Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
dann? Du weisst, was wir sind! Hätte ich ihr sagen sollen: Ich bin ein unsterbliches Wesen, verflucht von der Hölle persönlich, aber wenn es dir nichts ausmacht, können wir ja eine Weile zusammen sein, solange bist du alt wirst und irgendwann stirbst und mich mit der schmerzlichen Erinnerung daran für ewig zurücklässt. Oder ich mache dich zu einer der unseren, belade dich mit dem Fluch ewigen Lebens und du musst mich für den Rest der Ewigkeit ertragen, wie findest du das?"Balthasar schnaufte unwillig. "Hätte ich so etwas zu ihr sagen sollen?"
"Ja, so in etwa...", erwiderte Lucien.
"Das klingt doch wie eine Posse! Wir Untersterblichen verlieben uns nicht! Wie lange leben wir nun schon so? Und es hat sich als sinnvoll erwiesen. Und dann kommt sie...." Balthasar brach ab und seufzte. Dann strich er hilflos über Jeannes verbrannte Wange.
"Sinnvoll...." Lucien lachte leise. "Liebe ist nicht sinnvoll. Sie ist ein Geschenk." Seine Stimme wurde weich. "Sie ist ein Geschenk, das man akzeptiert, ohne es zu hinterfragen. Was würde ich darum geben, auch so geliebt zu werden."
"Begehrst du sie denn nicht?", fragte Balthasar misstrauisch. "Wenn es dir doch so leicht fällt, warum hast du sie nicht gefragt, ob sie mit dir zusammen sein will?"
"Damit ich in jedem ihrer Blicke, Worte und Gesten ihre Sehnsucht nach dir sehe?" Luciens Stimme wurde traurig. "Ganz bestimmt nicht, Bruder. Manchmal hat sie mich mit deinem Namen angesprochen und der Klang ihrer Stimme dann...hatte etwas Einmaliges. Du bist es, dem ihr Herz gehört. Du und nur du. Sie ist freundlich zu mir und ich habe sie gern. Sie hat es geschafft, dass Victor sich in ihrer Gegenwart wie ein halbwegs kultivierter Mensch benimmt und ich sehe, wie sehr er sie verehrt. Doch ihr Herz gehört nur dir. Sie hat in dich hineingeschaut, deine Gefühle erkannt und beschlossen, deine Widerwärtigkeiten so lange zu ertragen, bis du mutig genug bist, deine Zuneigung offen zu zeigen." Er räusperte sich, um seine belegte Stimme zu befreien. "Sie ist stärker als du."
Jeanne hörte wie seine Schritte verklangen.
"Tu, was du für richtig hältst, Balthasar."
"Mein Gott...." Balthasars Stimme war heiser. Jeanne fühlte, dass ihr Körper aufgab. Sie hustete und krächzte, immer noch unfähig die Augen zu öffnen. Dann zuckte sie, als ihr Herz seine letzten Schläge machen wollte.
"Nein!" Sie hörte Stoff reißen, dann presste sich kühle Haut an ihre Lippen. Ein Blitz durchzuckte sie und warf ihren geschundenen Körper hin und her. Balthasar hielt sie fest und Jeanne schluckte reflexartig die warme, metallisch schmeckende Flüssigkeit, die in ihre Mund sprudelte. Es war ein widerlicher Geschmack und doch köstlich und stärkend zugleich. Jeanne presste ihre Lippen an weiche Haut, ihre Zähne bissen zu und sie saugte und saugte, während ihr Körper sich schüttelte unter den zischenden Blitzen, die durch jede Faser zu rasen schienen.
Dann plötzlich umfing sie nichts mehr als Dunkelheit. Sie hatte das Gefühl zu fallen, tief und unendlich in ein allumfassendes Nichts.
"Verzeih mir..", hörte sie ihn flüstern. "Bitte verzeih mir."
Jeanne fiel weiter und weiter und dann versagte ihr Herz den Dienst.
"Ich liebe dich." Balthasars Stimme klang von weit her. "Ich liebe dich, Jeanne, vergiss das niemals..."
Und dann zerstob ihr Bewusstsein zu einem schnell verglimmenden Funkenregen.
15
Bleib bei mir...
Leise Stimmen hallten durch ihr Bewusstsein. Sie trieb auf einem Meer aus dickflüssigem trägen Nichts, doch dann erschien ihr so etwas wie eine Insel. Hell leuchtend, nicht ganz greifbar, doch sie spürte, dass sie näher kam. Jeanne nahm ihre plötzlich Präsenz war, ließ sie neugierig näher herankommen und als sie in die dichte, weiß glänzende Materie eintauchte, schien sie wie von einem Strudel angezogen. Die Stimmen wurden lauter, deutlicher und dann fühlte es sich an, als würden Jeannes Füße plötzlich einen Boden berühren. Ein Ruck ging durch sie hindurch und auf ein Mal, fühlte sie ihren Körper wieder. Spürte die kühlen Decken unter denen sie lag, die frische köstliche Luft, die in ihre Lungen strömte und den ruhigen, gleichmäßigen Takt ihres Herzen.
"Es steht nicht gut um sie?"
"Nein."
"Es tut mir Leid, Bruder...so Leid."
"Es ist meine Schuld, ich habe zu lange gezögert. Nun habe ich sie verloren. Ich denke nicht, dass sie wieder aufwachen wird."
"Es tut mir so unendlich Leid..." Sie hörte eine Schulterklopfen und dann Schritte,
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