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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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normalerweise dauert es viel länger. Zuerst kommt ein leichter Wind auf und es wird kühler. Dann schieben sich graue Wolken über den Himmel. Dann wird der Wind stärker. Vielleicht beginnt es schon, leicht zu regen. Wieder kommen dunklere Wolken hinzu und aus der Ferne hört man den Donner. Dann kommt der prasselnde Regen und die ersten Blitze tauchen auf. Der Donner wird lauter, während der Himmel fast schwarz wird. Und dann erst ist das Gewitter angekommen! Aber hier passiert all dies innerhalb von Minuten!"
    Lucien betrachtete sie eine Weile, dann sah er hinab auf das hölzerne Brettchen.
    "Man kann nicht alles erklären", sagte er dann leise. "Es gibt Dinge auf der Welt, die lassen sich nicht logisch begreifen."
    "Und Gewitter gehören dazu?"
    "Kennst die Lehre der Elemente?"
    Jeanne hatte noch nie davon gehört, geschweige denn, dass sie verstand, was er mit "Elemente" meinte.
    "Die vier Elemente sind die Luft, das Feuer, das Wasser und die Erde. Sie halten unsere Welt zusammen, doch dafür fordern sie einen Tribut: Ihre Freiheit." Sein Blick wurde starr und schien durch sie hindurch zu gehen. "Und sie bezwingen zu dürfen, kostet einen hohen Preis."
    "Das verstehe ich alles nicht...", murmelte Jeanne. "Und es macht mir irgendwie Angst" Sie spürte instinktiv, dass Lucien ihr immer noch die Hälfte erzählte, von dem, was er ihr sicherlich erklären könnte.
    "Du brauchst keine Angst zu haben", erwiderte er ernst. "Und ganz bestimmt nicht vor mir." Wieder reichte er ihr ein Stückchen Tomate an und dieses Mal nahm sie sie.
    Lucien lächelte erleichtert. "Noch ein paar Aprikosen?", fragte er und zauberte ein paar der getrockneten Früchte hervor.
    "Gerne."
    Er ließ sie in ihre Handfläche fallen und sah ihr dann dabei zu, wie sie darauf herum kaute.
    "Wo ist Balthasar?"
    Sie zuckte wieder mit den Schultern.
    "Er und du...."
    "Bitte Lucien, ich möchte nicht darüber reden..."
    Nun war er es der die Schultern zuckte. "Na gut."
    Jeanne kaute weiter auf den Aprikosen herum und Lucien beobachtete sie dabei.
    "Hat dir das Buch gefallen?"
    "Ja, sehr gut!" Sie lächelte. "Die meisten dieser Tier habe ich noch nie zuvor gesehen!"
    "Man mag kaum glauben, wie groß die Welt doch ist", erwiderte Lucien. "Und wie viel davon noch unentdeckt ist."
    Jeanne nickte zustimmend, obwohl sie nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie groß die Erde war und wie viel davon schon von den Menschen bereits erschlossen worden war. Lucien erhob sich und nahm das Tablett hoch.
    "Ich bringe das hier mal eben hinunter und dann werde ich mal schauen, ob ich Balthasar finde...."
    "Danke für..." Sie deutete auf das Brettchen.
    "Schon gut", winkte er ab. Dann wandte er sich zum Gehen.
     
    Kurze Zeit später wurde Jeanne klar, dass Lucien seinen Bruder nicht finden würde, denn dieser stürmte ungehalten in das Wohnzimmer, bis er schließlich direkt vor Jeannes Füßen zum Stehen kam.
    "Zeit zu schlafen", blaffte er.
    "Ich finde allein den Weg in mein Bett, danke", erwiderte sie kalt und blickte von ihrem Buch nicht auf. Es wurde taghell in dem Raum, als mehrere Blitze gleichzeitig über den Himmel zuckten. Balthasar riss Jeanne das Buch aus der Hand und ließ es mit einem dumpfen Knall auf den Boden fallen.
    "Da du ja lieber auf der Straße gestorben wärst, dachte ich mir, du würdest bestimmt wieder auf dem Stroh schlafen wollen." Er lächelte, zeigte aber eher bloß die Zähne. "Das käme einem Nachtlager am Straßenrand doch viel näher."
    Sie funkelte ihn wütend an. "Das ist so erbärmlich!"
    "Steh auf oder ich muss dir dabei helfen."
    Sie wusste, dass er darauf anspielte, sie wieder an den Haaren die Treppe hinunter zu zerren und so würdevoll wie möglich erhob sie sich.
    Balthasar lief voraus und sie folgte ihm, guckte dann aber irritiert, als er in Richtung der Küche abbog. Er schaute sich drohend nach ihr um und schnell holte sie wieder auf. In der Küche drehte er sich zu ihr.
    "Zieh dein Kleid aus."
    "Ich sehe hier gar kein Stroh", erwiderte sie kampfeslustig.
    "Das Kleid..." wiederholte er unnachgiebig.
    Eine Weile duellierten sie sich stumm mit Blicken, dann gab Jeanne auf und öffnete ihr Kleid. Der schwere Stoff fiel raschelnd zu Boden, nachdem sie es sich langsam über den Kopf ausgezogen hatte.
    "Dort hin." Er deutete zur Kopfseite des Tisches. Die Stelle, an die er sich gestern angelehnt hatte, damit sie ihn küssen konnte. All das schien so weit weg in diesem Moment. Sie stellte sich vor den Tisch und er kam zu ihr

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