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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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sollte, denn auch wenn er der Meinung war, dass Balthasar nicht zärtlich sein konnte, so wusste sie es besser. Auch wenn ihr Körper in diesem Moment nicht danach aussah.
    Lucien machte zwei schnelle Schritte um sie herum und keuchte dann erneut, als er die Kratzer der Steinmauer erblickte und das Muster, das die metallenen Gitterstäbe in ihren Rücken gedrückt hatten. "Er ist ein verdammtes Monster....", murmelte er dann und sie hörte die Fassungslosigkeit in seiner Stimme. "Mein Bruder ist ein verdammtes Monster."
    "Lucien, hör mir zu..." sagte sie und ihr Mundwinkel schmerzte beim sprechen. Er stellte sich wieder vor sie, der Blick eine Mischung aus Schuldbewusstsein und hochkochender Wut.
    "Wenn er wiederkommt, dann greife ich ihn mir.... und dann ist er dran", versprach er und seine Augen glitten an Jeanne vorbei Richtung Tür, so als würde er erwarten, dass Balthasar jeden Moment dort erscheinen würde.
    "Nein, Lucien, lass ihn. Er ist nicht bösartig. Er ist einfach nur....", sie brach ab. Er ist einfach nur verzweifelt , hatte sie sagen wollen, doch dann entschied sie sich dagegen. Vielleicht würde Lucien es missverstehen und für noch mehr Wirbel sorgen. Solange sie wusste, woran sie bei Balthasar war, konnte sie versuchen, sich mit ihm zu arrangieren.
    "Du siehst aus, als hätte er dich verprügelt!" erwiderte Lucien fassungslos. "Und das hier scheint mir..." Er strich mit dem Finger über einen weißlichen Fleck aus angetrockneter Flüssigkeit an ihrem Dekolletee. "Herrjeh...wie kommt es dort hin?"
    "Es ist eine Sache zwischen ihm und mir", beharrte Jeanne.
    Lucien sah ungläubig zu ihr hinunter. "Und jetzt sprichst du schon wie er." Er schüttelte den Kopf. "Das ist gruselig. Sag mir, was ich davon halten soll, denn ich verstehe es nicht." Er hob die Hände und sein hübsches Gesicht zeigte zu viele Emotionen, um sie noch deuten zu können. "Ich verstehe ihn nicht. Ich verstehe dich nicht. Ich verstehe nicht das Problem, das ihr miteinander habt." Er ließ die Arme wieder sinken. "Aber am wenigsten verstehe ich, dass er dir nachts im Kerker fast die Haut vom Körper reißt und ich nun das seltsame Gefühl habe, dass du ihn auch noch in Schutz nimmst."
    "Lucien, ich..."
    Er unterbrach sie indem er sie sanft um die Schultern griff. "Sag mir nur eines: Soll ich dir helfen? Brauchst du meine Hilfe?"
    Jeanne schüttelte stumm den Kopf.
    "Gut." Lucien strich sich ein paar wirre Strähnen aus der Stirn, dann wandte er sich zum Gehen. "Ich lasse dich mal allein, damit du dich in Ruhe waschen und.... herrichten....kannst. Du findest mich in einem der Wohnräume. Solltest du Hunger haben, du weißt ja, wo alles steht."
    "Danke, Lucien", sagte Jeanne leise. Er nickte knapp, dann ließ er sie allein. Sie konnte sich denken, wie schwer es für ihn zu verstehen war, dass sie nicht dankbar zugestimmt hatte, als er anbot, sich für sie einzusetzen, sich gegen seinen eigenen Bruder zu stellen und damit sicherlich noch mehr Ärger zu provozieren. Für ihn bestand körperlich Nähe nur aus Zärtlichkeit, liebevollen Worten und Gesten, zusammen mit einer großen Portion Respekt und Vertrauen. Er ließ seine Gefühle hemmungslos zu und genauso freigiebig erwiderte er jede Zärtlichkeit. Balthasar hingegen war verschlossen und misstrauisch, wenn es um seine eigenen Empfindungen ging. Sie spürte, dass er sich wehrte, gegen das was er in ihrer Gegenwart empfand. Und doch konnte sie nicht anders, als sich einzugestehen, dass er es war, der ihren Körper beben ließ, wenn er sie nur ansah.
    Jeanne seufzte leise und stieg in das angenehm warme Wasser. Lucien hatte eine Seife bereitgelegt und sie wusch ihren verschwitzen, klebenden Körper und seifte sich auch die Haare gründlich ein. Dann trocknete sie sich ab und suchte sich noch mal ein Kleid aus der Truhe heraus. Es war in einem dunklen Grün gehalten und kleine Goldfäden verzierten die schmale Spitzenborte am Ausschnitt. Der Stoff war schwer und auch die langen Bänder an der Taille waren golddurchwoben. Es musste ehemals sehr teuer gewesen sein. Jeanne zögerte, ob sie es wirklich tragen sollte, doch dann streifte sie es sich rasch über den Kopf. Der Stoff raschelte und war angenehm weich. Wieder war ihr der Saum etwas lang, doch daran hatte sie sich mittlerweise schon fast gewohnt. Und solange sie nicht über den Boden geschleift wurde wie gestern Abend von Balthasar, machte es ihr eigentlich keine Probleme.
    Sie ging hinüber in die Speiskammer und suchte sich ein

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