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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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»Ich glaube, ich bringe mich um«, dröhnte eine
Stimme, die zwar verwaschen klang, aber dennoch wesentlich besser zu verstehen
war als Klaus an der Funkloch-Grenze. »Alles Dilettanten! Ich stehe ohne
Schauspieler da …« Edelbert. »Und ohne Freunde, die meine Anrufe entgegennehmen.
Mir bleibt nur noch der Freitod …« Dann brabbelte er irgendetwas von »Des
Teufels General«, Harras und dass er es genauso wie in dem Zuckmayer-Stück nach
realem Vorbild machen wolle. Ganz offenbar hatte Burgbacher einen anderen
Freund angetroffen – den Alkohol.
    Er würde sich bald um den Impresario kümmern, nahm sich Hummel vor.
Aber erst einmal schnell weiterdrücken. Vielleicht gab es da Neues von der Leiche.
    Carolin lächelte ihm zu und verdrehte leicht die Augen, während die
Mutter offenbar weiter auf sie einredete. Hummels Gesicht war um einiges
blasser geworden, wie ihr auffiel. Schlechte Neuigkeiten?
    »Nächste Nachricht, empfangen um 0 Uhr 17.« Jetzt endlich war Riesle deutlich zu verstehen,
offenbar war er wieder Richtung Villingen-Schwenningen unterwegs. Mit Vollgas,
wie das Motorengeräusch vermuten ließ.
    »Wirklich spitze«, hörte Hummel seinen Freund fluchen. »Melde doch
das Handy am besten gleich ab.« Dann aber rekapitulierte Riesle die Ereignisse
der letzten Stunden. Eine Leiche in einem brennenden Wagen. Die Polizei war zu
dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Mord handeln konnte. Der Wagen,
zumindest das, was von diesem übrig war, war auf die »Kinder der Sonne«
zugelassen – genauer: auf Lucidus, den Sektenchef.
    Er solle sich keine Sorgen machen, obwohl er das nicht verdient
habe, denn er lasse ihn ja mal wieder hängen, monierte Klaus. Die Leiche sei
aber offenbar ein Mann, also nicht Elke. Da vorwiegend Lucidus den Wagen
benutzte, spräche viel dafür, dass er der Tote sei.
    Über einen Rückruf – »möglichst in den nächsten drei, vier Wochen« – würde er sich freuen, sagte Riesle zum Schluss. Weiteres könne Hubertus der
heutigen Ausgabe des »Kurier« entnehmen.
    Der drückte noch einmal dieselbe Taste. »Es liegen keine weiteren
Nachrichten für Sie vor.«
    Carolin schaute ihn fragend an. Er nickte ihr abwesend zu und
versuchte, Klaus anzurufen. Es war zehn vor neun. Sein Gesprächspartner sei
vorübergehend leider nicht erreichbar, man solle bitte eine Nachricht nach dem
Signalton hinterlassen.
    Riesle wäre sehr wohl erreichbar gewesen. Wie du mir, so ich dir,
dachte er sich jedoch. Und dass er den liebestrunkenen Freund jetzt erst einmal
ein paar Minuten zappeln lassen würde.
    Der rannte in der Zwischenzeit zum Briefkasten im Erdgeschoss des
Mietshauses und schnappte sich den »Kurier«, um ihn hektisch durchzublättern.

21. Frau Bergmann
    Im Großbiberbacher Ratssaal herrschte dichtes Gedränge. Es
    war 9 Uhr, und alle verfügbaren Kollegen strömten
zur Soko-Sitzung. Nicht wenige waren übernächtigt. Nachdem die Leiche am
Vorabend gefunden worden war, hatte das Ganze eine neue Dimension angenommen.
    Thomsen war klar, dass sie jetzt den Sonnenhof genauestens unter die
Lupe nehmen mussten. Die Zeit, in der man Abmachungen zum Schutz der Sekte vor
der Öffentlichkeit hatte treffen können, war vorbei. Zumal derjenige, mit dem
man die Abmachungen getätigt hatte, ganz offenbar nicht mehr lebte. Letzte
Gewissheit musste eine weitere DNA -Analyse ans
Licht bringen. Aber das würde ein Leichtes sein, dachte Thomsen.
    Zum einen würde es für die Gerichtsmedizin kein Problem darstellen,
der verbrannten Leiche brauchbares Gewebe für eine DNA zu entnehmen und diese sofort zu ermitteln. Außerdem hatte man Lucidus’ DNA schon von der freiwilligen Speichelprobe. Das
ersparte ihnen die Arbeit, sich um eine Vergleichsprobe aus einer Haar- oder
gar Zahnbürste von Lucidus bemühen zu müssen.
    Zu Hause hatte er sich die doppelte Ration Clomipramin verordnet.
Dass bei den Nebenwirkungen wie bei vergleichbaren Antidepressiva auch sexuelle
Störungen und Schlafstörungen angegeben waren, schreckte ihn nicht. Ersteres
betraf ihn seit der Scheidung von seiner Frau vor vier Jahren nicht mehr. Und Schlaflosigkeit?
Derzeit hatte er ja ohnehin nur die Chance auf drei, maximal vier Stunden in
seinem Bett. Thomsen mochte es nicht, vor mehr als ein oder zwei Leuten zu
reden. Und noch weniger recht war ihm, dass er dazu gezwungen sein würde,
seinen mühsamen Ermittlungsvorsprung einzubüßen und alle auf den aktuellen
Stand bringen zu müssen. Lange hatte er sich im Bett gewälzt und nach

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