Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
Vom Netzwerk:
selbst wie Minuten vorkamen, aber ihrem Herzen die Ewigkeit bedeuteten.
    Jakob war von Anfang an bewusst, dass er eine Verrücktheit beging, dass seine Verbindung mit Deborah vergänglich und die Zukunft nicht ihr Verbündeter war. Umso mehr ließ er sich in die flüchtige Illusion der Liebe fallen, gab sich einer Liebe hin, wie sie nur unter extremen Bedingungen, in Krieg und Gefahr, fernab von Alltag und Normalität, existieren konnte.
    Deborah und er benahmen sich nicht wie Liebende, die beisammen liegen, sich unterhalten und ihre Nähe genießen; ihre Liebe musste keine Fragen beantworten oder eine Entscheidung treffen, sie lebte den Moment. Sie schmeckten und kosteten sich, versanken ineinander und ließen keine Sekunde voneinander ab, Haut an Haut, Hände und Lippen verbunden - zwei Körper, die sich wie Ertrinkende verzweifelt aneinanderklammerten, weil sie bereits die Ahnung in sich trugen, dass ihre Zeit endlich war.
    Für Deborah war die Liebe zu Jakob real, sie liebte ihn mit ihrem ganzen Sein, ungestüm und hingebungsvoll. Für sie war Jakob ihr Herz, ihre Seele und ihr Atem - das ersehnte Versprechen der Liebe, für sie hatte es sich erfüllt. Deborah ergab sich ganz und gar diesem neuen und nie erfahrenen Schmerz, dem süßen Schmerz der Liebe.
    Deborah wusste nun auch, dass Pavel eigentlich Jakob hieß. Er wollte, dass es sein Name war, den sie in ihrer Ekstase herausschrie.
     
    Marlene ließ sich während dieser Tage nicht blicken. Weder bei Jakob noch bei Deborah. Sie tauchte erst wieder am Tag von Albrechts bevorstehender Rückkehr in der Suite auf. Wenn sie über Jakob und Deborahs Treiben Bescheid wusste, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    „Bonjour, Chérie“, begrüßte sie Deborah mit aufgesetzter Fröhlichkeit und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Es ist soweit. Heute steigt die Party.“ Sie zog die Nadeln aus ihrem schwarzen Hut, warf alles zusammen auf den Tisch und ließ sich beschwingt auf das Sofa plumpsen. Sie hatte eine neue Frisur. Das Haar war noch blonder, dafür kürzer. Es stand ihr gut.
    „Ich weiß nicht … ich habe seit Tagen nichts von Albrecht gehört“, wich Deborah aus. „Vielleicht kommt er heute noch gar nicht zurück.“ Sie hatte gerade zwei Stunden gebadet, sich dabei selbst berührt und sich jede einzelne Zärtlichkeit Jakobs in Erinnerung gebracht.
    „Du wirst doch jetzt wohl keinen Rückzieher machen wollen“, konterte Marlene. Insgeheim genoss sie Deborahs Unbehagen. Das hast du nun davon, meine Kleine, dachte sie. Willkommen in meiner Welt. Ab sofort ist Sex nicht mehr Kür, sondern Pflicht.
    „Natürlich kehrt er heute Abend zurück. Er hat einige harte Tage hinter sich und keine Frau gehabt. Frag nicht, woher ich das weiß, man hat so seine Kanäle. Es ist also die beste Gelegenheit. Der Mann wird nach dir ausgehungert sein. Wir sollten nochmals alles zusammen durchgehen. Setz dich.“
     
    Als es vorüber war, wunderten sie sich beide, wie leicht alles gegangen war. Sie hatten sich für die einfachste und natürlichste Variante entschieden.
    Bei Albrechts Eintreten umfing ihn das sanfte Licht unzähliger Kerzen, die Marlene im Raum verteilt hatte. Als Nächstes gewahrte er zwei nackte, ineinander verschlungene Körper, deren Haut wie ein sinnliches Versprechen schimmerte. Auf dem Tisch unter silbernen Deckeln erwartete ihn ein raffiniertes, leichtes Abendmahl, der Champagner perlte im Sektkühler.
    Marlene und Deborah ließen ihren begehrenswerten Anblick einige Sekunden lang auf Albrecht wirken. Dann erhoben sie sich mit langsamen, katzengleichen Bewegungen und ihr lockender Gang und ihre jungen Körper verwirrten augenblicklich seine Sinne. Sie entkleideten Albrecht und führten ihn ins Bad, wo sie ihn in der Badewanne gemeinsam wuschen, mit Leckerbissen fütterten und ihm Champagner einflößten. Albrecht schlief in weniger als einer halben Stunde tief und fest.
    „Ist das zu fassen“, rief Marlene kopfschüttelnd und betrachtete den schlafenden Albrecht in der Wanne, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er auch wirklich so tief schlief. Aber Albrecht hatte noch nicht einmal auf ihre Fingernägel reagiert, die sie ihm als blutende Spur quer über die Brust gezogen hatte. „Er hat tatsächlich vergessen, seine verdammte Aktentasche wegzusperren. Wir brauchen noch nicht einmal mehr den Safeknacker.“ Marlene fischte eine Kamera und weiße Fingerhandschuhe aus ihrer Handtasche.
    „Wozu sind die denn gut?“, fragte

Weitere Kostenlose Bücher