Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
Eingangshalle.
"Luc?"
"Hier!", rief Lucien und zwinkerte Jeanne ermutigend zu.
Schon war Balthasar im Zimmer, doch sein Blick erstarrte, als er Jeanne erblickte. "Was macht sie hier?"
"So wie es aussieht, sitzt sie auf der Couch und hat ein Buch auf den Knien", erwiderte Lucien ungerührt. "Sollte ich falsch liegen, korrigiere mich bitte."
"Wenn ich sie einsperre, bin auch ich derjenige, der sie wieder raus lässt."
"Wieso? Damit sie noch mehr quälen kannst?"
Balthasar schnaufte und schüttelte den Kopf, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, doch es sah nicht unbedingt freundlich aus. Lucien hingegen schien sich immer weiter aufzuregen.
"Sie ist ein Lebewesen! Du behandelst dein Pferd besser!" Er sprang auf, war wie der Blitz vor Jeanne und riss ihr die sorgfältig frisierten Haare zur Seite. "Möchtest du sie dir mal ansehen?! An ihrem Hals gibt es kaum eine Stelle, die nicht voller blauer Flecken ist."
"Lucien, bitte...", murmelte Jeanne und schob seine Hand weg. Sie war ungewöhnlich warm, doch Jeanne hielt es für einen Zufall. "Hör auf damit!"
"Das arme Ding...", erwiderte Balthasar ironisch und warf ihr einen vernichtenden Blick zu."Hat sie sich bei dir ausgeweint und du konntest wieder den strahlenden Retter spielen, ja? Ihr beide ergänzt euch wirklich perfekt!"
"Es macht dir Spaß, oder?", fauchte Lucien. Die Flammen in dem Kamin an der Kopfseite des Zimmers züngelten zischend in die Höhe. Balthasar warf einen kurzen Blick darauf, dann hob er amüsiert die Augenbrauen. "Du scheinst ja wirklich wütend zu sein, Bruder."
Etwas in Luciens Augen hatte sich verändert. Jeanne blickte in das strahlende Blau und sah einen goldenen Rand, der sich züngelnd um die Iris wand. Schnell drehte Lucien den Kopf von ihr weg.
"Ich mache mit ihr, was ich will", sagte Balthasar in diesem Moment."Und du bist nicht in der Position, es mir zu verbieten." Er sah Lucien direkt an. "Schon gar nicht, wenn ich daran denke, wie viele Mädchen in deinen Flammen.."
"Halt den Mund!", brüllte Lucien und der Kamin schien schier zu explodieren. Eine Flammenwand schoss hervor, fraß sich das steinerne Sims und den Abzug hinauf und versenkte einen Teil des Teppichs, der über einen Meter entfernt davon lag. Balthasar machte zwei lange Schritte, stieß seinen Bruder zur Seite und beugte sich schützend über Jeanne, die das Schauspiel wie versteinert mitangesehen hatte. Eine Hitzewelle brauste über sie hinweg und Jeanne roch angesengtes Haar. Bücher fielen aus den Regalen und die Vorhänge blähten sich unter der Wucht des Luftzugs. Nochmal hörte sie, wie die Flammen sich aufbäumten und die Steine des Kamins glühend knackten. Instinktiv zog sie die Beine an, krümmte sich in der Ecke der Couch zusammen und Balthasar ließ sich vor ihr auf die Knie fallen und bedeckte sie mit seinem Körper. Sie schrie, als eine zweite brennend heiße Welle über sie hinweg raste, fühlte, wie Balthasars Hände nach ihren Haaren tasteten, als wolle er sichergehen, dass sie kein Feuer gefangen hatten und dann wanderten seine Finger prüfend über ihren Körper. Jeanne wand sich unter ihm und wollte sich seinen Berührungen entziehen.
"Stillhalten..", murmelte er nah an ihrem Ohr.
"Verschwinde!"
"Nein."
"Hör auf mich anzufassen!"
"Ich fasse dich an, wo und wann ich will."
"Und ich dachte, die Erkenntnis von letzter Nacht hätte dich weitergebracht..", erwiderte sie böse und spielte darauf an, dann sie deutlich gemerkt hatte, wie viel weniger Spaß es ihm gemacht hatte, als er sie gegen ihren Willen genommen hatte.
Jeanne spürte, wie er stutzte.
"Die Rolle des großartigen Verführers ist schon durch Lucien besetzt", flüsterte er dann.
"Warum hast du mir das angetan?", fragte sie. "Hast mich entführt, um mich hier wie eine Dirne zu halten. Hast drei Tage lang so getan, als wäre es alleine dein Haus. Und plötzlich steht Lucien vor der Tür und eröffnet mir, das ich ihm genauso zu Diensten..."
"Halt den Mund..", zischte er warnend. "Ich habe dir überhaupt nichts vorgemacht. Du hast nicht gefragt, ob ich allein wohne. Ich befand es nicht für nötig, es dir sofort zu erzählen."
"Du hast es mit Absicht getan!"
"Nein! Ich bin nur einfach nicht....dazu gekommen. So war es!"
"Erbärmlicher Lügner."
"Ich bin kein Lügner!"
Sie strafte ihn mit einem unversöhnlichen Blick, sein Gesicht schon wieder viel zu nah an ihrem.
"Und so schlimm scheint es doch für dich auch gar nicht zu sein...", begann er sichtlich
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