Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
schien nicht wirklich begeistert. "Na gut..", brummte er dann. "Ich bringe Hades in den Stall. Du kannst ja mal nach dem Reh schauen."
In der Küche holte Victor eine große Zinnwanne aus der Vorratskammer. Dort legte er das Reh hinein. Jeanne drehte sich weg von den trüben toten Augen, die sie immerfort anzustarren schienen.
"Was hast du?", wollte er wissen.
"Die Augen...", murmelte Jeanne.
"Ich kann sie rausmachen."
"Igitt..", angewidert drehte sie sich von ihm weg. "Wie kann man nur auf so eine Idee kommen."
Victor zuckte mit den Schultern. "Bleib so", sagte er.
Jeanne hörte ihn mit Metall klappern. Dann fiel etwas zischend ins Feuer. Und dann noch mal.
"Kannst dich umdrehen", sagte er kurz ab.
Jeanne zögerte, doch als sie in die nun leeren Augenhöhlen des Tiers schaute, bemerkte sie, dass es weniger gruselig aussah, als zuvor.
"Nun werden wir das Fleisch marinieren", dozierte Victor und hatte beide Hände auf dem Rand des Behältnisses abgelegt. "Dazu brauche wir Öl, Salz, Pfeffer, Knoblauch und verschiedene andere Kräuter. Und du da drüben mit den zerzausten Haaren.." Er deute auf Jeanne "..wirst mir helfen. Weißt du wie Liebstöckel, Thymian, Majoran, Petersilienwurzel und Lorbeerblätter aussehen?"
Jeanne schüttelte den Kopf.
"Aber wie eine Karaffe mit Öl aussieht weißt du, ja?"
Jeanne zog ein Gesicht über seinem Spott. Victors Blick war fast tadelnd, als er sich in die Speisekammer begab, nur um wenig später mit teilweise frischen und teilweise getrockneten Kräutern zurück zu kommen. Er winkte Jeanne zu sich heran und erklärte ihr alles. Sie musste von jeden der Blättchen probieren und ihm dann, wonach es ihrer Meinung nach schmeckte. Dann schnitt Victor die Kräuter winzig klein und gab sie in eine große Schüssel. Jeanne musste Olivenöl dazu gießen und alles verrühren. Dann zeigte er ihr, wie sie die Knoblauchzehen hacken musste. Er selbst gab noch gemahlene Pfefferkörner und schwarzrote Kügelchen, die er ihr als getrocknete Wachholderbeeren erklärte, hinzu. Jeanne rührte fleißig weiter und schließlich durfte sie die Marinade über das Reh gießen.
"Und jetzt bereiten wir das Feuer vor!", sagte Victor unternehmungslustig. Er stellte die Wanne in die kühle Vorratskammer und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. "Komm mit!"
Jeanne folgte ihm über den Hof bis hinter den Stall zu einer Feuerstelle. Sie lag außerhalb der unmittelbareren Sichtweite des Hauses, wohl auch, damit der Rauch nicht dort hineinziehen konnte. Victor schleppte armeweise gespaltene Holzscheite herbei und stapelte sie zu einem Haufen. Dann ging er kurz ins Haus und kam mit einem glimmenden Holzspalt wieder. Er schob ihn unter den Stapel und pustete dann angestrengt. Jeanne sah ihm lächelnd dabei zu. Niemals hätte sie gedacht, das Victor, der jüngste und – so wie es schien – der wildeste der Brüder so viel über Fleischzubereitung wusste. Und mit welcher Passion und Geduld er ihr alles erklärt hatte!
Als die ersten Flammen erschienen, drehte Victor sich zu ihr. "Nun lassen wir das Holz herunterbrennen und legen immer wieder etwas nach, dann haben wir am frühen Abend eine glimmende Kohle mit niedrigen Flammen, da ein zu hoch brennendes Feuer das Fleisch nur verkohlen würde, anstatt es zu garen."
"Du kennst dich wirklich gut aus!", sagte sie.
Victor kam auf sie zu, den Kopf leicht schiefgelegt und wie ein Tier auf der Pirsch. Er zog sie an sich und seine Lippen lagen an ihrem Ohr, während er sprach. "Und du bist so ein dummes kleines Ding."
Sie spürte, wie er dabei lächelte, immer bereit sie aus ihrer Deckung zu locken und sie zu einer keinen Plänkelei zu verführen.
"Victor!" Sie schlug nach seinen Oberarmen ohne ihn wirklich treffen zu wollen. "Das war nicht sehr charmant." Sie hörte sein dunkles Lachen an ihrem Ohr, spürte die kitzelnden Bartstoppeln und musste ebenfalls lächeln.
"Also, Prinzessin, was für Kräuter benötigen wir für eine Wild-Marinade?"
"Äh..."
"Na?" Eine Hand glitt zu ihrer rechten Brust, legte sich darum und der Daumen fand zielsicher den Nippel.
"Ich...." Verzweifelt versuchte Jeanne sich zu konzentrieren.
Die Kuppe seines Daumens spielte mit ihrer Brustwarze. "Nur ein Gewürz, du schaffst das."
"Majoran, Thymian, Lorbeerblätter!", stieß sie hervor.
"Sehr beeindruckend!", lachte er und ließ von ihr ab.
"Ich glaube, ich räume mal in der Küche ein wenig auf. Wir habe alles liegen gelassen vorhin", sagte sie, bevor er es sich
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