Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
wieder loswerden."
Balthasar ließ ihre Hand los und drehte seinen Körper zu ihr. "Das glaubst du?"
"Wonach sieht es denn aus?"
Er seufzte und seine Fingerspitzen strichen über ihre prallen Lippen. Dann ließ er sie sinken, als habe er sich verbrannt. "Siehst du! Es passiert schon wieder! So geht das nicht weiter. Ich muss eine Lösung finden. Nein, ich werde eine Lösung finden. Egal, wie die auch aussehen mag."
"Die Lösung ist, mich immer dann zu küssen, wenn dir danach ist", sagte sie leise.
"Sprich nicht vom Küssen", flüsterte er heiser und seine Lippen kamen immer näher. "Ich kann mich so schon nicht beherrschen." Sein Mund legte sich über ihren, öffnete ihn und seine Zunge tastete sich suchend vorwärts. Jeanne zog ihn auf sich und erst als er über ihr lag und sein großer Körper sie tief in die Matratze drückte war sie zufrieden. Immer noch küssten sie sich und Balthasar hatte seine Arme neben ihren Schultern abgestützt um sie nicht doch noch zu erdrücken.
"Glaubst du, dass es aufhören wird?", murmelte er, als er sich irgendwann wieder von ihren Lippen löste.
Jeanne schüttelte den Kopf.
"Ich muss eine Lösung finden..." Seine Stimme klang ratlos.
"Vielleicht sollten wir einfach eine Nacht darüber schlafen?", schlug sie vor. "Oder muss ich jetzt zurück in meinen Kerker?"
"Wenn du unbedingt willst..." flüsterte er und tatsächlich spielte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel.
"Mistkerl", murmelte sie und lächelte ebenfalls.
"Aber die Idee mit dem Schlafen finde ich sehr gut..." Er rollte sich von ihr herunter, zog sie in seine Arme und vergrub die Nase in ihren weichen Haaren. "Ja...", seufzte er. "Die Idee gefällt mir. Und bis morgen ist es noch so lange hin."
Jeanne verstand seine letzte Äußerung nicht. Was meinte er mit "bis morgen"? Würde er erst morgen eine wichtige Entscheidung treffen und in dieser Nacht noch so tun, als wäre alles in Ordnung? Gerne hätte sie ihn gefragt, doch die Antwort, die sie vielleicht hören würde, wollte sie lieber nicht wissen. Also kuschelte sie sich an ihn und er hielt sie fest, bis sie eingeschlafen war.
9
Ein Plan muss her!
Am nächsten Morgen war Balthasar natürlich wieder verschwunden. Jeanne widmete sich einer ausgiebigen Morgentoilette, dann bereitete sie sich ein leichtes Frühstück. Weil keiner der drei Brüder im Haus zu sein schien, ging sie den Dienstboteneingang zum Hof hinauf und schaute im Stall nach. Alle drei Pferde waren verschwunden. Sie war ganz allein!
Jeanne ging zurück ins Haus und zuerst begab sie sich in ihr Zimmer, machte das Bett und versuchte, sich von der allgegenwärtigen Versuchung abzulenken, das Haus ein wenig mehr zu erkunden. Sie dekorierte gerade zum dritten Mal die blau-weißen Zierkissen auf ihrem Bett um, als sie innehielt und dann ausgiebig seufzte.
"Na gut", murmelte sie zu sich selbst. "Es ist langweilig hier, die drei sind nicht da und niemand hat mir verboten, irgendwelche Räume zu betreten." Entschlossen stellte sie das letzte Kissen auf das Bett zurück. Sie verließ ihr Zimmer und beugte sich über das Geländer der Galerie, die einen weiten Blick auf die Eingangshalle im Erdgeschoss ermöglichte. Dann hielt sie die Luft an und lauschte. Nichts.
Jeanne sah nach rechts und dann nach links. Da ihr Zimmer vis à vis der breiten Treppe lag, die vom Entree in den ersten Stock führte, hatte sie nun die Qual der Wahl, ob sie in den Ost- oder lieber den Westflügel des Hauses abbiegen sollte. Sie erinnerte sich, dass Lucien ihr mal auf der Galerie entgegengekommen war und entschied sich, die entgegengesetzte Richtung zu nehmen. Vielleicht gelangte sie dort zu Balthasars Privaträumen. Bei diesem Gedanken begann ihr Herz zu klopfen. Ob sie es wirklich wagen sollte?
Bevor sie noch der Mut verlassen würde, lief sie über das knarrende Holz des Galeriebodens, bis dieses in einen halbdunklen Flur überging. Die ersten zwei Türen, deren Klinken Jeanne möglichst lautlos herunterdrückte, waren verschlossen. Sie musste ein ganzes Stück den Gang weiter hinuntergehen, bis sie die nächste Tür erreichte. Diese war im Gegensatz zu den anderen nicht verriegelt, denn sie stand halb offen. Jeanne bot sich ein ziemliches Chaos aus herumgeworfenen Kleidungstücken, wobei die meisten davon an irgendwelchen Stellen blutbeschmiert waren. Sie seufzte und schüttelte missbilligend den Kopf. Mit ziemlicher Sicherheit hatte sie Victors Räume entdeckt. Jeanne betrat das Zimmer und wäre
Weitere Kostenlose Bücher