufel verkaufte."
"Du meine Güte...", keuchte Jeanne. "Jetzt verstehe ich auch Balthasars Äußerungen."
"Ich kenne meinen Bruder", begann Lucien leise. "Ich kenne meinen Bruder seit über 200 Jahren und .."
"Himmel...!", keuchte Jeanne erneut.
Lucien griff sanft nach ihrer Hand.
"Er liebt dich, Jeanne", sagte er dann. "Er liebt dich so sehr, dass es ihn innerlich fast zerreißt. Zerreißt vor Eifersucht, wenn er dich mit uns sieht. Zerreißt vor Sorge, wenn du mit uns zusammen bist. Zerreißt vor dem Gedanken, dich zu verlieren."
"Aber warum..?"
"Er schickt dich lieber weg, ich weiß. Balthasar traut diesen Gefühlen nicht. Sie machen ihm Angst. Angst vor dem Schmerz, der ihn vielleicht erwartet. Vor der Leere, die zu zurücklässt. Er ist abgeklärt, resigniert, verschlossen. Und dann kommst du und sprengst all diese Gefühle frei, die er für sich selbst schon so lange begraben hatte. Weckst Gefühle in uns allen! Selten habe ich mich so lebendig gefühlt, wie in deiner Gegenwart. Es ist schön mit dir. Und deshalb wäre dir hier niemals etwas passiert."
"Aber Balthasar will mich nicht", flüsterte sie. "Er wird mich fort bringen, ich weiß es!"
"Willst du ihn denn immer noch, jetzt da ich dir erklärt habe, was wir sind?"
"Ich liebe ihn", erwiderte sie. "Und es ist mir egal, ob er mich irgendwann umbringt. Ich liebe ihn und ich will nur ihn. Nur mit ihm zusammen sein, nur für ihn leben und nur für ihn da sein."
"Und du würdest niemals an deiner Entscheidung zweifeln?"
"Niemals mehr."
Lucien sprang auf die Füße und hielt ihr die Hand entgegen. Jeanne zögerte.
"Jeanne, ich bin immer noch der Lucien, den du kennengelernt hast. Für mich hat sich nichts geändert. Du weißt nun, wie es um uns steht, aber ich versichere dir, dass ich mich nicht verändert habe in diesen Minuten unseres Gesprächs."
Langsam ergriff sie seine Hand. Sie war nicht besonders warm, ja fast kühl. Lucien führte sie die Stufen hinauf.
"Kein Wort zu den anderen, ich habe einen Plan."
"Einen Plan?", fragte sie misstrauisch.
"Ja!"
"Erzähl ihn mir..."
"Nein, dann wirkt es nicht mehr spontan."
"Du meine
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