Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
Arme um sie, küsste sie auf das helle Haar und sein Herz raste immer noch wie wild in seiner Brust. Sie ließ sich von der Tischplatte hinunterrutschen und als sie wieder vor ihm stand fühlte sie sich schon viel zu weit entfernt von seinen Lippen. Sie ging auf die Zehenspitzen und streckte ihm ihren Kopf entgegen. Balthasar griff unter ihre Pobacken, hob sie hoch und sie schlang seine Beine um seine Mitte, hielt sich an ihm fest und legte ihre Mund an seine Wange.
"Geh nicht....", flüsterte sie. "Oder nimm mich mit."
Er trug sie hinauf in das Zimmer, das ihr gehören sollte, obwohl sie doch so gut wie nie darin schlief. Der Raum war ihr immer noch fremd und als Balthasar sie auf das breite Bett legte, dachte sie zuerst, er würde sie hier allein lassen. Als er die Decken hob und sich zu ihr legte, atmete sie erleichtert auf. Sie kuschelte sich an ihn und Balthasar küsste sie erneut. Ihre Körper klebten von dem Honig und er lachte, als Jeanne mit den Fingern an dem Bettbezug haften blieb und die halbe Decke mit sich zog. Sofort half er ihr, doch Jeanne war wie gebannt.
Es war das erste Mal, dass er wirklich frei heraus gelacht hatte. Sie sah ihn an und plötzlich sah er glücklich aus. Verschwunden war der haltlose, verlorene Blick, wenn er sie beobachtete und meinte, sie würde es nicht bemerken. Wie ausradiert war der harte Zug um seinen Mund. Selbst der unstillbare Hunger in seinen Augen schien für einen kurzen Moment in den Hintergrund verschwunden zu sein.
"Jetzt bist du wirklich ein Honigkäfer", sagte er dann leise und strich ihr eine verirrte blonde Strähne aus der Stirn.
"Du solltest öfter lachen", erwiderte sie.
"Das Leben ist nicht lustig." Er hatte den Blick gesenkt und schien mit seinen Gedanken immer weiter wegzudriften. "Nur Dummköpfe nehmen das Leben als einen großen Spaß."
"Damit magst du Recht haben." Sie strich über seine Wange und er hob träge den Kopf, fast als läge eine schwere Last auf ihm, die ihn langsam aber sicher zu erdrücken schien. "Aber es sind die seltenen, schönen Momente, die man wie kostbare Perlen auf der Schnur des Lebens sammeln sollte. Und es ist eine Kunst diese Momente zu erkennen und sie zu genießen."
Er betrachtete sie eine Weile, dann ließ er den Kopf auf sein Kissen sinken. Jeanne, die die Hände unter dem Kopf aufgestützt hatte, sah auf ihn hinunter.
"Jeder Moment mit dir ist so eine kostbare Perle", sagte er dann und sah angestrengt zur Zimmerdecke hinauf. "Und ich..." Er brach ab und seufzte dann lange. "...habe schon viel zu viele davon gesammelt. Es muss aufhören."
Jeanne brauchte eine Weile, bis sie verstand, was er gerade gesagt hatte. "Nein", erwiderte sie schließlich. "Nein. Es muss nicht aufhören."
"Ich ertrage es nicht." Immer noch sah er zu Decke.
Jeanne wurde kalt vor Angst. "Du erträgst mich nicht?"
"Das ist es nicht."
"Was ist es dann?"
"Irgendwann, da wirst du...." Wieder brach er ab. "Oder ich werde dich..."
Jeanne ließ ihren Kopf neben ihn auf das Kissen sinken. Ihre Hand strich über seine breite nackte Brust und verharrte dort, wo sie das Herz spürte. Langsam legte er seine Hand über ihre.
"Hast du schon überlegt, von hier zu fliehen?", fragte er dann. "Wenn du die Chance bekommen würdest?"
Sie antwortete ihm nicht, bis der schließlich den Kopf zu ihre drehte.
"Ich habe einen Grund zu bleiben", antwortete sie ruhig.
Balthasar wollte nicht verstehen, sie sah es in seinen Augen.
"Ich werde dich gehen lassen."
Jeanne begann zu zittern. Er wollte sie lieber loswerden, als sich einzugestehen, dass er so wie sie empfand. Und sie wusste, dass sie nur ihn wollte. Nur ihn jemals wirklich wollen würde. Nur bei ihm drehte sich die Welt ein paar Minuten langsamer und Sekunden wurden zu Ewigkeiten, wenn sie sich liebten. Nur bei ihm fühlten sich Küsse an wie wortlose Versprechen, Berührungen wurden zu Manifesten und Worte ließen Gefühle erwachen, die so lange geschlummert hatten. Jeanne war sich sicher: Sie würde sich nicht fortschicken lassen.
"Du wolltest nach Cassis, oder? Ich bringe dich dort hin, bis vor das Haus, zu dem du wolltest, dann weiß ich, dass du sicher dort angekommen bist."
"Ich will nirgendwo hin."
"Cassis oder Kerker", erwiderte Balthasar.
"Kerker."
Er schloss die Augen über so viel Sturheit. "Es muss aufhören, versteh mich doch."
"Ich verstehe gar nichts", erwiderte sie trotzig. "Du hast mich entführt, nun willst du mich wie eine ausprobierte und nicht für gut befundene Ware
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