Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
sicherer Entfernung und deute ein übertriebenes Gähnen an.
"Oh!! Du...!", keuchte Jeanne. Victor grinste breit und rührte sich nicht, bis Jeanne ihn fast erreicht hatte. Dann schlug er einen Haken und war plötzlich hinter ihr. Er griff sie um die Taille, wirbelte sie lachend ein Mal im Kreis herum und stellte sie dann zurück auf die Füße. Kaum, dass sie wieder festen Boden spürte, war er schon wieder auf der Flucht.
"Victor!" Sie hatte Mühe, ihre Haare zu bändigen, ihr war schwindelig von der Drehung und ihre Knie fühlten sich ein wenig wackelig an. "Das ist eine höchst unfaire Taktik!"
"Ich kann ja nichts dafür, dass du so langsam bist!", rief er.
"Na warte..." Jeanne stürmte los und Victor schaute amüsiert zu, als er ihre angriffslustige Miene sah. Er ließ sie ein Mal komplett um Hades herumrennen, bevor er vorgab, keine Luft mehr zu bekommen und ihr so ermöglichte, sich auf ihn zu stürzen. Jeanne wusste nicht genau, wie sie es anstellen sollte, doch das war ihr in diesem Moment egal. Mit einem Triumphschrei stürzte sie sich auf ihn. Er riss sie in seine Arme, ließ sich mit ihr in das weiche Gras fallen und ihr Kopf lag weich auf seiner Brust. Jeanne startete sofort einen zweiten Angriff, bohrte ihre Nägel in sein hartes Fleisch und wieder lachte er. Sie drückte sich hoch, wollte ihn nochmal kneifen, doch er hielt ihre Hände fest und zog sie auf sich, bis sie rittlings auf ihm zu sitzen kam. Etwas Metallisches blitzte ein Stück entfernt im Gras auf. Jeanne beugte sich hinüber und erkannte Victors langes Messer, das wohl aus seinem Stiefel gerutscht zu sein schien. Sie drehte es prüfend in der Hand, hielt die blitzende Klinge gegen das Sonnenlicht und sah dann auf seine unter ihr liegende Gestalt.
"Jetzt habe ich dich in der Hand", flüsterte sie und zog gespielt finster die Augenbrauen zusammen.
Victor biss sich auf die Unterlippe und wieder traf sie dieser seltsam sehnsuchtsvolle Blick.
"Es steht dir", flüsterte er.
"Das Messer?"
Er nickte.
"Vielleicht ritze ich dir ja mein Siegel in die Brust, so wie du es mit mir vorhattest...", dachte sie laut.
Seine Atmung beschleunigte sich. "Hat deine Familie ein Wappen?"
Jeanne sah seine glänzenden Augen. Das konnte er doch jetzt nicht wirklich meinen? Irrte sie sich, oder wurde er so seltsam, weil sie ihm drohte, ihn mit dem Messer zu schneiden?
"Nein", sagte sie bedauernd. "Wir sind einfache Leute."
"Was würdest jetzt mit mir tun, wenn es egal wäre?", murmelte er dann.
"Wie meinst du das?"
"Du könntest mir das Messer in die Brust rammen, dir Hades nehmen und flüchten."
"Ich glaube kaum, dass ich es schaffen würde, dir mit diesem Messer auch nur einen Zentimeter näher zu kommen, als du es in diesem Moment wolltest", erwiderte sie lächelnd.
Einen kurzen Moment lang bestätigte ihr sein verschmitztes Lächeln, dass sie Recht hatte, doch dann wurde sein Blick wieder ernst.
"Denk dir ein Siegel oder Wappen aus", sagte er dann. Seine Hände lagen immer noch locker ausgestreckt von seinem Körper und in dieser Pose sah er fast aus wie ein gefallener Engel.
Er nahm ihre Hand und setzte die Spitze des Messers an seine Brust. Jeanne wollte das Messer loslassen, doch er verhinderte es.
"Victor, nein...", flüsterte sie. Er führte ihre Hand, verstärkte den Druck und das Messer ritzte seine Haut. Eine feine rote Linie entstand und er atmete scharf ein.
"Lass das!", sagte sie und ihre Stimme klang scharf, weil sie es nicht ertragen konnte jemanden mutwillig zu verletzen..
Sofort ließ er ihre Hand los. Leidenschaftlich sah er zu ihr hoch.
"Was soll das?", fauchte sie ihn hilflos an.
Victors Augen begannen zu glänzen. "Es tut mir Leid", sagte er dann mit belegter Stimme, doch sie sah die Erregung in seinen Augen.
"Ich kann so etwas nicht!", sagte sie und ließ die Klinge unbeholfen sinken. Victor atmete keuchend ein und sie sah, dass aus Versehen die scharfe Seite des Messers seine Haut berührt hatte. Und nun war dort eine zweite rote Linie.
"Und jetzt schau dir das hier an!"
Victors Blick wurde spöttisch. "Vielleicht bist du ja doch bloß ein Feigling. Jeder andere hätte die Gelegenheit genutzt und würde sich nicht dumm wie ein Schaf in das Schicksal fügen, so wie du."
Jeanne schnaufte empört, drehte die Klinge zur stumpfen Seite und presste diese dann an Victors Hals. "Sag so etwas nie wieder!"
"Was dann?" Wieder diese spöttisch hochgezogenen Augenbrauen.
"Welches Nasenloch hat heute Mittag geblutet? Das
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