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Honigmilch

Honigmilch

Titel: Honigmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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zu helfen, sah sie Max und Minna friedlich im Fond sitzen. Sie winkte ihnen zu, und erst dann bemerkte sie, dass sich neben Leni auf dem Beifahrersitz nicht wie erwartet ihr Mann befand, sondern Erwin, der Plüschteddy. Fanni staunte. Sie trat ans Auto, öffnete die rechte Tür und sagte:
    »Hallo, Erwin.«
    »Wir haben Erwin mitgebracht, weil er so gut auf Max aufpassen kann«, krähte Minna vom Rücksitz. »Und ich hab jetzt auch überhaupt keine Angst mehr vor ihm. Der Erwin ist unser Beschützer, hat Leo gesagt.«
    »Leo meint«, erklärte Leni, »dass Erwin schwer zu übersehen ist. Solange sich die Kinder in seiner Nähe aufhalten, sagt er, gehen sie nicht verloren.«
    Fanni schnappte nach Luft, aber Leni winkte bloß lachend ab. »So sind Mathegenies halt – schwer daneben.«
    »Und wo habt ihr den Opa gelassen?«, fragte Fanni beim Stichwort »daneben«.
    »Opa muss ganz dringend mit seinem Gewehr auf runde Kreise schießen«, belehrte sie Max ernst. »Und wenn er die runden Punkte in den runden Kreisen trifft, dann gewinnen wir den Kopal, jawohl.«
    Fanni sah fragend zu Leni, die Max das Haar verwuschelte und »Pokal, Mäxchen, Pokal« sagte. Sie half Minna aus dem Wagen und wandte sich dann an ihre Mutter: »Papa hatte heute Morgen schon etliche dringende Anrufe von seinen Schützenbrüdern. In Grafenau findet ein enorm wichtiger Wettkampf statt, und einer der besten Schützen aus Papas Verein hat sich beim Waffenölen den Zeigefinger gequetscht. Da muss Papa natürlich einspringen. Ich habe ihn in Hofkirchen bei einem seiner Schützenbrüder abgesetzt. Mit ihm fährt er dann nach Grafenau.«
    »Oma, machst du uns Kirschpfannkuchen?«, fragte Minna.
    »Klar«, antwortete Fanni, nahm das Kind an der Hand und ging mit ihm ins Haus. Leni folgte mit Max und Erwin.
    Max und Minna wollten beide auf der Arbeitsplatte sitzen, während Fanni den Teig anrührte. Das wollten sie immer, und es gab bisher nie ein Problem dabei. Sie verhielten sich stets gesittet, rückten eng zusammen, um Fanni genug Platz zum Kochen zu lassen, und saßen ganz still. Leider war die Arbeitsplatte nicht lang genug, damit sie nun auch noch Erwin in die Mitte nehmen konnten. Der Herd kam als Sitzplatz für ihn auch nicht infrage, da würde sich Erwin den Hintern verbrennen, und für die Nische unter den Hängeschränken war Erwin zu groß. Leni platzierte den Bär auf einen Stuhl im Esszimmer und beschwatzte Max und Minna, ihn von dort aus zuschauen zu lassen.
    »Aus größerer Entfernung hat Erwin mehr Überblick als aus der Nähe, weil er so riesig ist. Onkel Leo könnte ganz genau ausrechnen, wo Erwin sitzen muss, um am besten zu sehen, was Oma da macht. Erwins Kopf, der Stuhl und Omas Rührschüssel müssen ein gleichwinkliges Dreieck bilden. So ungefähr.« Sie schob den Stuhl mit Erwin darauf schräg vor die offene Küchentür. Max und Minna nickten verständig.
    Fanni zeigte Leni einen Vogel.
    Leni grinste, hüpfte hinaus und die Treppe hinauf.
    Nachdem Max und Minna gegessen hatten, wollten sie »Memory« spielen, eine Legostadt bauen und den Videofilm anschauen, in dem Vera bei einem Straßenfest in Erlenweiler als Bauchtänzerin auftrat.
    »Gut«, sagte Fanni, »sobald ihr euch über die Reihenfolge einig seid, legen wir los.«
    Das zeigte sich schwieriger als angenommen, und deshalb brachte ihnen Fanni das Knobeln bei: Die Schere schneidet das Papier, das Papier umwickelt den Stein, der Stein macht die Schere stumpf. Nach drei Durchgängen siegte Memory. Der Videofilm belegte den letzten Platz, und das kam Fanni sehr gelegen. Es verschaffte ihr Zeit, das Abendessen vorzubereiten.
    Kurz nach acht Uhr lagen Max und Minna in ihren Betten; Max in Leos ehemaligem Kinderzimmer, Minna in Veras. Bei der Zimmerverteilung gab es nie Streit. Minna strebte den Barbiepuppen zu, Max den Batmanpostern.
    Als Fanni ins Esszimmer zurückkam, saß Leni mit einer Tafel Haselnuss-Schokolade am Tisch. Sie brach für Fanni ein Stück ab und bot es ihr auf dem Silberpapier an. Fanni steckte es in den Mund und ließ es zergehen. Leni schenkte ihr Rotwein nach.
    »Jonas Böckl hat mich für morgen Abend zum Essen ins Gasthaus Grauer Hase in Deggendorf eingeladen.«
    Fanni verschluckte sich fast. Das Lokal war eines der teuersten im ganzen Landkreis.
    »Will er dir einen Heiratsantrag machen?«, fragte sie perplex.
    Leni lachte sich schlapp. »Mit diesem edlen Abendessen will er sich bei mir bedanken«, sagte sie nach der letzten Lachattacke. »Weil ich

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