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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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diesen blöden Apparat leiser. Du machst mir ja die ganze
Nachbarschaft verrückt. Außerdem ist Maximilian da und soll schlafen. Ich
wollte mich auch gerade hinlegen.«
    Riesle schaute auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach 21 Uhr. Sein Freund wurde alt. Alt und spießig. Vor ein
paar Jahren wären sie um diese Uhrzeit gerade losgezogen. Jetzt war Hummel
schon kurz nach der Tagesschau im Schlafanzug.
    »Zieh dich schnell an. Es gibt einen Mordfall.«
    »Hör mal, Klausi, ich hab’ im Moment wirklich andere Sorgen. Elke
ist durchgebrannt, und mein Gefühlsleben gleicht einem Badischen Wurstsalat.
Ich glaube, diesmal schnüffelst du besser ohne mich.«
    Riesle wusste um Hummels Beziehungsprobleme. »Ach, Huby. Das wird
auch nicht besser, wenn du die Schlafenszeiten eines Altenheims einführst. Lenk
dich ab, beschäftige dich mit etwas ganz anderem.«
    Das passte zu seinem Freund, dachte sich Hummel. Am liebsten
gedankenlos durchs Leben hetzen. »Wo ist denn der Mord passiert?«, fragte er
der Vollständigkeit halber. Er hatte die Tür schon wieder halb zugezogen.
    »Auf dem Großbiberbacher Sonnenhof. Mensch Hummel, das ist ein
brandheißer Fall. Da wohnt diese ominöse Sekte – ›Kinder der Sonne‹. Diese
Honig-Typen. Komm schon, das ist nicht irgendein Mord.«
    Hubertus war plötzlich wie elektrisiert. »Sonnenhof? Warum sagst du
das nicht gleich?«
    Für Riesle hätte es nicht besser laufen können. Hubertus zog sich in
Rekordzeit an. Dass ein Schuh schwarz und der andere braun war, sagte ihm
Riesle nicht. Er hatte es schließlich selbst eilig.
    Auf der Fahrt überließen sie zunächst dem Polizeifunk die
Unterhaltung. Doch jedes Mal, wenn es knarzte und danach eine Stimme aus dem
Gerät ertönte, schien Hummel nervös zu werden. So auch jetzt: »531 für 5230, bitte kommen«,
verlangte ein Beamter.
    »Sag mal, Huby, wieso interessiert dich mein Funk plötzlich so
brennend?«
    »Pssst«, zischte Hummel ungehalten.
    Leicht verschnupft hörte sich Riesle an, wie der Polizist einen
Verkehrsunfall meldete: » VU am Ortseingang
Schonach, aus Richtung Triberg kommend. Ein Kfz mit Totalschaden, kein
Personenschaden, Unfallverursacher offenbar ein Hirsch, noch flüchtig. Wir sind
vor Ort.« Riesle heiterte die Meldung auf, bei Hummel war eher das Gegenteil
der Fall. »Fahr schneller«, schimpfte er und strich sich über seine üppig
behaarten Oberschenkel. Erst jetzt registrierte er, dass er in der Hektik nur
eine beige Bermuda angezogen hatte. Für einen nächtlichen Ausflug war er ein
wenig dünn bekleidet. Das Außenthermometer des Wagens war gerade unter die 10-Grad-Marke gerutscht. Für einen Schwarzwälder Sommer
keineswegs ungewöhnlich.
    »Hör mal, Hummel, warum bist du so aufgeregt? In etwa 15 Minuten sind wir am Tatort, da werden wir schon mehr
erfahren. Erst wolltest du gar nicht mit, jetzt kannst du’s kaum erwarten.
Also: Was ist los?«
    Hubertus hörte die Frage, war mit seinen Gedanken jedoch bei Elke.
Was, wenn sie das Mordopfer war? Undenkbar. Dann wäre er zwar Witwer und somit
frei für Carolin. Aber unter diesen Umständen könnte er nie und nimmer mit ihr
zusammen sein. Ohnehin würde er sich ewig Vorwürfe machen, dass er Elke durch
seine Unschlüssigkeit erst in die Fänge dieser Sekte getrieben hatte.
    »Hummel? Ich will eine Antwort von dir!«, ließ Riesle nicht locker.
    »Elke«, stöhnte dieser. »Sie ist …« Er stockte. »Sie ist gerade bei
dieser Sekte … als Gast sozusagen. Vor ein paar Tagen ist sie von zu Hause
weggegangen, um innere Ruhe zu finden, wie sie es ausgedrückt hat. Ausgerechnet
zu diesen ›Kindern der Sonne‹. Und jetzt befürchte ich, dass sie vielleicht …«
    »Und das sagst du mir erst jetzt?« Klaus schaffte es tatsächlich,
noch mehr aus seinem alten Opel Kadett herauszuholen. Hummel, der bei Riesles
durchaus üblichen Rennfahrermanövern gerne mal Panikattacken bekam, war diesmal
wie betäubt. Er monierte nicht einmal, dass sein Freund durch Langenschiltach
genau doppelt so schnell fuhr wie erlaubt. Riesle kommentierte derweil die im
Halbdunkel auftauchenden Anti-Mobilfunk-Schilder mit einem geknurrten
»Schwachsinn – haben die sonst keine Sorgen?«. Wenig später ließ er die Reifen
auf dem Parkplatz des Sonnenhofes quietschen.
    Für Kriminalhauptkommissar Claas Thomsen war der Tag
bereits gelaufen. Ausgerechnet aus der Dusche hatten sie ihn geholt. Ein
Ritual, für das er sich normalerweise mindestens eine Stunde Zeit nahm. Er
musste sich den Schmutz

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