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Honigmilch

Honigmilch

Titel: Honigmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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dieses weit über die Region hinaus bekannten Glaskünstlers erregt. Severin durfte im vergangenen Sommer sogar eines seiner Werke – ein Weinglas in Form eines Blütenkelchs – beim Zwiesler Buntspecht präsentieren.
    »Unser Buntspecht«, stoppte der Hotelier den Redefluss seines Kochs, »ist die meist beachtete Kunstausstellung in unserer Gegend, bei der alljährlich die bedeutendsten Maler, Bildhauer und Glaskünstler der Region ihre Werke zeigen.«
    Franz nutzte die Unterbrechung, um sein Glas zur Hälfte zu leeren, und fuhr dann mit seinen atemberaubenden Satzgefügen fort.
    Auf Severin wartete laut Franz eine großartige Zukunft. Als graduiertem Glasfachingenieur – zudem exorbitant künstlerisch begabt – sollten ihm bald alle Türen offen stehen. Annabel passte zu diesem Tausendsassa wie der Kren zum Tafelspitz. Sie malte das Golddekor aufs Glas wie keine zweite, und mit der Diamantscheibe schliff sie Gravuren, die ihr Preise und Auszeichnungen noch und noch einbringen hätten können.
    Der Hotelier nickte bestätigend zu den Ausführungen seines Kochs. Franz nickte sich selbst zu, leerte das Glas und stürzte sich wieder in jenes Rededuell, das er mit sich selbst auszutragen beschlossen hatte.
    Nachdem er noch mal gut zwanzig Minuten geschwatzt hatte, fasste Fanni still für sich zusammen, was ihr davon bedeutungsvoll erschien:
    Annabel und Severin ergänzten sich anscheinend prächtig. Ihr geselliges, kontaktfreudiges Wesen bildete mit seinem zurückhaltenden Genius ein perfektes Ganzes. Unstimmigkeiten gab es nur, wenn das Wochenende nahte, Annabel dem Falkenstein zustrebte und Severin allein zurückließ. Er verbrachte dann Stunde um Stunde vor seinem Computer bei World of Warcraft.
    Ja, erinnerte sich Franz auf Fannis Nachbohren hin, Severin hatte einmal erwähnt, mit einem Rechner samt Internetanschluss ließe sich ganz schön Geld verdienen, aber näher hatte er sich nicht darüber ausgelassen.
    Handel mit Raubkopien, dachte Fanni, gibt es so was? Hatte Severin an seinem Computer was Kriminelles dieser Art am Laufen? – Vielleicht. Vielleicht ist Annabel dahintergekommen und hat deshalb zu Heide gesagt, sie wäre fertig mit Severin Ruckerbauer, weil er ein Schwein sei. Ein perverses, widerwärtiges Schwein.
    Klar, und die Spezialisten von der Kripo haben sich Scheuklappen aufgesetzt, bevor sie sich Severins Festplatte vornahmen!
    Vielleicht gibt es inzwischen …
    Und davon weiß Sprudel nichts? Ist Hofer plötzlich mit Stummheit geschlagen?
    Vielleicht …
    Weißt du, Fanni Rot, was ihr, du und Sprudel samt Polizei, zu den Todesfällen am Falkenstein inzwischen herausgefunden habt?
    Einen Mount Everest aus Vielleichts!

7
     
    Am Sonntag, den 24. September, gegen Mittag kam Fanni nach Hause zurück. Nach einem späten Frühstück im Hotel Zur Waldbahn hatte sie sich von Sprudel verabschiedet und war davongefahren.
    »Gleich heute«, hatte Sprudel gesagt, »werde ich nach Pflanzen Ausschau halten, den ersten für mein nagelneues Herbarium. Morgen Vormittag melde ich mich bei dir, Fanni. Vielleicht hast du Zeit, dir meinen Ertrag anzusehen.«
    Fanni betrat das Haus und rief nach Leni. Ihre Tochter musste bereits aus Nürnberg zurück sein, denn ihr Wagen stand auf seinem üblichen Platz am Rand der Zufahrt zur Garage.
    Hallo, Mami«, hörte sie Lenis Stimme von oben. »Ich komm gleich runter. Wollte sowieso Pause machen, wenn ich das Kapitel hier fertig hab.«
    Fanni packte Tasche und Rucksack aus, füllte die Waschmaschine, und dann fragte sie im Kühlschrank nach, was sie für Hans Rot abends auf den Tisch bringen könnte. Sie erwartete ihn so gegen fünf Uhr zurück.
    Die Antwort aus den Kühlschrankfächern fiel deprimierend aus. Fanni klappte die Tür zu und sah sich ihrer Tochter gegenüber.
    »Schon zurück von der Verbrecherjagd, Miss Marple?«, grinste Leni. »Gangster geschnappt?«
    Fanni schüttelte den Kopf. »Wie denn, wir wissen ja über die Opfer kaum mehr als das, was in ihren Meldezetteln steht.«
    »Informationen über Irina Svetla gefällig?«, fragte Leni.
    Fanni glotzte sie an.
    Leni stellte sich in Positur. »Hier sehen Sie Leni Rot, unsere Spitzenagentin«, trompetete sie. »Sie ist extra gestern Abend noch aus Nürnberg hierher gedüst, um Ermittlungen im Fall Irina Svetla anzustellen.«
    Fanni applaudierte.
    Leni verbeugte sich und sagte in normalem Tonfall: »Ich hab ein wenig recherchiert für dich und Sprudel – bei Jonas.«
    »Du hast Jonas über seine Beziehung zu

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